Grüne Woche lädt zum Häppchenmarathon

  15 Januar 2016    Gelesen: 450
Grüne Woche lädt zum Häppchenmarathon
Ran an die Häppchen: Am Freitagmorgen haben die Messehallen die Türen zur Grünen Woche für Besucher geöffnet. In diesem Jahr präsentieren sich unterm Funkturm mehr als 1.600 Aussteller aus rund 60 Ländern. Partnerland ist in diesem Jahr Marokko. In Reaktion auf die Terroranschläge der vergangenen Monate wurden die Sicherheitskontrollen an den Eingängen und auf dem Gelände verstärkt.
Die weltgrößte Agrarmesse Grüne Woche ist seit Freitag für Besucher geöffnet. Bis zum 24. Januar präsentieren 1.660 Aussteller aus Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau ihre Produkte aus über 60 Ländern. Die Veranstalter erwarten mehr als 400.000 Besucher.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sagte beim Eröffnungsrundgang, die Grüne Woche sei ein Zentrum der Information und des Geschmacks für die Verbraucher. Angesichts niedriger Preise gehe es auch um ein größeres Verständnis dafür, dass Regionalität, Tierwohl und nachhaltige Produktion ihren Preis wert seien. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) betonte, Erzeuger und Verbraucher könnten mit ihrem Verhalten zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen.

An den Eingängen kontrollierten Sicherheitsleute am Freitag stichprobenartig Taschen der Besucher. Hintergrund sind die Terroranschläge der vergangenen Monate. Die Veranstalter betonten jedoch, es gebe keine besondere Gefährdungslage für die Schau.

Partnerland 2016 Marokko

Die Grüne Woche feiert in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag: 1926 wurde sie zum ersten Mal abgehalten. Weil sie aber unter anderem während des Zweiten Weltkriegs nicht stattfand, ist die diesjährige Ausgabe erst die 81.

In diesem Jahr ist Marokko das erste afrikanische Partnerland der Grünen Woche. Das Königreich gestaltete auch die Eröffnungsfeier für 3.500 Gäste am Donnerstagabend, darunter auch Prinzessin Lalla Meryem von Marokko.

Bereits am Donnerstag hatte Bundespräsident Joachim Gauck die Messe zum ersten Mal besucht. In seiner Rede mahnte er dabei einen sachlichen Dialog an, um eine nachhaltigere Landwirtschaft zu erreichen. "Wir brauchen ein Ernstnehmen der ökologischen Probleme", sagte das Staatsoberhaupt. Gauck verwies etwa auf Überdüngung und den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln.

Bereits seit 1960 beteiligt sich Marokko an der Messe, vier Jahre nachdem es ein unabhängiger Staat wurde. Nach Angaben der Messe sind rund 40 Prozent der Bevölkerung Marokkos im Landwirtschaftssektor beschäftigt.

Auf der Grünen Woche präsentiert sich Marokko mit landestypischen Produkten wie Gewürzen, Oliven, Kapern, Datteln, Couscous und Linsen, aber auch Arganöl und Rosenblütenwasser. Der Pavillon des Landes soll von den typischen Landschaften und der Architektur des Landes inspiriert sein.

Erstmals wird Russland nicht auf der Grünen Woche vertreten sein. Erstmals seit Jahren hat das Land keine offizielle Messe-Beteiligung. Dabei hatte das Riesenreich zuletzt die größte ausländische Vertretung mit einer eigenen Halle - nicht nur, um für seine eigenen Produkte zu werben, sondern auch, um deutsche Bauern ins Land zu locken.

Brandenburg mit über 200 Ausstellern vertreten

Brandenburg ist wieder mit einer eigenen Halle vertreten. Man habe dort 78 Stände und insgesamt über 200 Aussteller, sagte Jörg Vogelsänger (SPD), der Landwirtschaftsminister des Bundeslandes. Als Beispiele für das vielfältige Angebot nannte er landwirtschaftliche Produkte und Landtourismus. Wer auf die Grüne Woche komme, der müsse auch in die Brandenburg-Halle, so Vogelsänger. "Wir wollen das Land präsentieren und neue Kunden gewinnen", sagte der Minister weiter.

Das Land stellt 820.000 Euro für die Ausstellung bereit. Mit dabei sind Agrarunternehmen, Gartenbaubetriebe, Direktvermarkter, Pferdehöfe oder Landgasthäuser. Landwirte wollen auch die Gelegenheit nutzen, mit Verbrauchern ins Gespräch zu kommen. Während der Messe ist wieder das Gläserne Kochstudio geöffnet. Köche der Region bereiten, unterstützt von Prominenten, regionale Speisen zu.

Die Grüne Woche ist aber nicht nur für Essen bekannt, so erwartet die Besucher in der Halle 2.2 ein Blumenmeer mit mehr als 35.000 Blüten.

Für Unterhaltung sorgen mehr als 20 Showbühnen und Kochstudios, mit Sonderschauen und Wettbewerben. Wer alle 26 Hallenkomplexe sehen will, muss gutes Schuhwerk und Durchhaltevermögen mitbringen. Immerhin handelt es sich um eine Wegstrecke von acht Kilometern. Wer sich nicht einfach mit der Masse treiben lassen will, dem empfiehlt die Messe neun Touren je nach Geschmack und Vorlieben, wie zum Beispiel die kulinarische Welt-Tour, die orientalische Partnerland-Tour oder die lehrreiche Bio-Tour.

Reinheitsgebot wird 500

Zwar gibt es kein Bier aus Russland, doch in der traditionellen ProBier-Markthalle gibt es in diesem Jahr trotzdem Grund zu feiern: Das Reinheitsgebot wird im April 500 Jahre alt. Es gibt den Brauern, die damit werben wollen vor, ihr Bier ausschließlich aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe zu brauen. Auch in Zeiten des Craft-Beer-Booms, der experimentellere Brauformen bekannt macht, genießt es hierzulande einen ausgezeichneten Ruf: Einer aktuellen Umfrage zufolge wollen 85 Prozent der Deutschen, dass das Reinheitsgebot auch weiterhin Bestand hat.

"Wir haben es satt!"

Die Aktivisten des Netzwerks "Wir haben es satt!" kündigten für Samstag einen Protest vor den Toren der Grünen Woche an. "Wird unser Essen zukünftig noch von Bäuerinnen und Bauern erzeugt oder von Agrarkonzernen, die auf Agrogentechnik und Tierfabriken setzen und zu Dumpingpreisen für den Weltmarkt produzieren?" lautet dabei die Fragestellung. Um hier andere Wege der Lebensmittelproduktion einzuklagen und dafür zu sorgen, dass "ökologisch hochwertige und gesunde Lebensmittel von Bauernhöfen mit fairen Preisen und Marktbedingungen weltweit" produziert werden, will das Netzwerk an Besucher und Aussteller appellieren.

An dem Protest während der Grünen Woche im vergangenen Jahr hatten sich mehrere zehntausend Menschen beteiligt.

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