Saudi-Arabien wickelt Milliardengeschäfte ab

  24 Oktober 2018    Gelesen: 865
Saudi-Arabien wickelt Milliardengeschäfte ab

Zahlreiche Unternehmenschefs sagen vor dem Hintergrund des gewaltsamen Tods des saudischen Journalisten Khashoggi ihre Teilnahme an einer Investorenkonferenz in Riad ab. Nichtsdestotrotz kann sich der Ölstaat über prächtige Geschäftsabschlüsse freuen.

Inmitten der Affäre um den Tod des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi hat Saudi-Arabien Geschäfte mit Investoren in Höhe von mehr als 50 Milliarden Dollar gemacht. Auf einer von zahlreichen Größen aus Politik und Wirtschaft boykottierten Konferenz in Riad wurden Verträge in den Bereichen Öl, Gas und Verkehr unter Dach und Fach gebracht, wie Regierungsvertreter mitteilten. Die Konferenz findet unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.


Mit von der Partie unter anderem: Südkoreas Autobauer Hyundai, der amerikanische Ölfeldausrüster Schlumberger sowie der französische Ölkonzern Total. Allein der saudische Energie-Riese Aramco hat 15 Abkommen im Wert von mehr als 34 Milliarden Dollar abgeschlossen. Siemens-Chef Joe Kaeser verpasste einem Insider zufolge durch die Absage seines Besuchs die Unterzeichnung eines möglicherweise milliardenschweren Kraftwerk-Auftrags des Golf-Staates.

Am Rande der Konferenz, die auch "Davos der Wüste" genannt wird, sollte eine entsprechende Vereinbarung unterschrieben werden, sagte eine mit den Plänen vertraute Person. Ob der staatliche Auftrag für Siemens damit in Gefahr ist, ist unklar. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg ist die Unterzeichnung nur aufgeschoben. Das Projekt könne Siemens bis zu 20 Milliarden Dollar bringen.

Bereits im April hatte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in Paris einen Teil der nun in Riad abgeschlossenen Geschäfte eingefädelt. Er traf Vorabsprachen mit Total und anderen französischen Firmen über geplante Abkommen im Volumen von zwölf Milliarden Dollar. Am Dienstag erschien er persönlich auf der Veranstaltung und nannte die Konferenz "großartig". Er fügte im Telegrammstil hinzu: "Mehr Leute, mehr Geld." Der saudische Energieminister Chalid al-Falih lobte Total-Chef Patrick Pouyanné für sein Erscheinen. Dieser sagte in seiner Rede in Riad, es sei gerade "in schwierigen Zeiten" wichtig, Kontakt zu halten und die "Partnerschaft zu stärken".

Saudi-Arabien erlebt eine "Krise"


Der Anfang Oktober ums Leben gekommene Khashoggi galt als einer seiner schärfsten Kritiker. Riad hatte erst nach wochenlangen Dementis eingeräumt, dass der Journalist im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul zu Tode kam. "Niemand im Königreich kann das rechtfertigen oder erklären", sagte Minister Falih dazu auf der Konferenz. Das Land durchlebe gerade "schwierige Tage" und eine "Krise". Der gewaltsame Tod Khashoggis sei "abscheulich". Die Regierung kündigte nach einer Sitzung unter Vorsitz von König Salman an, die für den Tod des Journalisten Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und überdies jene, die Pflichten verletzt hätten.

IWF-Chefin Christine Lagarde, US-Finanzminister Steven Mnuchin und ranghohe Minister aus Großbritannien und Frankreich hatten zuletzt ihre Teilnahme an der Veranstaltung mit dem Titel "Future Investment Initiative" abgesagt. Auch rund 20 Chefs von Firmen wie JP Morgan, Ford und Uber annullierten ihre Zusage. Die Deutsche Bank schickte nach der Absage von Firmenchef Christian Sewing keinen offiziellen Vertreter. Nach dem Rückzug des Roland-Berger-Chefs wird laut einer Sprecherin auch niemand aus dem Management der Unternehmensberatung nach Riad reisen. Die Konferenz wird hauptsächlich vom saudischen Staatsfonds PIF getragen, der mit einer größeren Transparenz des Königreichs und Investitionsmöglichkeiten wirbt.

Über seine Beteiligung an dem von dem japanischen Konzern Softbank aufgelegten Technologiefonds Vision Fund hat Saudi-Arabien bei einer Vielzahl von zukunftsträchtigen Firmen einen Fuß in der Tür: Riad steuerte fast die Hälfte des Geldes zum Aufbau des mehr als 93 Milliarden Dollar schweren Fonds zu, der Beteiligungen an Technologiekonzernen wie dem Amazon-Konkurrenten Alibaba, dem Fahrdienst-Vermittler Uber und dem US-Mobilfunker Sprint umfasst.

Saudi-Arabien will eine Vielzahl der an dem Fonds beteiligten Firmen in das Königreich locken und winkt dabei auch mit Milliardenprojekten in der Solarbranche. Softbank-Chef Masayoshi Son hat seine Rede auf der Konferenz allerdings abgesagt, wie eine mit der Sache vertraute Person sagte.

Quelle: n-tv.de 


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