Nach dem Versand mehrerer Rohrbomben an Kritiker von Donald Trump hat der US-Präsident zu mehr Anstand in der politischen Debatte aufgerufen und dabei ausdrücklich auch von einer Mitverantwortung der Medien gesprochen. "Diejenigen, die sich in der politischen Arena befinden, müssen damit aufhören, politische Gegner als moralisch fehlerbehaftet zu behandeln", sagte Trump bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Wisconsin.
Der Präsident erklärte vor seinen Anhängern in der Stadt Mosinee weiter: "Wir sollten Menschen im öffentlichen Raum nicht anpöbeln oder öffentliches Eigentum zerstören." Zudem nahm er Journalisten in die Pflicht. "Die Medien stehen auch in der Verantwortung, einen zivilisierten Ton zu setzen und die endlosen Anfeindungen sowie die ständigen negativen und oft falschen Angriffe und Geschichten zu stoppen."
Trump tritt allerdings selbst regelmäßig mit heftigen Attacken auf die oppositionellen Demokraten und andere Kritiker in Erscheinung, vergreift sich dabei häufig im Ton oder wird oft gar beleidigend. Zuletzt bezeichnete er die Demokraten mehrfach als "Kriminelle" und "Mob".
Trump selbst bezeichnete ihm unliebsame Medien, die kritisch über ihn berichten, wiederholt als "Feinde des Volkes". Am vergangenen Donnerstag lobte er einen Kongressabgeordneten für dessen gewalttätigen Angriff auf einen Journalisten.
Der Fund mehrerer Rohrbomben sorgt in den USA seit dem Vortag für Aufsehen: Die Sprengsätze waren an prominente demokratische Politiker und Trump-Kritiker wie Ex-Präsident Barack Obama, dessen frühere Außenministerin Hillary Clinton und Ex-CIA-Direktor John Brennan adressiert, konnten aber entdeckt und abgefangen werden. Auch an das Büro des Gouverneurs von New York, Andrew Cuomo, wurde nach dessen Angaben eine Briefbombe geschickt. Eine Bombe wurde ebenfalls im Briefzentrum des Senders CNN im Zentrum von Manhattan entdeckt.
CNN-Chef kritisiert "Angriffe" des Präsidenten auf Medien
CNN-Chef Jeff Zucker warf Trump daraufhin vor, die Folgen seiner Medienschelte vollkommen zu unterschätzen. "Es gibt einen totalen und völligen Mangel an Verständnis im Weißen Haus über die Schwere der fortgesetzten Angriffe auf die Medien", sagte Zucker. "Der Präsident, und insbesondere der Pressesprecher des Weißen Hauses, sollten verstehen, dass ihre Worte Folgen haben." Die Motive des Täters liegen noch vollkommen unklar.
Bei den nun versandten Sprengsätzen handelt es sich nach Angaben der Anti-Terror-Einheit von New York und des FBI offensichtlich um einfach gebaute Rohrbomben. Die PVC-Rohre enthielten Schwarzpulver und einen Zünder, wie der US-Sender NBC unter Berufung auf drei Ermittler berichtete. Verletzt wurde bei den Funden in Washington und im Großraum New York niemand. Die gepolsterten Umschläge wurden sichergestellt, bevor sie ihre Adressaten erreichten. Laut FBI ähnelten sich die Umschläge.
Ob die Bomben tatsächlich zündfähig waren, ist noch unklar. Der oder die Täter gingen offenbar nicht besonders sorgfältig vor. Das Päckchen an Obamas früheren Justizminister Eric Holder etwa war falsch adressiert und landete stattdessen im Büro der demokratischen Abgeordneten Debbie Wasserman Schultz, deren Anschrift als Absender angegeben war. Die US-Politikerin Maxine Waters, eine Kongress-Abgeordnete der Demokraten, erhielt gleich mehrere verdächtige Postsendungen.
"Politischer Siedepunkt"
Das an Ex-CIA-Chef Brennan adressierte Päckchen wurde an den TV-Sender CNN geschickt, wo der frühere Geheimdienstchef häufig als Gast auftritt. Das New Yorker Bürogebäude des Unternehmens Time Warner, in dem CNN seinen Sitz hat, wurde daraufhin geräumt. Auch weißes Pulver wurde Berichten zufolge in dem Päckchen entdeckt. Ob es sich dabei um eine gefährliche Substanz handelt, war zunächst unklar.
FBI-Direktor Christopher Wray sagte, die Ermittlungen zu den Funden hätten "höchste Priorität". In New York wurden 100 weitere Soldaten der Nationalgarde eingesetzt, um Flughäfen, Bahnhöfe und andere Knotenpunkte zu überwachen. Der Gouverneur des US-Bundesstaats New York, Andrew Cuomo, zeigte sich entsetzt über die neue Bedrohung: "Dies ist die Welt, in der wir leben." Die Vereinigten Staaten stünden offenbar kurz vor dem "politischen Siedepunkt".
Quelle: n-tv.de
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