Draghi erwartet trotz Konjunkturdelle anhaltenden Aufschwung  

  16 November 2018    Gelesen: 603
Draghi erwartet trotz Konjunkturdelle anhaltenden Aufschwung
 

Frankfurt (Reuters) - EZB-Präsident Mario Draghi sieht trotz der jüngsten Konjunkturdelle den Aufschwung in der Euro-Zone nicht in Gefahr.

“Es gibt sicher keinen Grund, warum die Expansion im Euro-Raum abrupt enden sollte”, sagte Draghi am Freitag auf einem Bankenkongress in Frankfurt. Da die Erholung schon lange anhalte, sei eine graduelle Abschwächung normal. Die Wirtschaft wachse bereits seit fünf Jahren. “Und wir erwarten, dass die Expansion in den kommenden Jahren anhält,” sagte der Italiener. Auf den Haushaltsstreit seines Heimatlandes mit der EU-Kommission ging er direkt nicht ein. Er mahnte aber, hoch verschuldete Länder sollten ihre Verschuldung nicht noch weiter nach oben treiben. Alle Länder sollten die EU-Regeln beachten.

Die Wirtschaft im Währungsraum war im dritten Quartal so langsam gewachsen wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt legte zwischen Juli und September nur noch um 0,2 Prozent zum Vorquartal zu. Das Wachstum halbierte sich damit zum Frühjahr. Vor allem Schwächen in der größten Euro-Volkswirtschaft Deutschland bremsten die Dynamik. Experten machten dafür insbesondere Probleme der Autobauer mit einem neuen Abgasmessverfahren verantwortlich und rechnen damit, dass es im Schlussquartal wieder bergauf gehen sollte.

Der positive Kreislauf zwischen Beschäftigung, Arbeitseinkommen und Verbrauch sei Motor der Konjunktur, sagte der EZB-Chef. Und dieser sei durch die geringere Wachstumsdynamik nicht unterbrochen worden. “Draghi setzt weiterhin darauf, dass die heimische Nachfrage, der starke Arbeitsmarkt und Investitionen die Erholung der Euro-Zone in den kommenden Monaten unterstützen wird”, kommentierte der Chefvolkswirt des Bankhauses ING Diba, Carsten Brzeski, die Rede. Der Zungenschlag sei aber etwas vorsichtiger gewesen.

Draghi zufolge haben die Risiken zugenommen. Sollten Firmen unsicherer werden hinsichtlich der Konjunktur- und Inflationsaussichten könnte dies schließlich dazu führen, dass sich Preisdruck langsamer aufbaue. Das würde sich auf die Inflationserwartungen der Notenbank für die nächsten Quartale auswirken. Der EZB-Chef bezeichnete dennoch die Risiken für die Konjunkturaussichten als weitgehend ausgeglichen. Im Dezember, wenn der Europäischen Zentralbank (EZB) neue Konjunktur-Prognosen der hauseigenen Volkswirte vorlegen, ließen sich die Gefahren für Wachstum und Inflation besser abschätzen. Draghi bekräftigte, dass die vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe voraussichtlich zum Jahresende eingestellt werden. Diese waren in den vergangenen Jahren das wichtigste Kriseninstrument der EZB.


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