Saudi-Arabien gesteht Khashoggis Tötung

  20 Oktober 2018    Gelesen: 504
Saudi-Arabien gesteht Khashoggis Tötung

Zwei Wochen nach dem Verschwinden des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi gibt Saudi-Arabien zu, den Regimekritiker im Konsulat in Istanbul getötet zu haben. Das ungeheuerliche Geständnis könnte die diplomatische Weltkarte dauerhaft erschüttern.

Saudi-Arabien hat den Tod des Dissidenten Jamal Khashoggi eingeräumt. Vorläufige Ergebnisse hätten gezeigt, dass es zwischen Khashoggi und mehreren Personen im Istanbuler Konsulat zum tödlichen Streit gekommen sei, berichtete die staatliche saudische Nachrichtenagentur Spa. 18 saudische Staatsangehörige seien festgenommen worden. Die Ermittlungen liefen.

Mit der Stellungnahme versucht die saudische Regierung offenbar, Kronprinz Mohammed bin Salman aus der Schusslinie zu nehmen. Eine Verbindung zu der Tat könnte dem 33-Jährigen, der unter heftigem Druck steht, schwer schaden.

Zudem wurde Spa zufolge der Vizepräsident des Geheimdienstes, Ahmed al-Asiri, auf Befehl des Königs von seinem Posten entbunden. Al-Asiri gilt als enger Vertrauter von Kronprinz Mohammed bin Salman. Es gab zuletzt Spekulationen, dass der General in einer vom Königshaus verbreiteten Version der Ereignisse als der Schuldige an der Tat dargestellt werden sollte.

Kurz vor dem Eingeständnis des Todes des Regimekritikers Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul sollen der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und der saudische König Salman miteinander telefoniert haben. Das geht aus einem veröffentlichten Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu hervor. Erdogan und Salman hätten am Freitagabend über den Fall Khashoggi gesprochen und über die Wichtigkeit, voll bei den Ermittlungen zu kooperieren. Während des Gesprächs hätten der Präsident und der König Informationen über die Fortschritte der Ermittlungen ausgetauscht.

Druck von US-Präsident Trump

Der im US-Exil lebende saudische Regierungskritiker Khashoggi hatte am 2. Oktober das saudische Konsulat in Istanbul betreten, um Papiere für seine Hochzeit mit einer Türkin abzuholen. Er ist seitdem verschwunden. Türkische Regierungs- und Geheimdienstkreise streuten die These, dass Khashoggi im Konsulat getötet worden sei. Riad hatte diese Vorwürfe bis jetzt vehement bestritten. Der Journalist hatte auch Kolumnen für die "Washington Post" verfasst.

Das Eingeständnis aus Riad dürfte auch auf wachsenden Druck von US-Präsident Donald Trump zurückgehen, einem der wichtigsten Verbündeten des Königshauses. Trump hatte zuletzt eine "schwere Bestrafung" für den Fall angekündigt, dass Saudi-Arabien für den Tod Khashoggis verantwortlich sein sollte. Erst wenige Stunden vor der Mitteilung aus Riad hatte Trump neue Erkenntnisse im Fall Khashoggis in Aussicht gestellt, allerdings sprach er von den kommenden Tagen. "In den nächsten zwei oder drei Tagen werden wir viel wissen", sagte er bei einem Auftritt in Scottsdale im US-Bundesstaat Arizona.

Saudi-Arabien hatte seine Gangart mit Kritikern in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Unter der rigiden Herrschaft von Kronprinz Mohammed bin Salman wurden zahlreiche Aktivisten, Kleriker, Geschäftsleute oder Frauenrechtler eingesperrt. Auch im Ausland verschwanden nach Medienberichten mindestens drei kritische Angehörige der Königsfamilie. Es gibt Hinweise darauf, dass sie ins Königreich verschleppt wurden.

Durchsuchungen durch türkische Ermittler

Auch außenpolitisch tritt die Monarchie unter dem Thronfolger deutlich aggressiver auf. Er gilt unter anderem als Initiator der Blockade des Nachbaremirats Katar von 2017, der Festsetzung des libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri vergangenes Jahr und der Eskalation im Jemen-Krieg mit Zehntausenden Toten.

Khashoggi war vergangenes Jahr wegen seiner kritischen Berichterstattung ins Visier der saudi-arabischen Staatsmacht geraten und in die USA geflohen. Der Journalist war zwischenzeitlich auch Medienberater für einige Mitglieder der Königsfamilie in Saudi-Arabien. Er schrieb unter dem englisch transkribierten Namen Jamal Khashoggi.

Türkische Ermittler hatten in den vergangenen Tagen sowohl das saudische Konsulat als auch die Residenz des Konsuls nach Spuren durchsucht. Am Freitag lud die türkische Staatsanwaltschaft Angestellte des Konsulats als Zeugen vor.

US-Außenminister Mike Pompeo hatte in dieser Woche sowohl Riad als auch Ankara besucht, um sich nach dem Stand der Ermittlungen zu erkundigen.

Quelle: n-tv.de 


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