US-Präsident Donald Trump macht nach dem mysteriösen Verschwinden des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi Druck auf die Regierung in Riad. "Es ist eine sehr traurige Situation, es ist eine sehr schlimme Situation", sagte Trump im Weißen Haus. "Wir dürfen nicht zulassen, dass so etwas passiert, nicht mit einem Reporter, nicht mit irgendjemandem."
Der US-Präsident forderte Aufklärung von Riad: Er habe "auf höchster Ebene" mit Vertretern Saudi-Arabiens gesprochen. Er wolle Informationen von der Regierung sehen - "und wir wollen sehen, was hier vor sich geht." Washington sei "sehr enttäuscht" und werde der Sache "auf den Grund gehen". Saudi-Arabien ist für die USA ein strategisch wichtiger Partner - und ein wichtiger Absatzmarkt für US-Rüstungsgüter.
Der Fall des Journalisten stellt eine Belastungsprobe für die Beziehungen zwischen der beiden Länder dar. Unter Trump hat sich das Verhältnis zwischen Washington und dem saudischen Königshaus wieder deutlich verbessert, nachdem es sich unter seinem Vorgänger Barack Obama abgekühlt hatte.
Das Weiße Haus teilte mit, dass Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und der Nationale Sicherheitsberater John Bolton mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman über Khashoggi gesprochen hätten. Anschließend sei Außenminister Mike Pompeo noch einmal mit ihm in Kontakt gewesen. Alle drei forderten demnach mehr Details von der saudischen Regierung und riefen sie dazu auf, sich bei den Ermittlungen transparent zu verhalten.
Khashoggi war misstrauisch
Der 59 Jahre alte Khashoggi hatte vor mehr als einer Woche das saudische Konsulat in Istanbul betreten und wird seitdem vermisst. Türkische Polizei- und Regierungskreise gehen Medienberichten zufolge davon aus, dass er im Konsulat ermordet wurde. Saudi-Arabien weist die Vorwürfe zurück und versprach, den Fall aufzuklären. Am Dienstag stimmte Saudi-Arabien zu, dass die türkische Polizei das Konsulat durchsucht. Bisher fand die Durchsuchung aber nicht statt.
Khashoggi war vor mehr als einem Jahr aus Angst vor politischer Verfolgung ins Exil in die USA gegangen. Dort schrieb er unter anderem Artikel für die "Washington Post". Drei Tage vor seinem Verschwinden äußerte er in einem Interview mit der BBC die Sorge, bei einer Rückkehr nach Saudi-Arabien festgenommen zu werden.
Die "Washington Post" berichtete, US-Geheimdienstler hätten ein Gespräch von saudischen Vertretern abgefangen, in dem diese über einen Plan gesprochen hätten, Khashoggi nach Saudi-Arabien zu locken und ihn dort festzunehmen. Die Zeitung berief sich in dem Bericht auf Personen, die mit den Geheimdienstinformationen vertraut seien. Diese Informationen seien ein weiteres Indiz, das nahelege, dass das saudische Regime in das Verschwinden des Journalisten verwickelt sei, schrieb die Zeitung.
Die "Washington Post" schrieb zudem unter Berufung auf Freunde Khashoggis, ranghohe saudiarabische Vertreter hätten dem Journalisten Schutz oder sogar einen wichtigen Regierungsposten angeboten, sollte er in seine Heimat zurückkehren. Khashoggi sei aber misstrauisch gewesen.
Der stellvertretende Sprecher des US-Außenministers, Robert Palladino, erklärte, er könne definitiv ausschließen, dass die US-Regierung im Vorfeld von Khashoggis bevorstehendem Verschwinden gewusst habe. Auf die anschließende Frage eines Journalisten, ob die Regierung etwas davon gewusst habe, dass eine Bedrohung für Khashoggi bestehe, sollte er in das Konsulat gehen, erklärte Palladino: "Wir hatten keine Kenntnisse im Vorfeld."
Quelle: n-tv.de
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