Welchen fatalen Fehler der Westen in Venezuela wiederholt

  15 Februar 2019    Gelesen: 1317
Welchen fatalen Fehler der Westen in Venezuela wiederholt

Hugo Chavez hat nach seiner Machtübernahme die Ölförderung in Venezuela verstaatlicht und ausländische Firmen vertrieben. Die Amerikaner wollen in das Land zurückzukehren und ihre Kontrolle über die Branche wiederherstellen. Vor 60 Jahren hatte das Weiße Haus ein ähnliches Szenario im Iran vor. Doch diese Operation endete für Washington fatal.

Der Iran galt vor der Islamischen Revolution 1979 als konstitutionelle Monarchie. Der Premier konnte die Umsetzung der Erlässe der Schahs blockieren. Doch in Wirklichkeit war die Macht in den Händen des Monarchen konzentriert.

Seine Erlässe konnten wohl nur durch Großbritannien beeinflusst werden. Der Iran gehörte lange zum britischen Interessenbereich. Als der Schah gegen den Willen Londons regierte, bedeutete dies das Ende für den Monarchen. So geschah es im August 1921, als das iranische Parlament sich weigerte, ein Abkommen über britische Hilfen zu billigen. Das Dokument sah die Übergabe der uneingeschränkten Rechte für die Erschließung der iranischen Vorkommen an die Briten vor. Für das Land, in dem das Öl die wichtigste Exportressource war, bedeutete das de facto die Einführung eines ausländischen Protektorats. Die iranischen Abgeordneten stemmten sich dagegen.

Aus Rache beschloss London, den Herrscher Ahmad Schah aus der Kadscharen-Dynastie zu beseitigen, weil er diese Willkür der iranischen Abgeordneten zugelassen hat. Nach einem halben Jahr kam es im Iran zum Staatsstreich, der vom Oberkommandierenden der persischen Kosakenbrigade Reza Khan organisiert wurde. Er vereinigte um sich Anhänger des Regimewechsels — darunter jene, die mit dem britischen Einfluss unzufrieden waren. Niemand ahnte damals, dass es gerade Großbritannien war, das Reza Khan bei der Vorbereitung des Aufstandes half.

Nach der Machtergreifung erklärte sich Reza Khan zum neuen iranischen Schah und gründete die Machtdynastie Pahlavi.  Die Briten waren zu nachsichtig gegenüber der Politik des neuen Schahs, doch bald begann auch er, die umfassenden Rechte der Briten auf die Förderung des iranischen Öls zu kritisieren. Der Schah erhöhte die Steuern, die London in die Staatskasse für die Erschließung der Ölvorkommen zahlte. Danach wurde die so genannte Konzession von D’Arcy aus dem Jahr 1901 aufgelöst, die Großbritannien das exklusive Recht gewährte, die iranischen Energieressourcen zu besitzen.

An diesem Punkt beging der Schah einen Fehler, der ihn sein Amt kostete. Er wusste, dass er den Kampf gegen die Briten allein nicht überstehen wird, und beschloss, mit Deutschland zu kooperieren. Die Zeit der deutsch-iranischen Freundschaft ging zeitlich einher mit der Machtübernahme durch die Nazis in Berlin.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs warf London dem iranischen Schah vor, die Faschisten zu unterstützen und schickte Truppen los. Doch die Entwicklung der Ereignisse zwang Reza Pahlavi zum Rücktritt, er floh aus dem Land. Zum neuen Schah wurde 1941 sein Sohn Mohammad Reza Pahlavi ernannt. Nach der Machtübernahme unterzeichnete er einen Bündnisvertrag mit Großbritannien und der Sowjetunion zur Unterstützung der Anti-Hitler-Koalition.

Nach dem Krieg änderte sich die Politik der Briten im Iran nicht. Sie hatten allein Zugriff auf das iranische Öl und weigerten sich, den Erlös mit den lokalen Behörden zu teilen. Der neue Schah musste zähneknirschend einwilligen, denn sein Amt verdankte er London. Dennoch nahm in der iranischen Gesellschaft die antiwestliche Stimmung zu. Das iranische Parlament ernannte 1951 den populären Mohammad Mossadegh, der aus der vorherigen Kadscharen-Dynastie stammte, zum neuen Regierungschef.

