Wie ist das jetzt mit dieser europäischen Fußball-Superliga und dem Ausstieg des FC Bayern aus der Fußball-Bundesliga? Waren das ernsthafte Absichten oder doch nur Gedankenspiele? Nach den Enthüllungen des "Spiegel" haben sie in München und auch bei Borussia Dortmund das Wochenende genutzt, um deutlich und mehrfach zu betonen, dass da konkret und zum jetzigen Zeitpunkt wenig bis nichts dran sei. Na gut, rein theoretisch sei das interessant.
Michael Gerlinger, Chefjustiziar der Münchner, hatte das so formuliert: "Das ist dann eine Vollvermarktung, die da stattfindet. Da kann man dann das Letzte rausholen." Aber von einem Abschied aus der Bundesliga könne im Moment keine Rede sein. "Wir stehen total zu unserer Mitgliedschaft in der Bundesliga und analog auch zu den Uefa-Wettbewerben", beteuerte Karl-Heinz Rummenigge beim Bezahlsender Sky. "Das haben wir nie infrage gestellt." Das würden sie auch nicht tun, "solange ich Vorstandsvorsitzender des FC Bayern bin". Diesen Job hat er seit 2002, sein aktueller Vertrag läuft bis zum 31. Dezember 2019. Auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke betonte: "Ich habe deutlich gesagt, dass Borussia Dortmund für keinen Wettbewerb dieses Planeten die Bundesliga verlassen würde."
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte in einem Rechercheverbund allerdings aufgedeckt, dass die Pläne für eine Superliga konkreter sind oder zumindest waren, als bisher bekannt. Demnach war vorgesehen, dass 16 der mächtigsten Klubs in Europa noch in diesem Monat eine Absichtserklärung für die Gründung einer exklusiven Champagner-Liga in Eigenregie unterschreiben. Der FC Bayern war als eines von elf Gründungsmitgliedern vorgesehen, von denen keines absteigen kann. Der BVB käme als einer von fünf Gästen dazu.
Rummenigge sieht "überhaupt keinen Skandal"
Für Teilnehmer und Investoren ist das ein interessantes Modell. "Am besten noch den Auf- und Abstieg abschaffen, dann hast du Planungssicherheit. Das kann schon sein. Und ich will das auch gar nicht zu negativ sehen", sagte Watzke. Würden diese Pläne tatsächlich umgesetzt, wäre es das Aus für die Champions League des europäischen Verbandes Uefa in ihrer jetzigen Form. Und der FC Bayern hatte 2016 durchaus prüfen lassen, ob es möglich ist, aus der Bundesliga auszusteigen, das aber nach eigener Aussage wieder verworfen.
Dem Magazin "11 Freunde" hatte Rummenigge in der aktuellen Ausgabe zum Thema Superliga gesagt: "Ich vermute, dass diese Liga eines Tages kommen wird. Aber fragen Sie mich nicht, wann." Auch Watzke hatte eingeräumt, dass es Gespräche gebe, "das ist klar, und ich glaube auch, dass ein paar der großen Klubs Europas da deutlich dran stricken". Die beiden Chefs bestreiten also nicht, dass es diese Pläne gibt. Und sie bestreiten auch nicht, davon gewusst zu haben. Für den FC Bayern, sagt ihr Vorstandschef, sei es "normal, dass man sich damit juristisch auseinandersetzt". Er sehe daran auch "überhaupt keinen Skandal". Wenn eine solche "Anfrage komme, ist es meine Aufgabe, diese zu prüfen und am Ende intern darüber zu diskutieren. Nicht mehr und nicht weniger ist passiert". Watzke erklärte ebenfalls, es sei klar, "dass wir als Borussia Dortmund auch Optionen prüfen müssen". Schließlich sei es so: "Im Fußball halte ich alles für möglich."
Mehr Geld gibt's dann auch so
Erst einmal aber deutet vieles darauf hin, dass alles so bleibt, wie es ist. Und im Grunde gibt es diese Superliga ja bereits. Im Viertelfinale der Champions League stehen seit Jahren stets, bis auf wenige Ausnahmen, dieselben Klubs. Und ihrem eigentlichen Ziel sind die Topklubs mit ihren offenbar sehr konkreten Plänen, ohne die Uefa eine Liga zu organisieren, auch so näher gekommen. Und das lautet: sehr viel Geld. Nach dem neuen Verteilungsschlüssel bekommen die mächtigsten Klubs über die Champions League jetzt noch mehr davon.
Georg Pangl ist Generalsekretär der Vereinigung Europäischer Fußball-Ligen, die sich für die Belange der kleineren Vereine einsetzt. Im Interview mit der ARD sagte er: "Es geht vor allem darum, dass vor zwei Jahren, als die Champions-League-Reform zu Gunsten der großen Klubs beschlossen wurde, die Uefa führungslos war. Präsident Michel Platini war schon weg, Aleksander Ceferin noch nicht im Amt. Nach unserem Verständnis hat man das damals als Bedrohungsszenario für die Uefa verwendet, um eben noch mehr Geld und Vorteile für die großen Klubs herauszuschlagen." Ausgehandelt hatte das auch Rummenigge, der bis September 2017 Vorsitzender der Europäischen Klubvereinigung ECA war.
Zudem hatte der Verband die Regularien für die Königsklasse für diese Saison dahingehend geändert, dass mit Spanien, Deutschland, England und Italien die vier besten Nationen in der Fünfjahreswertung nun alle garantiert und ohne Umwege in jeder Saison vier Starter stellen. Diese Vereinbarung gilt erst einmal bis 2021, dann wird neu verhandelt. Der Tabellenvierte der Bundesliga musste im August dieses Jahres jedenfalls nicht mehr in die Playoffs. Es war Borussia Dortmund.
Quelle: n-tv.de
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