Armee für jüngsten Staat Europas - Kosovo

  14 Dezember 2018    Gelesen: 874
  Armee für jüngsten Staat Europas - Kosovo

Seit seiner Staatsgründung 2008 hat der Kosovo keine eigenständige Armee, sondern nur eine Katastrophenschutztruppe. Das soll sich nun ändern - zum Ärger Serbiens und der Nato.

Plötzlich sind Schüsse hinter dem kleinen Hügel im Übungsgelände der weitläufigen Kaserne in Gnjilane im Ostkosovo zu hören. Zwei gepanzerte Jeeps kurven mit Blaulicht heran, halten vor der Erhöhung. Soldaten in Kampfmontur springen heraus, nehmen zunächst hinter den Fahrzeugen Deckung. In aufgefächerten Reihen, die Sturmgewehre im Anschlag, erklimmen sie den Hügel von zwei Seiten. Es wird weiter geschossen. Schließlich ruft der Übungsleiter: "Der Feind wurde neutralisiert, die Mission ist erfüllt." Eine Einheit der Schnelleinsatzkräfte der Kosovo-Sicherheitskräfte (KSF) demonstrierte, wie sie mit einer nicht näher definierten bewaffneten Bande fertig zu werden gedenkt.

"Die KSF ist damit beauftragt, die zivilen Behörden im Land zu unterstützen, wenn dies nötig ist", sagt Oberstleutnant Berat Shala, der Kommandeur des Bataillons in Gnjilane. Ausbildung und Übungen der KSF erfolgen strikt im Rahmen des geschilderten gesetzlichen Auftrags, betont Oberstleutnant Shala. Dieser wird sich aber nun ändern: Das Parlament in Pristina will neue Gesetze beschließen. Diese sehen vor, die bisherige Katastrophenschutz-Truppe schrittweise in eine reguläre Armee umzuwandeln. Es ist ein Prozess, der auf zehn Jahre angelegt ist. Und an dessen Ende eine Streitmacht stehen wird, die gerade mal über eine Handvoll Haubitzen und Helikopter verfügen wird, aber weder über Kampfpanzer noch Flugzeuge.

Trotzdem sorgt der Schritt für starke Irritationen in der Region. Das heute fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo hatte früher zu Serbien gehört. Infolge eines langen Konflikts, in den 1999 die Nato eingriff, spaltete es sich von Serbien ab. 2008 erklärte sich das Kosovo zum unabhängigen Staat. Mehr als 100 Länder, darunter Deutschland, haben ihn anerkannt, nicht aber fünf EU-Mitgliedsländer, Russland, China sowie Serbien.

n-tv


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