Ribéry-Gala gegen Frankfurt

  23 Dezember 2018    Gelesen: 846
Ribéry-Gala gegen Frankfurt

Mag sich der 35 Jahre alte Franck Ribéry noch so sehr gegen seinen Abschied beim FC Bayern wehren: Auch das 3:0 in Frankfurt zeigt, dass 2019 für den Rekordmeister das Jahr des Umbruchs werden muss.

 

Niko Kovac hatte es eilig, der Mannschaftsbus stand schon abfahrbereit Richtung Flughafen, da stellte sich ihm noch Peter Fischer in den Weg. In glückseliger Vorweihnachtsstimmung zog der Präsident von Eintracht Frankfurt seinen früheren Trainer an sich und sagte zum Abschied, bevor er Kovac aus dem Klammergriff entließ: "Mach's gut, mein Lieber. Toi, toi, toi. Wir sehen uns im neuen Jahr." Im neuen Jahr 2019, in dem den Münchnern eine große Zäsur bevorsteht.


Das 3:0 in Frankfurt war für die Bayern ein wichtiger Abschluss eines aufregenden zweiten Halbjahres. In der Bundesliga haben sie in der Woche vor der Winterpause drei Partien in Serie zu Null gewonnen, Platz zwei übernommen, den internen Weihnachtsfrieden gesichert und die Trainerdebatte beseitigt.

Früher wäre ein zweiter Platz zur Saisonhälfte ein Debakel gewesen. Nach den desaströsen Wochen im Herbst jedoch und dem jüngsten Aufschwung im Dezember werten ihn die Bayern nun als Erfolg.

Der Rückstand auf Borussia Dortmund beträgt nur noch sechs Punkte, statt zwischenzeitlich neun. Und das reicht schon, damit es am Samstagabend so schien, als hätte die Mannschaft schon jetzt mehr Vorfreude auf die Rückrunde als vor einem Jahr, als sie uneinholbar mit elf Punkten Vorsprung vor Schalke in die Winterpause ging. Die Bayern haben Gefallen gefunden an der Verfolgerrolle.

Ob sie in dieser Form nicht doch lieber noch weiterspielen würden, wurden Thomas Müller und Niklas Süle gefragt. Beide schüttelten den Kopf und freuten sich auf ruhige Urlaubstage bis zum Trainingsstart am 5. Januar. Weniger ruhig werden die Tage für Hasan Salihamidzic. Es steht viel an in der Planung für 2019, dem wohlmöglich größten Kaderumbau seit vielen Jahren. "Natürlich werde ich in den nächsten Tagen auch mein Telefon dabeihaben", sagte der Sportdirektor zu anstehenden Aktivitäten auf dem Transfermarkt, "aber wohin ich telefonieren werde, das wird man sehen." (Lesen Sie hier eine Analyse zum Bayern-Umbruch.)

Denn so unwiderstehlich gerade der unverwüstliche Franck Ribéry am Samstagauch wieder wirbelte und mit seinen beiden Toren die Eintracht fast alleine besiegte. So sehr er sich auch wehrt gegen seinen drohenden Abschied - und so sehr sich die Mitspieler vor Lobeshymnen auf den Altstar kaum bremsen konnten, wie etwa Süle ("Ich wäre froh, wenn ich mit 35 noch so laufen könnte") - die neuerliche Gala von Ribéry, drei Tage nach seinem entscheidenden Siegtor gegen Leipzig, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei den Bayern der Umbruch überfällig ist.

Die Bayern müssen einkaufen, die Bayern werden einkaufen

Sich von diesen beiden glänzenden Abenden blenden zu lassen und direkt wieder über eine neuerliche Vertragsverlängerung über das Saisonende hinaus zu sinnieren? Dafür war Ribéry in dieser Saison oft zu unbeständig und oft auch zu schlecht.

Die Personalie Ribéry allein ist aber auch gar nicht entscheidend. Wichtiger ist jetzt die strukturelle Planung, die Neuausrichtung für die kommenden Jahre. Ob Zugänge schon im Januar kommen oder erst im Sommer: Zuschlagen müssen die Bayern möglichst bald, bevor ein angeblicher Wunschkandidat wie Lucas Hernández von Atlético Madrid woanders unterschreibt.

Es ist keine gewagte Prognose, dass die Elf des FC Bayern, die in zwölf Monaten das letzte Spiel im Kalenderjahr 2019 bestreiten wird, ganz anders aussehen wird als die am Samstag in Frankfurt. Die Bayern müssen einkaufen, die Bayern werden einkaufen.

Trainer Kovac war schon lange auf dem Flug nach München, da stand Peter Fischer noch in den Gängen der Frankfurter Arena. Spätestens im Mai in München werden sie sich wieder sehen, beim Rückspiel am 34. Spieltag. Wenn man den Bayern vielleicht doch wieder die Meisterschale überreicht, und Franck Ribéry Blumen zu seinem vielleicht dann letzten Spiel für die Münchner bekommt.

Eintracht Frankfurt - Bayern München 0:3 (0:1) 
0:1 Ribéry (35.) 
0:2 Ribéry (79.) 
0:3 Rafinha (89.)
Frankfurt: Trapp - Salcedo, Falette, N'Dicka - da Costa, Fernandes (69. Müller), Willems, Kostic - Gacinovic (43. de Guzman) - Haller, Jovic 
München: Neuer - Rafinha, Süle, Boateng, Alaba - Kimmich, Martínez - Müller (90. Shabani), Thiago, Ribéry (90. Coman) - Lewandowski (90+1. Wagner)
Schiedsrichter: Gräfe 
Gelbe Karten: Fernandes, de Guzman / Alaba 
Zuschauer: 51.500 (ausverkauft)

Quelle : n-tv.de


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