"Wer in die Formel 1 will, muss eben durch die Formel 2."

  06 November 2018    Gelesen: 694
"Wer in die Formel 1 will, muss eben durch die Formel 2."

Die für das Jahr 2019 geplante W-Series - eine der Formel 3 ähnliche Monoposto-Klasse nur für Frauen - stößt im Formel-1-Fahrerlager auf gemischte Gefühle. Für Skepsis sorgt die Tatsache, dass die Gründung des Championats gleichbedeutend mit einer bis dato nicht gekannten Geschlechtertrennung im Motorsport ist. "Wir müssen aber auf Augenhöhe antreten", fordert Tatiana Calderon.

Die frisch gebackene Sauber-Testpilotin, die "definitiv nicht" in der W-Series fahren wird, erkennt kaum Vorteile: "Ich war immer eine Wettkämpferin. Ich will nur gegen die Besten antreten - ungeachtet des Geschlechts", sagt Calderon und wünscht sich, dass Mädchen den gleichen Karriereweg beschreiten wie alle ihre Kontrahenten: "Wer in die Formel 1 will, muss eben durch die Formel 2."

Allerdings: Calderon selbst stand nie im direkten Unterbau der Königsklasse unter Vertrag und fuhr auch in der Formel-3-EM sowie der GP3-Serie unter ferner liefen. "Es dauert eben länger, sich auf der Strecke und bei Leuten, mit denen man arbeitet, Respekt zu verschaffen", sagt die Kolumbianerin. Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass ein männlicher Pilot mit solchen Leistungen in den Kader eines Formel-1-Teams aufgestiegen wäre - es sei denn, er hat eine üppige Mitgift im Gepäck.

Auch Claire Williams, Teamchefin des gleichnamigen Rennstalls und langjährige Förderin von Susie Wolff, runzelt die Stirn: "Fakt ist, dass unser Sport einer der wenigen ist, in dem Frauen Männern Paroli bieten können", wittert sie PR-Potenzial, dass die W-Series verschenkt. "So etwas muss betont werden und deshalb wäre es aus meiner Sicht sinnvoller, Frauen gegen Männer antreten lassen - und sie nicht zu trennen." Das Problem ist, dass diese Strategie zuletzt kaum gefruchtet hat.

W-Series sorgt für gemischte Gefühle - An dem Punkt setzt die von Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard initiierte und von Red-Bull-Technikguru Adrian Newey beratend begleitete W-Series an: Sie veranstaltet Castings, um die Teilnehmerinnen auszuwählen, sodass sie kein Geld oder Sponsoren mitbringen müssen. Am Ende gibt es 1,5 Millionen US-Dollar Preisgeld - 500.000 US-Dollar alleine für die Gesamtsiegerin, die damit für die nächsten Schritte in ihrer Karriere unabhängig von der Gunst ihrer Förderer planen kann.

"Einigen Mädels, die Probleme haben, ein Budget zusammenzukratzen, wird die Meisterschaft helfen", bemerkt Calderon. Auch Williams steht der W-Series nicht nur ablehnend gegenüber, sondern lobt: "Jede Initiative, um Frauen für Motorsport zu begeistern, ist toll und verdient sich Applaus."

Auch Williams-Pilot Lance Stroll spricht von "keiner schlechten Idee" und sagt: "Es besteht kein Zweifel, dass Frauen Formel 1 fahren können." Dennoch hält er es nicht für falsch, auf Geschlechtertrennung zu setzen: "Sei es im Tennis, im Fußball, im Eishockey oder im Schwimmen: Fast überall treten Männer und Frauen getrennt an. Warum also nicht im Motorsport?" Weil die physischen Voraussetzungen nicht irrelevant sind, aber weniger stark ins Gewicht fallen, ließe sich formulieren.


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