Großbritanniens Autobauer leiden

  25 Oktober 2018    Gelesen: 1021
Großbritanniens Autobauer leiden

In der britischen Autoindustrie wirft der anstehende EU-Austritt seine Schatten voraus: Die Hersteller verzeichnen im September einen herben Einbruch bei der Fahrzeugproduktion. Dazu kommt die Umstellung auf den neuen Prüfstandard WLTP.

Die Unsicherheit im Vorfeld des Brexit wirkt sich zusammen mit den neuen Abgasvorschriften negativ auf die britische Autoproduktion aus. Der Fahrzeugausstoß brach im September um 16,8 Prozent auf 127.051 Fahrzeuge ein, wie der Branchenverband SMMT mitteilte.

Dabei ging die Inlandsnachfrage um 19 Prozent zurück, während die Exporte um 16,2 Prozent fielen. Der wichtigste Grund für den auffallend starken Rückgang hat nichts mit dem anstehenden EU-Austritt der Briten zu tun: Seit dem 1. September gelten auch in Großbritannien strengere Abgas-Testverfahren (WLTP), was bei den Herstellern zu Problemen bei der nötigen Zertifizierung führt.

Die britische Automobilindustrie ist zudem besorgt, dass nach dem Brexit Zölle eingeführt werden könnten, falls London und die EU keinen Austrittsvertrag abschließen. "Es war ein turbulentes Jahr und die Branche braucht Stabilität, die angesichts der fehlenden Ergebnisse der Brexit-Verhandlungen schwer zu greifen ist", sagte SMMT-Chef Mike Hawes.

Was genau auf die britische Wirtschaft im kommenden Frühjahr zukommt, ist noch immer vollkommen unklar. Die möglichen Szenarien reichen von einer gütlichen Einigung mit der EU in letzter Minute über eine Verlängerung der Übergangsfrist bis hin zum ungeregelten EU-Austritt mit allen Konsequenzen für den Warenverkehr, die Unternehmenslogistik und die Verbraucher.

Um die Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Lieferungen aus dem Ausland sicherzustellen, will die britische Regierung für den Fall eines ungeregelten Brexits Medienberichten zufolge Schiffe für die Einfuhr von Nahrungs- und Arzneimitteln chartern. Auf diese Weise wolle man ein mögliches Chaos durch neue Zollkontrollen im Ärmelkanal verhindern, berichtete die "Financial Times".

Schwimmende Warenlager auf See?

"Wir bleiben zuversichtlich, dass wir noch ein Abkommen mit der EU erreichen", teilte das Verkehrsministerium in London auf Anfrage mit. "Aber es ist nur vernünftig, wenn sich Regierung und Industrie auf eine Reihe von Szenarien vorbereiten." Im Fall eines sogenannten No-Deal-Szenarios könnte sich die Route zwischen Dover und Calais laut Kabinettschef David Lidington schnell zum Nadelöhr entwickeln. Es sei durch Kontrollen auf französischer Seite dann für ein halbes Jahr wohl nur noch 12 bis 25 Prozent der normalen Kapazität verfügbar, habe Lidington dem Kabinett berichtet, hieß es in der "Financial Times".

Als Alternative sollen gecharterte Schiffe auf weniger frequentierten Routen verkehren und andere britische Häfen anlaufen. Neben Lebensmitteln und Medikamenten könnten auch Pkw-Teile an Bord sein, berichtete das Blatt. Die Autobauer in Großbritannien könnten auf diese Weise versuchen, die befürchteten Lieferengpässe in der Produktion abzufedern.

Quelle: n-tv.de


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