Nach den heftigsten Kämpfen seit vier Jahren haben die Bewohner des palästinensischen Gazastreifens und grenznaher israelischer Gebiete erstmals wieder eine ruhige Nacht erlebt. Eine von militanten Palästinensern am Dienstag einseitig verkündete Waffenruhe wurde von beiden Seiten eingehalten.
Die Bewohner der israelischen Grenzorte konnten wieder in ihren Häusern und Wohnungen schlafen und mussten nicht mehr in Bunkern ausharren. Die israelische Armee hob die Einschränkungen für das Grenzgebiet auf. Behörden und Schulen, die während des Beschusses geschlossen waren, öffnen heute wieder. Betriebe können arbeiten.
Netanyahu schweigt weiter
Auch im palästinensischen Gazastreifen kehrte nach den israelischen Luftangriffen nun wieder Ruhe ein. Die bewaffneten Gruppen in dem Küstengebiet halten sich offensichtlich an die von Ihnen einseitig verkündete Feuerpause und die israelische Armee stellte ihre Einsätze gegen den Gaza-Streifen ein. Man verzichte auf Angriffe, solange sich die Palästinenser an die Feuerpause hielten, zitierten israelische Medien ungenannte Regierungsvertreter.
Eine offizielle Stellungnahme der Regierung von Premierminister Benjamin Netanyahu gibt es weiterhin nicht. Der Regierungschef steht innenpolitisch unter Druck. Anwohner der Grenze und Oppositionspolitiker werfen Netanyahu vor, gegenüber der palästinensischen Hamas im Gazastreifen eingeknickt zu sein. In der Stadt Sderot, nahe der Gazagrenze, protestierten Hunderte gegen Israels Premierminister.
Sicherheitsrat gespalten
Der UN-Sicherheitsrat befasste sich in einer Dringlichkeitssitzung mit der Gewalteskalation im Gazastreifen. Das von Kuwait und Bolivien beantragte Treffen fand hinter verschlossenen Türen statt. Nach Angaben von Diplomaten wurde aber keine Einigung auf ein gemeinsames Vorgehen angesichts der Gewalt im Konflikt zwischen Israel und Palästinensern erzielt. Eine Abschlusserklärung, auf die sich alle 15 Mitgliedstaaten hätten verständigen müssen, gab es nicht.
Es gebe keine Lösung im Umgang mit der Situation in Gaza, weil das Gremium gespalten sei, sagte der kuwaitische UN-Botschafter Mansur Al-Otaibi. Die Mehrheit im Rat habe aber zum Handeln aufgerufen. Ein Vorschlag sei gewesen, dass der Sicherheitsrat die besetzten Gebiete besuchen solle. Wie aus Diplomatenkreisen verlautete, schlug Schwedens Botschafter Olof Skoog eine entsprechende Reise vor. Russland und Großbritannien hätten dies begrüßt.
Der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen, Rijad Mansur, sagte, es gebe "ein Land, das keine Diskussion im Rat erlaubt" - eine Anspielung auf die USA, die sich unter Präsident Donald Trump im Nahost-Konflikt klar auf die Seite Israels gestellt haben. Der UN-Sicherheitsrat sei "gelähmt" und werde seiner "Verantwortung" nicht gerecht, sagte Mansur.
Israel weist Verantwortung von sich
Vor den Beratungen hatte sich auch der israelische UN-Botschafter Danny Danon geäußert. Sicherheitsratsmitglieder, die Israel für die jüngsten Kämpfe mit der radikalislamischen Hamas verantwortlich machen wollten, seien "moralisch bankrott", kritisierte er.
Die Hamas habe mehr als 460 Geschosse auf Zivilisten gefeuert. Dafür müsse der Weltsicherheitsrat die Hamas verurteilen. Auf die Frage, ob eine geheime Operation des israelischen Militärs am Sonntag die Attacken der Hamas und die anschließenden israelischen Luftangriffe auf Gaza ausgelöst habe, sagte Danon: "Wir handeln, um unser Volk zu schützen und werden das weiter tun."
Zuvor waren bei heftigen palästinensischen Raketenangriffen auf Israel und massiven israelischen Gegenschlägen insgesamt acht Menschen getötet worden. Die Rückkehr zu einer Waffenruhe sei von Ägypten eingefädelt worden, hatten die Hamas und andere militante Palästinenserorganisationen mitgeteilt. Die Hamas dankte vor allem Ägypten, Katar, Norwegen und den Vereinten Nationen, wie das israelische Nachrichtenportal ynet berichtete.
Quelle: tagesschau
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