2019 droht die Zeitenwende für die Konjunktur

  04 Januar 2019    Gelesen: 897
2019 droht die Zeitenwende für die Konjunktur

Seit einem Jahrzehnt scheint die deutsche Wirtschaft immun gegen noch so große Erschütterungen auf der Welt. Ein Hoffnungswert, der sich dieses Jahr als Trugschluss erweisen könnte.

Es gab in den vergangenen Jahren reichlich Eurokrise und Banken-Crashs, Brexit-Votum und Abstürze in Schwellenländern, einen wütenden Donald Trump und monatelanges Nichtregieren in Berlin, dazu Dieselskandal und italienischer Wahlschock. Alles geeignet, von Historikern einmal als historische Krisen mit wirtschaftlich gravierenden Folgeschäden eingestuft zu werden.


Nur die deutsche Wirtschaft scheint nichts davon so richtig zum Mitkriseln gebracht zu haben. Seit 2010 wird hierzulande zum Jahreswechsel gemeldet, dass wieder mehr produziert wurde, es wieder mehr Jobs im Land gibt - und seit einiger Zeit auch mehr Überschüsse im Staatshaushalt. Trotz all der Krisen.

Konjunktur nach kölschem Grundgesetz? Et hätt noch immer jot jegange.

So ähnlich klingen deshalb wohl auch die Prognosen für 2019. Dabei könnte das Gesetz erstmals versagen. Die guten Daten verdecken, dass die deutsche Wirtschaft seit den Zeiten der Agenda 2010 sehr viel anfälliger geworden ist für globale Schocks. Nur hat das in den vergangenen Jahren (noch) nicht zur Krise geführt, weil zur wirtschaftlichen Stärke auch eine Menge Glück kam. Kein gutes Omen für das begonnene Jahr. Die Schocks könnten diesmal eine Nummer zu groß ausfallen.

Es könnte bald fatal nachwirken, dass Deutschland vor lauter Gepolter um die dereinst angeblich schwindende Wettbewerbsfähigkeit in den Zweitausendern vor allem darauf gesetzt hat, über sinkende Kosten und mehr Export statt Konsum und Investitionen im Inland aus der Krise zu kommen. Jetzt hängt ein spektakulär großer Teil der Wirtschaftsleistung daran, wie gut sich deutsche Waren im Ausland verkaufen lassen - was nur zum Teil mit deutscher Qualität zu tun hat, sondern vor allem damit, wie gut im Rest der Welt die Konjunktur läuft.

Noch Anfang der Nullerjahre machten die Exporte weniger als ein Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus - was von den Leuten für Konsum im Inland ausgegeben wurde, stand für 56 Prozent. Im abgelaufenen Jahr lag die Exportquote bei knapp 47 Prozent und der Konsumanteil bei nur noch 52,5 Prozent.

Soviel auch zur Frage, wie gut der Aufschwung bei den Leuten im Land ankommt. Bedingt halt. In hiesige neue Ausrüstungen investierten die Firmen zum Höhepunkt des Aufschwungs im Jahr 2000 Geldbeträge in Höhe von 8,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - heute sind es gerade 6,6 Prozent. Sprich: Die Wirtschaft läuft viel stärker nur noch auf Nachfrage aus dem Ausland.

spiegel


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