Cilia Flores - die Chefin des Diktators

  26 Februar 2019    Gelesen: 911
Cilia Flores - die Chefin des Diktators

Sie ist nicht bloß die Frau des Diktators. Sie gilt als mächtige Strippenzieherin und Strategin des Regimes. Die Politik in Venezuela wird immer mehr ihrer eisernen Haltung zugeschrieben.

Hand in Hand. Auf dem Panzerfahrzeug. Im Patrouillenboot. Auf der sozialistischen Jubelfeier. Venezuelas Diktator Nicolás Maduro zeigt sich derzeit demonstrativ oft und eng mit seiner Frau Cilia Flores. Als die Hilfslieferungen für das hungernde Volk blockiert worden waren, tanzten beide ein Siegestänzchen auf einer Kundgebung in Caracas - Hand in Hand im roten Sozialisten-Anorak. Die Dauer-Demonstration der innigen Verbundenheit ist weniger ein emotionales als ein politisches Signal. Denn Cilia Flores ist mitnichten nur die Frau an seiner Seite. Sie ist die Strategin der Diktatur.

Immer wenn es mit der "Revolution" heikel wird, tritt sie demonstrativ auf und alle wissen - Obacht! In Venezuela sieht man sie als die eiserne Hand des Regimes. Flores hat sich schon immer geweigert, ihre politische Macht nur von der Rolle als Ehefrau abzuleiten. "Ich bin keine Zweite", soll sie gesagt haben. Deswegen strebte sie stets eigene politische Ämter an.

"Erste Kombattantin der Revolution"

Parlamentspräsidentin war sie, Generalstaatsanwältin ebenfalls, inzwischen ist sie die allmächtige "Erste Kombattantin der Revolution". Erste, nicht zweite. Ihr Einfluss in der Nomenklatur der Diktatur gilt als enorm. Sie hält die Fäden der Macht zwischen Geheimdienst, Schlägertrupps und Militärs zusammen. Überall hat sie Vertraute platziert. Ihr Bruder, Bladimir Flores, ist Leiter der Staatspolizei. Hohe Generäle sollen regelrecht Angst vor ihr haben. Die Medien der Exil-Venezolaner nennen sie "unsere tropische Version der Lady Macbeth".

"Ich habe zu Hause nur das letzte Wort, wenn ich sage 'Du hast recht, meine Liebe'" - mit diesen Worten machte Maduro vor einigen Jahren bereits deutlich, wer in der Beziehung das Sagen hat. Seine Frau habe einen "feurigen Charakter".

Flores gilt als wesentlich intelligenter als ihr Mann Maduro, sie ist studierte Juristin und Strategin; er hat als Leibwächter seines Vorgängers Hugo Chavez Karriere gemacht und ist typologisch Schläger geblieben. Flores ist sechs Jahre älter als er und wirkt wie das geistige Oberhaupt der Präsidentschaft. Ohne sie wäre er nicht einmal an die Macht gekommen.

Vertraute von Chavez mit eigener TV-Show


Cilia Flores wurde 1956 in Tinaquillo als jüngste von sechs Geschwistern einer armen Familie geboren, hinein "in eine Scheune mit Drecksboden", wie Maduro einmal öffentlich erzählte. Die Familie floh in die Hauptstadt und die hoch begabte Cilia schaffte den Aufstieg bis zum Jurastudium. In den 90er-Jahren begann sie als linke Anwältin des späteren venezolanischen Machthabers Hugo Chávez, als dieser wegen eines versuchten Staatsstreichs 1992 im Gefängnis saß.

Flores findet ihre Rolle als geistiger Kopf der oft groben sozialistischen Revoluzzertruppe. Sie wird eine enge Vertraute von Hugo Chávez. 1994 sorgte Flores mit für die Freilassung von Chávez und bahnte ihm so den Weg zur Macht. Sie blieb an seiner Seite und stieg nach dessen Wahl zum Präsidenten vier Jahre später zur mächtigsten Frau des Landes auf. Als Chavez starb und die Machtübergabe - unter aktiver Strippenzieherei von Flores - an Maduro gesichert war, heiratete sie den neuen Führer. Seitdem regieren sie Venezuela Hand in Hand.

Im staatlichen Fernsehen tritt Flores mit einer Fernsehsendung "Mit Cilia in der Familie" auf. Dort interviewt sie propagandistisch inszeniert Menschen, denen es angeblich dank des Sozialismus wieder besser geht.

Neffen in USA vor Gericht


In lateinamerikanischen Medien wird Flores ein hohes Maß an Korruption und Vetternwirtschaft zugeschrieben. Aktenkundig ist, dass sie Dutzende Verwandte auf die Gehaltsliste des Parlaments setzte. Zwei mit venezolanischen Diplomatenpässen ausgestattete Neffen von ihr wurden in Haiti beim Versuch, 800 Kilogramm Kokain zu schmuggeln, verhaftet und an die USA ausgeliefert. Beim Prozess kam außerdem ans Licht, wie der Maduro/Flores-Clan in Luxus lebt, während das Volk zusehends aushungert. Die USA belegten Maduro, Flores und weitere Clan-Mitglieder inzwischen mit persönlichen Sanktionen. Die Familie soll in Panama mehrere Geldwäsche-Unternehmen betrieben haben.

Doch diese Vorwürfe dürften Flores weniger kümmern als die Ankündigung mehrerer lateinamerikanischer Staaten, das Präsidentenpaar wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen vor Gericht zu bringen. Argentinien, Chile, Kolumbien, Paraguay, Peru und Kanada haben den Internationalen Strafgerichtshof formell aufgefordert, in Anbetracht massenhafter Festnahmen, sozialistischer Schlägertrupps, systematischer Folter und willkürlicher Exekutionen die Ermittlungen aufzunehmen. Sie wollen Maduro und Flores wegen schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht stellen. Eine Grundlage der Anklage ist der Report des Uno-Hochkommissars für Menschenrechte über die Folterungen in Venezuela.

Flores weiß seither, dass ihr mit einem Regimewechsel Tod oder Gefängnis droht. Darum hat sie sich entschlossen, grimmig durchzuhalten und ihren Maduro an der Hand durch die Volksaufstände zu führen.


Quelle: n-tv.de


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