Dutzende Mängel bei neuen Zügen führen zu Verspätungen

  23 Februar 2019    Gelesen: 1037
Dutzende Mängel bei neuen Zügen führen zu Verspätungen

Die neuen Züge ICE 4 und IC 2 sollten die Bahn pünktlicher machen, nun sorgen sie nach SPIEGEL-Informationen selbst für Verspätungen. Beim Intercity gibt es rund 60 Fehler - teilweise wird die Reparatur bis ins Jahr 2020 dauern.

Die Deutsche Bahn hat Probleme mit ihren neuen Zügen ICE 4 und Intercity 2. Die Modelle sollten die Pünktlichkeit verbessern und verursachen nun selbst Verspätungen. "Zu häufig kommt es zu Störungen an den Neufahrzeugen, die empfindliche Auswirkungen auf den Betrieb haben", heißt es in einer internen Mitteilung, die dem SPIEGEL vorliegt. Gerade an Verkehrsknoten führe jede Verzögerung dazu, dass sich weitere Züge verspäteten.

Die Bahn erklärte auf Nachfrage, vereinzelte Störungen seien bei neuen Fahrzeugen nicht ungewöhnlich. Man analysiere die Ursachen gemeinsam mit den Herstellern Siemens und Bombardier.

Vor allem im Fernverkehr kämpft die Deutsche Bahn seit Monaten mit schlechten Pünktlichkeitswerten. Im Jahr 2018 erreichten nur 74,9 Prozent aller Fernzüge pünktlich ihr Ziel - nach Bahn-Definition also mit einer Verspätung von fünf Minuten oder weniger. Politik und Aufsichtsrat verlangen Verbesserungen.

Da kommen die Mängel bei den Vorzeige-Zügen ungelegen. Beim Intercity 2 wurden laut interner Mitteilung rund 60 Fehler gefunden. Die Doppelstock-Waggons sollen die teils jahrzehntealten Intercity-Züge ersetzen, betroffen von den Problemen ist die zweite Bauserie. Ärger macht unter anderem der Bordcomputer für die Zugsicherung, der immer wieder abstürzt. Dieser Fehler wird wohl erst 2020 behoben werden können, da zahlreiche Sicherheitsvorschriften eingehalten werden

Beim ICE 4 gibt es unter anderem Probleme mit den Türen und Bremsen. Beim "Flaggschiff des Fernverkehrs", wie die Bahn ihn selber nennt, soll ein Software-Update helfen. Zudem wurde ein ICE 4 Ende Dezember bei einer Oberleitungsstörung so stark beschädigt, dass er bis März repariert werden muss. Die neueste ICE-Generation startete im Dezember 2017 in den Regelbetrieb. Seitdem will die Bahn pro Monat im Schnitt einen neu ausgelieferten ICE 4 in Betrieb nehmen.

Erschwert wird die Lage bei den Neufahrzeugen dadurch, dass es auch bei der restlichen Zugflotte Engpässe gibt. Der ICE 3 ist stark ausgelastet, weil durch einen Brand und einen Unfall Züge beschädigt sind. Bei den alten Intercity-Zügen gibt es laut internem Papier nur eine geringe Zahl verfügbarer IC-Wagen. Fällt ein Zug aus, werde jedoch "in der Regel" ein Ersatzzug eingesetzt, teilte die Bahn auf Anfrage mit.

Die neuen Hiobsbotschaften dürften auch den Personenverkehr-Vorstand Berthold Huber weiter unter Druck setzen. Der Manager verantwortet bisher Fern- und Regionalverkehr bei der Bahn. Nun gibt es Überlegungen, seinen Aufgabenbereich auf zwei Vorstandsposten zu verteilen. Huber könnte dann nur noch für den Fernverkehr zuständig sein. Im Nahverkehr hatte die Deutsche Bahn in den vergangenen Jahren diverse Ausschreibungen gegen private Wettbewerber verloren.

spiegel


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