Nord Stream 2 „Energiewaffe“ Russlands? Botschafter hält US-Warnung für fragwürdig

  13 Februar 2019    Gelesen: 564
Nord Stream 2 „Energiewaffe“ Russlands? Botschafter hält US-Warnung für fragwürdig

Der russische Botschafter Sergej Netschajew hat den Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 verteidigt. Der Diplomat sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, das Projekt habe viele Vorteile für Deutschland. Gleichzeitig kritisierte er den Druck, mit dem die USA den Bau der Pipeline verhindern wollen.

Wenn alles nach Plan läuft, wird Nord Stream 2 noch in diesem Jahr fertig. Die USA wollen das Projekt kurz vor seiner Fertigstellung noch verhindern und setzen Deutschland und die deutsche Wirtschaft unter Druck. Dass die amerikanischen Warnungen vor einer russischen „Energiewaffe” aufrichtig seien, halte er für fragwürdig, erklärte der russische Botschafter in Berlin, Sergey Netschajew, gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung”. Für den Diplomaten strotzten die Vorbehalte der USA vor Widersprüchlichkeit:

„Es ist schwer zu glauben, dass ein Land, das die Regeln freien und fairen Handels ruiniert, seine Konkurrenten mit Einfuhrzöllen belegt, die Parole ‚Amerika First‘ auf seine Fahnen schreibt und größten europäischen Konzernen offen mit rechtswidrigen Sanktionen droht, sich nun wirklich um europäische Interessen sorgt”.

Mehrere US-Botschafter in Europa hatten in einem gemeinsamen Zeitungsbeitrag diplomatischen Druck gegen Nord Stream 2 ausgeübt. Dahinter, sagte Netschajew gegenüber dem Blatt, „sehen wir nicht die Fürsorge für Europa, sondern die Bestrebung, seine Konkurrenten zur Seite zu schieben und europäischen Verbrauchern teures LNG aus Amerika aufzudrängen”.

Bei LNG handele es sich zudem „um einen Energieträger, der nicht nur auf möglichst umweltschädliche Art und Weise abgebaut wird, sondern auch einem fairen Wettbewerb nicht standhalten kann”.

Netschajew betonte weiter, Deutschland und Russland seien Jahrzehnte lang durch eine erfolgreiche Gaskooperation miteinander verbunden. Russland habe als zuverlässiger Partner die Bundesrepublik störungsfrei mit Energieträgern beliefert. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass sich dies ändern würde.

Weil Deutschland künftig auf Atomkraft und Kohle verzichte, werde der Bedarf an Gas steigen. „Die Gaspipeline Nord Stream 2 stellt die kürzeste Gaslieferroute aus dem hohen Norden Russlands nach Deutschland dar", erläuterte Netschajew in dem Artikel. „Diese Strecke ist um knapp 2000 Kilometer kürzer als der Weg durch die Ukraine. Das hat nicht nur einen maßgeblichen Einfluss auf den Endpreis für Verbraucher, sondern ermöglicht es, jegliche Transitrisiken aus der Welt zu schaffen”.

Zudem werde die Pipeline in Deutschland neue Arbeitsplätze schaffen und den Energiebedarf zu „möglichst vorteilhaften marktkonformen Preisen” decken. „Nord Stream 2 wird den Interessen einfacher Verbraucher und ebenso der deutschen Industrie entsprechen”, sagte der Botschafter. Dies seien „unstrittige Fakten”, während die amerikanischen Argumente nicht trügen.

Nord Stream 2 bedeute nicht, dass Russland bestehende Gaslieferrouten nach Europa aufgebe, insbesondere die durch die Ukraine, betonte der Diplomat.

sputniknews


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