Die Jagd des FC Bayern läuft ins Leere

  21 Januar 2019    Gelesen: 846
Die Jagd des FC Bayern läuft ins Leere

Ja, wo jagen sie denn? Der FC Bayern macht nicht viel falsch. Doch der BVB gewinnt weiter und thront an der Spitze der Fußball-Bundesliga. Gladbach segelt im Windschatten. Und Hannovers Breitenreiter rät seinen Spielern zu einer "Scheißegal-Mentalität".

1. Dortmunds Borussia lässt sich nicht beirren

Keine Frage, in Leipzig kann man ein Fußballspiel verlieren. Vor diesem 18. Spieltag der Bundesliga war es in dieser Saison keiner Mannschaft gelungen, dort zu gewinnen. Das hat nun zum Auftakt der Rückrunde die Dortmunder Borussia erledigt. Nicht im Vorbeigehen, etwas Glück war auch dabei, und ihr ohnehin sehr guter Torwart Roman Bürki hatte einen ganz besonders guten Abend erwischt. Aber sie hat gewonnen und damit auch ohne ihren angeschlagenen Kapitän Marco Reus bestmöglich auf die Kampfansagen aus München reagiert. Und so ist nach dem ersten Spieltag der Rückrunde an der Tabellenspitze alles so, wie es nach dem letzten Spieltag der Hinrunde war: Der BVB steht auf Platz eins, sechs Punkte vor dem FC Bayern.

Unser Kollege Ullrich Kroemer war am Samstagabend im mit seinen knapp 42.000 Plätzen ausverkauften Leipziger Stadion und hat das Ganze treffend zusammengefasst: "Der BVB funktioniert auch unter Druck." Und: "Wer solche engen Auswärtsspiele gewinnt, wird auch Meister." Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc sagte dann auch: "Wir orientieren uns nicht permanent an Bayern, wir definieren uns nicht darüber." Die Einschüchterungstaktik der Münchner mit ihrem Sieg am Freitagabend in Sinsheim bei der TSG Hoffenheim und die damit verbundene Kampfansage zeigte bei den Dortmundern jedenfalls keine Wirkung. Und Leipzigs Kapitän Kevin Kampl sagte nach dem 0:1 gegen den Spitzenreiter, für das der Dortmunders Axel Witsel mit einem fulminanten Tor gesorgt hatte: "Wenn sie so weitermachen, glaube ich schon, dass sie schwer aufzuhalten sind."

Und wie gehts weiter? Am kommenden Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) spielt der BVB gegen den Tabellenvorletzten aus Hannover. Und der FC Bayern tritt am Sonntag gegen den Drittletzten aus Stuttgart an. Aber das interessiert sie beim BVB ja nur am Rande. Es kann aber gut sein, dass nach dem zweiten Spieltag der Rückrunde dann immer noch alles so ist wie nach dem ersten. Diese Borussia lässt sich nicht beirren.

2. Der FC Bayern redet sich stark


Und so bleibt ihnen beim FC Bayern nichts anderes, als weiter darauf zu warten, dass der Tabellenführer patzt. Immerhin: 16 Spieltage stehen noch aus und am 6. April spielt der BVB in München vor. Also sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach dem jetzt schon sechsten Erfolg in der Liga hintereinander: "Wir nehmen das jetzt an und werden immer mehr Druck machen." Und Trainer Niko Kovac konstatierte: "Wir haben gezeigt, dass wir da sind, dass man mit uns rechnen muss. Wir sind bereit für die Verfolgungsjagd. Wir sind gut reingekommen und jetzt hoffen wir, dass wir diesen Elan in die nächsten Spiele mitnehmen."

In der Tat konnte er mit seiner Mannschaft zufrieden sein, die in Sinsheim nach sehr starker erster Halbzeit auch nach der Pause wenig bis nichts hatte anbrennen lassen, auch wenn der deutsche Nationalspieler Joshua Kimmich einräumte: "Die zweite Halbzeit war etwas wild." In den ersten 45 Minuten aber hätten die Münchner "einen Maßstab gelegt, den wir in den nächsten Spielen wiederholen wollen". Abgesehen davon, dass das nicht mehr als eine Absichtserklärung ist, klingt das nach einem guten Plan. Und gegen den arg angeschlagenen VfB Stuttgart dürfte das am kommenden Sonntag im eigenen Stadion allemal reichen. Der Haken an der ganzen Sache könnte nur sein, dass die Dortmunder so frech sind, einfach weiter ihre Spiele zu gewinnen. Die Prognose, dass die Münchner nach sechs Titeln in Folge in dieser Saison viel Geduld brauchen, ist jedenfalls keine allzu kühne.

3. Die Gladbacher segeln im Windschatten


Die Anhänger der Mönchengladbacher Borussia wussten, wem es ihre Lieblingsmannschaft zu verdanken hatte, dass der Kurs von Tabellenplatz drei aus weiter in Richtung Champions League geht. Und so feierten sie nach der Partie in Leverkusen am Samstagnachmittag ihren Torhüter Yann Sommer, der beim 1:0 der Elf vom Niederrhein die Spieler des Gegners mit seinen zehn Paraden zur Verzweiflung getrieben hatte. Der Mann des Spiels aber gab sich bescheiden: "Ich freue mich, dass es so gelaufen ist." Und Trainer Dieter Hecking fasste die Lage so zusammen: "Ich bin natürlich mit dem Ergebnis sehr einverstanden. Wenn man nach der Winterpause wieder startet, weiß man nie genau, wo man steht. Wir haben es heute richtig gut gemacht, auch wenn der Sieg sicherlich etwas glücklich war." Während sich die Dortmunder und Münchner also um den Titel streiten, segeln die Gladbacher ein wenig im Windschatten des medialen Getöses mit und sind drauf und dran, sich in dieser Saison als dritte Kraft im deutschen Fußball zu etablieren. Respekt.

4. Die Fortuna findet ihr Glück

In der Winterpause sah es so aus, als würden sich die Düsseldorfer mit der skurrilen Vertragsposse um Trainer Friedhelm Funkel selbst schwächen. Nun sieht es so aus, als hätte die Fortuna doch ihr Glück gefunden. Der Sieg in Augsburg war der vierte Erfolg des Aufsteigers hintereinander, der auf Tabellenplatz 13 sieben Punkte vor dem Abstiegsrelegationsplatz 16 steht. Und Funkel? Lässt sich von den Anhängern feiern. "Es ist ein besonderes Verhältnis zwischen den Fans und mir. Wie es entstanden ist, kann ich nicht genau erklären, es ist einfach da." Aber: "In erster Linie gebühren der ganze Applaus und Beifall und die Stimmungsgesänge der Mannschaft." Funkel sprach lieber von "innerer Freude". Sein Ziel: "Ich möchte mit dem Herzen Fortuna in der Bundesliga halten." Er besitzt nun doch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2020, allerdings nur, wenn die Fortuna nicht absteigt. Und so ganz kalt lässt ihn das fehlende Vertrauen der Vereinsführung um Vorstandschef Robert Schäfer doch nicht: "Es ist natürlich ein bisschen was hängen geblieben, aber das werden wir in den nächsten Wochen wieder zur Seite schieben", sagte Funkel dem Bezahlsender Sky. "Wir sind alle optimistisch, dass wir das wieder hinkriegen. Das geht jetzt nicht innerhalb von fünf, sechs Tagen."

5. Wer rettet Hannover und Stuttgart?

Gut sieht es im Abstiegskampf für beide Klubs nicht aus. Während die Stuttgarter gegen den 1. FSV Mainz mit 0:3 zurücklagen, ehe sie immerhin noch zwei Tore schossen, verloren die Hannoveraner mit 0:1 gegen den SV Werder Bremen. Bei beiden Teams hatten sie viel von einem Neuanfang in der Rückrunde gesprochen, zu sehen war davon nicht viel. Es gibt da eine Anekdote aus dem Winterpausen-Trainingslager der 96er in Marbella. Nach dem 0:0 im Testspiel gegen den Tabellenzwölften der zweiten niederländischen Liga aus Nijmegen soll ein Spieler des Gegners ernsthaft gefragt haben, ob er und seine Kollegen just gegen die zweite Mannschaft Hannovers gespielt hätten. Und nun? Gehen Trainer André Breitenreiter die Argumente aus. Die neuen Spieler, die er gerne hätte und öffentlich gefordert hatte, die wird es nach Angaben seiner Chefs nicht mehr geben. Und die nächsten Gegner sind der BVB und RB Leipzig. Und so empfahl Breitenreiter nach verdienter Niederlage gegen Bremen eine "Scheißegal-Mentalität. Ich habe ihnen in der Kabine gesagt: Niemand glaubt mehr an uns. Im Grunde sind wir für jeden schon so gut wie weg." Das Problem ist: Die Hannoveraner spielten so, als würden sie selbst nicht mehr an sich glauben. "Das war eindeutig zu wenig", sagte Torwart Michael Esser. Jeder im Stadion sah: In dieser ängstlichen Verfassung und dieser stark ersatzgeschwächten Besetzung wird das mit Hannover nichts mehr.