Mossadegh wurde dadurch bekannt, dass er in der Nachkriegszeit eine Kommission zur Untersuchung der britischen Manipulationen im Ölgeschäft leitete, wobei Fakten von Korruption, Erpressung und Drohungen ermittelt wurden. Das iranische Parlament war erschüttert. Um den Druck der Briten zu beenden, beschlossen die Parlamentarier, den Energiesektor zu verstaatlichen. Mossadegh willigte ein. Die Folge: Der Schah wurde von der Macht entfernt.

Der Premier wollte den Briten allerdings nicht alle Bohrlöcher wegnehmen. Er gab zu, dass der Iran den Briten für die Entwicklung der Ölindustrie dankbar sein sollte, und schlug ihnen eine Entschädigung vor. London fasste das als Beleidigung auf und verhängte ein Embargo gegen internationale Öllieferungen des Irans. Doch diese Reaktion der Briten spielte dem iranischen Premier in die Karten. Die Zeitschrift „Time“ kürte Mossadegh 1951 zur Person des Jahres und platzierte sein Bild auf der Titelseite.

Die Briten beschlossen, mit Unterstützung der Amerikaner einen weiteren Staatsstreich im Iran zu organisieren. Mit der Operation “Ajax”  zum Sturz Mossadeghs und für die Rückkehr des Schahs Pahlavi an die Macht wurde der CIA-Agent und Enkel von Theodore Roosevelt, Kermit, beauftragt.

Zunächst sollte der iranische Premier in den Augen der Gesellschaft diskreditiert werden. Danach sollten das Militär auf die Seite des Schahs gezogen und Volksaufstände provoziert werden.

Der im Juni 1953 unter dem Decknamen James Lochridge im Iran eingetroffene Kermit Roosevelt begann sofort mit der Bestechung von lokalen Politikern, Journalisten, Militärs und sogar islamischen Geistlichen. Dafür stellten die britischen und amerikanischen Behörden eine enorme Summe bereit – eine Million Dollar. Das Ergebnis ließ nicht auf sich warten.

In den Zeitungen tauchten Vorwürfe gegen Mossadegh wegen Verbindungen mit dem sowjetischen Geheimdienst und Korruption auf. In den Moscheen wurde den Besuchern über die Pläne des Premiers berichtet, den Islam zu verbieten und den Iran in ein atheistisches Land zu verwandeln. Den Militärs musste man sogar überhaupt nichts erklären – Armeegeneral Fazlollah Zahedi erklärte sich schnell bereit, den Staatsstreich anzuführen.

Am schwierigsten war es, Schah Pahlavi zur Rückkehr auf den Thron zu überreden. Er fürchtete, alleine mit dem Volk zu bleiben und für alles die Verantwortung zu tragen. Doch als er Sicherheitsgarantien von Dwight D. Eisenhower bekam, willigte er in den Deal mit der CIA ein.

Das Fundament für den Staatsstreich war gelegt. Nun stand die schwierigste Etappe der Operation bevor – Bestechung der kriminellen Gruppierungen. Sie mussten auf den Straßen Teherans kommunistische Parolen skandieren, sich als Anhänger Mossadeghs ausgeben, die  Schaufenster von Geschäften einschlagen und Einwohner verprügeln.

Als die öffentliche Meinung im Iran durch die gefälschten Zeitungsartikel über die Manipulationen des Premiers schon vorbereitet war, kamen die Plünderer auf die Straßen.

„Es lebe Mohammad Mossadegh! Es lebe die Sowjetunion! Der Kommunismus wird siegen!“, schrien sie und zerstörten alles auf ihrem Weg.

Die Einwohner Teherans waren über diese Banden empört und riefen die Regierung zur Reaktion auf. Die Minister hatten keine Ahnung, wer hinter den Plünderern steht, und schwiegen. Das versetzte die Iraner noch mehr in Wut, und sie gingen selbst auf die Straße, um gegen die Regierung zu demonstrieren und den Rücktritt Mossadeghs zu fordern.

Zudem stieg die Inflationsrate rasant an. Die Iraner verbanden das mit dem Verbot für die Öllieferungen. Verantwortlich dafür wurde der Premier gemacht, ihm wurde die Unnachgiebigkeit gegenüber den Briten vorgeworfen. Erst nach der Öffnung der CIA-Archive wurde bekannt, dass der extreme Preisanstieg im Iran kurz vor dem Staatsstreich ebenfalls durch den Westen provoziert worden war. London und New York hatten im großen Stil iranische Geldscheine gedruckt und damit den iranischen Binnenmarkt geflutet. Das entfachte eine Krise.

sputniknews


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