Es kommt ihm selbst seltsam vor. Michael Schumacher, Juan-Manuel Fangio, Lewis Hamilton. Sein Name unter den größten Legenden der Formel 1. "Ich bin immer noch dabei, lebe mittendrin, deswegen sehe ich das nicht so sehr", hat Hamilton kurz vor der erneuten Krönung zum Weltmeister gesagt. "Aber es ist auf jeden Fall cool, wenn irgendwer eine andere Sportgröße im gleichen Atemzug mit mir erwähnt", meint der Brite.
Fangio kann Hamilton nun nach Titeln schon im kommenden Jahr überholen. "Crazy", findet er es, die fünf Titel der argentinischen Ikone bereits egalisiert zu haben. Schumachers eigentlich für unerreichbar gehaltene sieben WM-Triumphe kann der 33-Jährige bis zum Ende seines aktuellen Vertrags beim deutschen Werksrennstall Mercedes erreichen. 35 Jahre wäre Hamilton dann alt. Schumacher beendete seine Karriere letztlich mit 43 Jahren.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich das eines Tages sagen würde, aber Lewis ist derjenige, der Michaels Rekorde brechen kann", sagte jüngst Ross Brawn, Landsmann von Hamilton und Wegbegleiter von Schumacher in dessen Formel-1-Karriere. "Ich glaube fest daran, dass ich das Beste noch vor mir habe", sagt Hamilton. "Mehr Rennen, mehr Erfolge mit diesem Team, mehr Erlebnisse mit meiner Familie, neue Geschäftsfelder, selbst eine Familie gründen - es gibt so viele großartige Dinge, die mich noch erwarten", erklärt der Champion.
Er lebt und erlebt
Hamiltons Welt ist grenzenlos geworden, er lässt sich nicht durch das Rennfahren limitieren. Für einen Top-Designer durfte Hamilton eine eigene Modelinie entwerfen, mit den Topmodels der Welt ist der Brite ohnehin auf Du-und-Du, nach dem US-Rennen plauderte er entspannt mit Oscar-Preisträger Matthew McConaughey und ließ sich tags danach beim NFL-Spiel in Atlanta feiern. Hamilton, er lebt und erlebt.
Die unzähligen Meilen in über 10.000 Metern Höhe zu den Rennen machen ihm auch nichts aus. Hamilton jettet im Privatflieger sogar zwischen zwei Grand Prix noch durch die Welt. Es ist positiver Stress, ein Beschleuniger für den Formel-1-Fahrer Hamilton.
So wie in Singapur, als er vorher in Shanghai und New York in Sachen Mode unterwegs gewesen war und dann eine Qualifikationsrunde auf dem Weg zum Rennsieg fuhr, die Hamilton-Versteher und Mercedes-Teamchef Toto Wolff als «surreal» bezeichnete. "Er kam hierher, hat Rock'n'Roll gemacht und alle zerblasen", sagte Wolff. Der Österreicher hatte zusammen mit Teamaufseher Niki Lauda zur Saison 2013 Hamilton als Nachfolger von Schumacher zu Mercedes gelotst.
Pfiffe als Treibstoff für den Erfolg
Nach sechs Jahren mit nur einem Titel bei McLaren blühte Hobby-Musiker, Schmuck- und Tattoo-Liebhaber Hamilton in der neuen Umgebung auf: Vier Titel in sechs Jahren sagen alles. Nur im Eingewöhnungsjahr 2013 und 2016, als er gebremst von Defekten gegen seinen damaligen deutschen Widersacher Nico Rosberg verlor, blieben Fahrer-titellose Jahre im Silberpfeil. Aber auch lehrreiche.
Hamilton hat gelernt, mit Rückschlägen und Niederlagen besser umzugehen. Die Schmoll- und Schweigezeit ist vorbei. Pfiffe der Tifosi wie bei seinem Sieg im Ferrari-Land Italien verwandelt Hamilton längst in Treibstoff für seinen Erfolg.
Sein Ehrgeiz schärfte sich in den Jahren, als einige seiner Konkurrenten in teuren Sportwagen zu den Kartrennen gebracht wurden, "während mein Vater und ich im Fiat Cinquecento vorfuhren. Ich habe gedacht: Genießt das, aber das Rennen werdet ihr niemals gewinnen." Hamilton nennt es den "rohen, natürlichen Hunger", den man nicht schlagen kann. Etwas, das auch Schumacher zu dessen Rekorden trieb.
Quelle: n-tv.de , Marx und Christian Hollmann, dpa
Tags: