Geduldsfaden gerissen: Russland und Iran wollen bilateral ohne Dollar handeln

  07 Februar 2019    Gelesen: 1192
Geduldsfaden gerissen: Russland und Iran wollen bilateral ohne Dollar handeln

Russland und der Iran, die von Washington als Verbündete Syriens auf eine weitere Sanktionsliste gesetzt worden sind, wollen im gegenseitigen Zahlungsverkehr endgültig auf den Dollar verzichten.

Wie der russische Botschafter in Teheran betonte, wird der US-Dollar beim gegenseitigen Zahlungsverkehr nicht mehr genutzt — nur Rubel und Rial, oder notfalls der Euro. Dieselben Prozesse wurden von Moskau mit China, Indien und der Türkei eingeleitet. Auch die EU will Zahlungen für eigene Produkte nicht mehr in Dollar abwickeln. Experten zufolge werden der Iran und Russland der OPEC zeigen, dass man auch ohne Dollar auskommen kann. Wer auf die US-Währung verzichtet, und wie das bewerkstelligt werden kann –  das lesen Sie in diesem Artikel.

Bis zu 70 Prozent des Welthandels werden in Dollar abgerechnet, doch bereits in naher Zukunft könnte der Status der internationalen Leitwährung erodieren. Immer mehr Staaten, die von US-Sanktionen betroffen und der aggressiven und unberechenbaren Außenpolitik Washingtons überdrüssig sind, schließen sich der Anti-Dollar-Allianz an.

Bereits im April 2018 verzichtete Teheran auf den US-Dollar bei internationalen Zahlungen und wechselte zum Euro. „Der Dollar ist im Iran ohnehin nicht im Gebrauch, die Händler bevorzugen alternative Währungen für ihre Transaktionen. Es gibt keine Gründe mehr, die Dollar-Abrechnungen zu nutzen“, sagte der Sprecher der iranischen Zentralbank, Mehdi Kasreipur, damals.

Indien bezahlt iranisches Öl bereits mit Euros. Die Wirtschaft dieses Landes verzeichnet ein rasantes Wachstumstempo (der zu erwartende Zuwachs 2018 — 7,5 Prozent des BIP). Indien braucht immer mehr Ressourcen. Die Erfolge Russlands und Irans bei der Entdollarisierung der Wirtschaft könnten ein Beispiel für andere Teilnehmer der OPEC und OPEC+ sein. Auch Saudi-Arabien folgt jetzt diesem Kurs.

Auch die EU plant, auf den Dollar bei der Bezahlung des iranischen Öls zu verzichten. Im September des vergangenen Jahres sagte der EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker, dass Europa wegen der von Trump begonnenen Handelskriege Hunderte Millionen Dollar verliere. Europa bezahle 80 Prozent der importierten Energie in US-Dollar, was äußerst unlogisch sei, so Juncker.

„Dass die europäischen Unternehmen europäische Flugzeuge in Dollar statt Euro kaufen, ist überhaupt absurd“, so Juncker.

Die Europäer lassen auf ihre Worte Taten folgen. Deutschland, Frankreich und Großbritannien gründeten bereits die Zweckgesellschaft Instex für Euro-Verrechnungen mit dem Iran.

Der Verzicht auf den Dollar bei Verrechnungen für die wichtigste Exportware – Öl – ist ein wichtiger Schritt, zu dem auch Russland bereit ist. Analysten zufolge könnte die US-Währung schon jetzt aus dem Handel nicht nur mit dem Iran, sondern auch mit China und der Türkei ausgeschlossen werden. Dieser Prozess wurde bereits eingeleitet.

Russland, der Iran und die Türkei haben Mitte 2018 vereinbart, für Öl, Gas und andere Waren auf andere Weise zu zahlen. Die Türkei hatte bereits 2017 knapp neun Prozent des Exports nach Russland in der nationalen Währung abgewickelt und will diesen Kurs weiter verfolgen.

Im Verband der türkischen Exporteure (TIM) wurde betont, dass man bereit sei, „jede Mittel und Mechanismen“ im Handel einzusetzen, um den Anteil der Verrechnungen in den Nationalwährungen zu erhöhen – diese Aufgabe wurde ihnen von der Regierung gestellt.

Dass Ankara tatsächlich dazu bereit ist, zeigt der Abschluss eines wichtigen internationalen Vertrages. Im  Herbst 2019 bekommt die türkische Armee russische S400-Flugabwehrsysteme. Der Deal wird unter Umgehung des US-Dollars umgesetzt.

Auf ähnliche Weise wird auch Indien vorgehen – der größte Partner Russlands im Rüstungsbereich. Für fünf Regimenter der S-400-Systeme im Wert von fast 5,4 Mrd. Dollar wird Neu-Delhi in Rubel zahlen.

Untereinander wollen die Türkei und Indien zu Verrechnungen in Lira und Rupien übergehen. „Export- und Import-Transaktionen können in den Nationalwährungen erfolgen, was den negativen Einfluss von Währungskursschwankungen reduzieren wird“, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Als erstes könne dies im Bereich Atomenergie umgesetzt werden.

Ein Beispiel, wie man die Dollar-Abhängigkeit reduzieren kann, demonstriert Russland zusammen mit seinem größten Handelspartner China.

Zwischen Januar und November 2018 stieg der Umfang der gegenseitigen Verrechnungen in den Nationalwährungen im Grenzhandel um 48 Prozent. Der Anteil der Nationalwährungen im gegenseitigen Zahlungsverkehr stieg auf 15 Prozent und wächst weiter.

Nach Angaben des Exekutivdirektors des in Washington ansässigen Institute for the Analysis of Global Security (IAGS), Gal Luft, führen die USA derzeit einen Wirtschaftskrieg gegen zwei Dutzend Länder mit einem Gesamt-BIP von mehr als 15 Billionen Dollar. Diese Länder werden das Schicksal des Dollars als Weltleitwährung bestimmen. Das entscheidende Wort haben dabei China und Russland.

sputniknews


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