Boateng beklagt Rassismus in Deutschland

  09 November 2018    Gelesen: 1049
Boateng beklagt Rassismus in Deutschland

Als Kind beleidigt ihn der Vater eines Gegenspielers so lange, bis Jérôme Boateng weint. Nun wendet sich der Fußball-Nationalspieler gegen Rassismus auch in der Mitte der Gesellschaft. Und er bedauert, dass die DFB-Elf bei der WM nicht hinter Mesut Özil stand.

Fußballnationalspieler Jérôme Boateng beklagt den Rassismus in Deutschland. In dem nach ihm benannten Magazin "Boa" aus dem Haus Gruner + Jahr, das an diesem Samstag erstmals erscheint, sagte er: "Wenn rechte Parolen bis in die Mitte der Gesellschaft vordringen, sollte jeder aufstehen und Stellung beziehen." Er spüre, dass viele ihre Mitmenschen vermehrt in Schubladen steckten. "Eine für die Deutschen, eine für die Migranten. Und die Deutschen, deren Eltern vielleicht ausländische Wurzeln haben und die nicht weiß sind, sich aber völlig deutsch fühlen, weil sie hier aufgewachsen sind, werden wieder skeptischer angeschaut."

Die Aussagen stammen aus einem Doppelinterview mit Boateng und dem Sänger Herbert Grönemeyer, das dem "Spiegel" vorab vorliegt. Die Fragen stellte Stephan Seiler, der Chefredakteur des Magazins. Boateng erzählt, wie er als Kind in Berlin unter Rassismus auf dem Fußballplatz gelitten habe. "Dabei waren manche von uns gerade einmal zehn Jahre alt. Ich erinnere mich noch an ein Pokalspiel beim Köpenicker SC. Da ist der Vater eines Gegenspielers auf unsere Seite gekommen, hat mich die ganze Zeit beleidigt. Irgendwann hab ich angefangen zu heulen."

Affenlaute auf den Fußballplatz


Auch heute noch werde er angefeindet. "Wenn ich mich am Rand des Spielfelds warm mache, höre ich öfter, wie Zuschauer Affenlaute von der Tribüne brüllen, obwohl ich für Deutschland so viele Spiele bestritten habe." Der Profi des FC Bayern lief bisher 76 Mal für die DFB-Elf auf und wurde mit ihr in Brasilien Weltmeister. "Der Gewinn der WM 2014 wäre ohne all die Spieler mit so unterschiedlicher Herkunft bestimmt nicht möglich gewesen."

Boateng äußerte sich auch zu seinem ehemaligen Kollegen Mesut Özil. Der Spieler des FC Arsenal war nach dem Vorrunden-Aus bei der WM in Russland in diesem Sommer aus der deutschen Nationalelf zurückgetreten. Als Grund nannte Özil Rassismus der Zuschauer und auch in Teilen des DFB. Vor allem Verbandspräsident Reinhard Grindel habe ihn in der Affäre um die umstrittenen Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht genügend unterstützt. Er sei ein Deutscher, hatte Özil geschrieben, wenn die Mannschaft gewinne; und ein Migrant, wenn sie verliere.

Boateng sagte dazu, ihm sei aufgefallen, dass bei türkischstämmigen Spielern "viele Fans und Medien viel kritischer als bei anderen Spielern kommentieren". Boateng war einer der wenigen und der erste aus der Nationalmannschaft, der sich nach Özils Rücktritt geäußert hatte, mit einem Tweet: "Es war mir eine Freude, Abi." Ihm sei aber erst nach dem Turnier bewusst geworden, "dass wir im Team viel mehr für Mesut hätten tun können. Es ist schade, dass es dazu nicht gekommen ist". Warum das so war, wurde Boateng in seinem eigenen Magazin nicht gefragt.

Quelle: n-tv.de


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