Zum Telefonat Merkels mit dem König teilte die Bundesregierung noch mit, «im Lichte der laufenden Entwicklungen des Falles» stehe Deutschland bereit, «zusammen mit internationalen Partnern angemessene Maßnahmen zu ergreifen». Einzelheiten dazu wurden nicht genannt.
Der saudische Regierungskritiker Khashoggi war Anfang Oktober in das Konsulat des Königreichs in der türkischen Metropole Istanbul gegangen, um dort Papiere für seine geplante Hochzeit abzuholen. Danach verschwand er. Saudi-Arabien behauptete zunächst, nichts über Khashoggis Verbleib zu wissen. Nach massivem internationalen Druck erklärte Riad dann zunächst, er sei im Konsulat versehentlich bei einer Schlägerei getötet worden. Am Donnerstag folgte erneut eine Kehrtwende: Die Verdächtigen in dem Fall hätten mit Vorsatz gehandelt, teilte die Generalstaatsanwaltschaft des Königreichs mit. Das legten Informationen nahe, die von den türkischen Ermittlern stammten. Die saudischen Behörden hatten 18 Verdächtige festgenommen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte von einem «brutalen Mord» gesprochen, US-Präsident Donald Trump von einem dilettantisch verschleierten Verbrechen. Nach Angaben des Weißen Hauses unterrichtete CIA-Direktorin Gina Haspel den US-Präsidenten am Donnerstag über die Erkenntnisse der türkischen Regierung und ihre Gespräche in dem Land. Haspel war nach wachsenden Zweifeln an den Unschuldsbeteuerungen des saudischen Königshauses in die Türkei gereist.
Medienberichten zufolge ließ die türkische Regierung Haspel Audioaufnahmen von der Tötung Khashoggis vorspielen. Das berichtete die «Washington Post» unter Berufung auf nicht genannte Quellen. Das Weiße Haus pflegt enge Verbindungen zu dem Land und sieht es als wichtigen Partner in der Region an. Die Vereinigten Staaten sind zudem in den Fall involviert, weil Khashoggi zuletzt im US-Exil lebte und dort auch für die «Washington Post» schrieb.
Sein Sohn scheint nun die Gelegenheit genutzt zu haben, den Wüstenstaat zu verlassen. Der Sender CNN berichtete am Donnerstagabend (Ortszeit), dass er nach Aufhebung seiner Ausreisesperre in den USA angekommen sei und berief sich dabei auf eine Quelle aus dem Umfeld der Familie. Demnach hat Salah bin Jamal Khashoggi sowohl die saudische Staatsbürgerschaft als auch die der USA. Einige Stunden zuvor hatte auch die Leiterin der Nahost- und Afrika-Abteilung von Human Rights Watch, Sarah Leah Whitson, auf Twitter geschrieben, Khashoggis Sohn habe Saudi-Arabien nach Aufhebung der Ausreisesperre samt Familie in Richtung USA verlassen.
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