Nicht viel besser liegen die Dinge bei den Stuttgartern, die auf dem Relegationsplatz drei Punkte mehr auf dem Konto haben. Sportvorstand Michael Reschke stellt sich auf ein langes Zittern ein: "Es wird sehr, sehr zäh werden. Die Ausgangslage kann nicht viel schlimmer sein, als sie aktuell ist." Korrekt. Und was soll das bedeuten, wenn Trainer Markus Weinzierl davon spricht, dass sich alle der schwierigen Aufgabe im Abstiegskampf bewusst seien. Ja, was denn sonst? "Es haben alle kapiert, da braucht man bloß auf die Tabelle schauen." Eben. Dass dieser verunsicherten Mannschaft mit einer anfälligen Abwehr und einem harmlosen Angriff eine ähnlich beeindruckende Rückrunde wie vor einem Jahr mit Trainer Tayfun Korkut gelingt, scheint kaum vorstellbar. Realistischer ist der nächste Abstieg nach 2016. "Wir verstecken uns einen Tick. Keiner will einen Fehler machen, dann passieren die Fehler von alleine", sagte Verteidiger Marc Oliver Kempf. Keine gute Vorausetzung, um am Sonntag beim FC Bayern anzutreten.

6. Fährmann gibt Schalkes vorbildlichen Kapitän

Auf Schalke wurde einer gefeiert, der gar nicht gespielt hat. Nach Abpfiff brüllte die ganze Nordkurve den Namen ihres Kapitäns Ralf Fährmann. Der saß zuvor 90 Minuten gegen den VfL Wolfsburg auf der Bank und musste sich von dort aus den erfolgreichen Rückrundenstart (2:1) seiner Mannschaft anschauen. Trainer Domenico Tedesco hatte ihn aussortiert, weil er "den Kopf nicht so frei hat", weil Fährmann als Kapitän zu sehr in die Tiefen der miesen Rückrunde eingebunden war. "Die Entscheidung ist uns extrem schwergefallen. Er ist zu Recht unser Kapitän und bleibt es auch, ein super Mensch und super Torwart. Aber in den letzten Spielen waren ein paar Unsicherheiten dabei. Und Alex hat es im Training auch super gemacht", hatte Tedesco vor dem Spiel bei Sky gesagt. Und so war der Coach mächtig erleichtert, dass "der Ralle" die für ihn schlechte Nachricht so gut aufnahm.

Vor dem Spiel wurde der 30-Jährige von Kameras umlagert, verwies aber auf die Spieler auf dem Platz und damit auch auf seinen Torwart-Kollegen Alexander Nübel. "Ich bin nicht so wichtig", lautete sein Credo - und diente damit auch so seinem Team. Bloß nicht mehr Aufregung, die kann Schalke nach der Hinrunde und der Entscheidung, Publikumsliebling Naldo ziehen zu lassen, nicht gebrauchen. Von der Bank aus konnte er dann beobachten, dass Nübel dem Spiel gegen den Europa-League-Aspiranten Wolfsburg gewachsen war. Der 22-Jährige hielt den Sieg fest - ausgerechnet gegen die in der Vorrunde so groß auftrumpfenden VfL Wolfsburg von Trainer Bruno Labbadia. Auf dem Platz also alles gut - und so hatten die Fans eben Zeit ihren dienstältesten Schalker zu feiern. Eine schöne Geste.

Quelle: n-tv.de


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