Dank EU-Richtlinie zum Urheberrecht: Muss YouTube 2019 in Europa dicht machen?

  12 November 2018    Gelesen: 704
Dank EU-Richtlinie zum Urheberrecht: Muss YouTube 2019 in Europa dicht machen?

Mehr als 3.500.000 Aufrufe hat ein Video auf YouTube zu verzeichnen, welches das Ende dieser Videoplattform für nächstes Jahr vorhersagt. Schuld daran sei die EU-Urheberrechts-Richtlinie. Sollte sie wie geplant 2019 kommen, plane YouTube "alle europäischen Kanäle" zu löschen. Stimmt das so?

„In einigen Monaten werden fast alle Kanäle, die wir kennen, lieben und immer wieder gucken, gelöscht werden", warnt ein YouTube-Video des Kanals „Wissenswert“. „Egal wie groß und beliebt, niemand wird übrig bleiben. Bis auf einige Kanäle von sehr großen Firmen.“

Schuld an diesem Horrorszenario ist für die Autoren des Films Simon Difabachew und Felix Härlen die für 2019 geplante EU-Urheberrechts-Richtlinie.

Mit bereits mehr als 3.500.000 Aufrufen schaffte es das Video auf Platz eins von YouTube. Besonders Kinder und Jugendliche haben nun große Angst um ihre YouTube-Stars: Nicht nur Julien Bam, Mrs. Bella, Dagi Bee, „BibisBeautyPalace“, auch „alle wichtigen Tutorials, alle Videos, die du brauchst, um dich weiterzubilden (…), werden auch weg sein“, so Difabachew. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung (SZ) gibt der Medien- und Kommunikation-Student aus Hannover zu, dass sie im Video möglicherweise „etwas zu stark emotionalisiert“ haben. Die EU erklärt: Jeder dürfe weiter kreativ sein, man versuche nur, die Position der Urheber gegenüber großen Online-Konzernen zu stärken.

Tatsächlich ist die Reform stark umstritten. Die Sprecherin für Netzpolitik der Bundestagsfraktion der Grünen, Tabea Rößner, warnt, dass in Kauf genommen werde, „dass Plattformen über Gebühr filtern und löschen, Meinungsfreiheit und kulturelle Entwicklung beschränkt, Innovation im Netz ausgebremst werden. Die großen Plattformen aber sind die letzten, die sich dafür interessieren dürften – und auch wohl die einzigen, die sich die für die Umsetzung erforderliche Infrastruktur leisten können.“

Das Video von „Wissenswert“ ist auch eine Reaktion auf YouTube-Chefin Susan Wojcicki, sie hat zum weltweiten Protest gegen die EU-Richtlinie aufgerufen. Man sei aber nicht etwa der verlängerte Arm der YouTube-Propaganda-Abteilung, betont Difabachew gegenüber der SZ: „Von denen haben wir kein Geld bekommen.“

Noch arbeiten das europäische Parlament, der Rat der EU-Mitgliedstaaten und die EU-Kommission an dem genauen Wortlaut des Gesetzes. Kurz vor den Europawahlen im Mai 2019 soll dann darüber abgestimmt werden.


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