Türkei soll Video von Khashoggi-Mord besitzen

  12 Oktober 2018    Gelesen: 836
Türkei soll Video von Khashoggi-Mord besitzen

Seit zehn Tagen ist Jamal Khashoggi spurlos verschwunden. Die Türkei geht von der Ermordung des Journalisten aus. Als Beleg könnte ein heimlich aufgenommenes Video dienen. Doch das würde eine Staatsaffäre auslösen.

 

 

Im Fall des verschwundenen Journalisten Jamal Khashoggi erhärtet sich der Verdacht gegen die saudische Staatsführung. Laut "Washington Post" existieren Ton- und Videoaufnahmen, die belegen sollen, dass Khashoggi vor eineinhalb Wochen im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet wurde. Das Blatt, für das Khashoggi in der Vergangenheit selbst schrieb, beruft sich dabei auf Informationen türkischer und amerikanischer Offizieller.

Demnach belegen die Bänder, dass Khashoggi erst verhört, dann gefoltert und schließlich getötet wurde. Mehreren Offiziellen zufolge sei die Leiche des Journalisten anschließend zerstückelt worden. Zuvor hatte schon die "New York Times" unter Berufung auf türkische Sicherheitskreise berichtet, dass ein Team saudischer Agenten Khashoggi in dem Konsulat getötet, seinen Körper danach mit einer Knochensäge zerstückelt und die Reste mutmaßlich in Koffern aus dem Konsulat geschafft habe.

Nach Informationen der Zeitung scheut die türkische Seite eine Veröffentlichung der Aufnahmen bisher, um nicht zu offenbaren, wie Einrichtungen ausländischer Staaten in der Türkei ausspioniert werden. Unklar sei deshalb auch, inwiefern amerikanische Stellen das angebliche Beweismaterial bereits einsehen durften. Die türkische Regierung habe US-Regierungsvertretern aber versichert, im Besitz kompromittierender Aufnahmen zu sein, die keinen Zweifel an der Mordthese lassen. Sollte sich die Türkei tatsächlich Aufnahmen aus dem Innern der Landesvertretung der Regionalmacht Saudi-Arabien verschafft oder diese gar selbst heimlich angefertigt haben, würde der ohnehin bereits zur Staatsaffäre ausgewachsene Fall Khashoggi nochmals neue Dimensionen bekommen.

Der 59-jährige Khashoggi hatte am 2. Oktober das saudische Konsulat in Istanbul betreten, um Papiere für die Hochzeit mit seiner türkischen Verlobten abzuholen. Seitdem wird er vermisst. Den schon nach kurzer Zeit von türkischer Seite erhobenen Vorwurf, der Regimekritiker sei im Konsulat ermordet worden, weist Saudi-Arabien zurück. Zudem hat die Führung in Riad eine Aufklärung des Falls versprochen. Das türkische Präsidialamt kündigte die Einrichtung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Saudi-Arabien an, um den Fall "in all seinen Facetten" zu beleuchten und aufzuklären.

Kritik an Kronprinz Mohammed bin Salman


Khashoggi war vor mehr als einem Jahr aus Angst vor politischer Verfolgung ins US-Exil geflohen. Dort schrieb er unter anderem Artikel für die "Washington Post". Der Journalist begrüßte zwar grundsätzlich die Reformen des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, kritisierte aber dessen zunehmend autoritäre Herrschaft.

Die US-Regierung erhöhte den Druck auf ihren engen Verbündeten Saudi-Arabien. Zwar weile der saudische Botschafter in den USA derzeit in Riad, sagte Außenministeriumssprecherin Heather Nauert. Allerdings fügte sie hinzu: "Wir haben ihm gesagt, dass wir bei seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten Informationen erwarten."

Nauert betonte, sie wolle vor dem Abschluss einer Untersuchung keine Schuldzuweisungen treffen. "Wir wissen nicht, was passiert ist", sagte sie. Die US-Regierung sei jedoch "extrem besorgt über die Situation", die größte Aufmerksamkeit auf der höchsten Ebene genieße. US-Präsident Donald Trump sagte dem Sender Fox News: "Wir wollen herausfinden, was passiert ist." Er nannte das Verschwinden Khashoggis "einen furchtbaren, furchtbaren Präzedenzfall". Khashoggi sei zwar kein amerikanischer Staatsbürger, "aber in diesem Fall spielt das keine Rolle".

Quelle: n-tv.de


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