Keine Wahl: Warum die USA deutlich mehr russisches Öl importieren

  26 Februar 2019    Gelesen: 842
Keine Wahl: Warum die USA deutlich mehr russisches Öl importieren

Die USA kaufen nach Angaben von analytischen Öl- und Gasagenturen russisches Öl in solchen Mengen, wie sie seit Beginn der Schiefer-Revolution nicht mehr zu beobachten waren.

Dadurch, dass Washington Venezuela kein Öl mehr abnimmt, suchen die US-Raffinerien an der Ostküste und im Golf von Mexiko dringend nach Ersatz, die beste Variante ist dabei russisches Öl. Allerdings muss man dafür mehr zahlen.

Selbstbestrafung

Nach der Verhängung von Sanktionen gegen die venezolanische Firma PDVSA durch Donald Trump fehlt es der US-Ölindustrie nun an dem wichtigen Rohstoff aus dem lateinamerikanischen Land. Die US-amerikanischen Ölraffinerien können nicht allein mit leichtem Öl arbeiten (wie die Sorte WTI, die in großen Mengen vorhanden ist). Das leichte Öl muss mit schwerem Öl gemischt werden, das die USA vor allem aus Venezuela bezogen.

Wegen des Verbots der Ölimporte aus Venezuela fehlt es auf dem US-Markt nun an schwefelhaltigem Öl, wie die Internationale Energieagentur IEA in ihrer Februar-Übersicht feststellte. Im Ergebnis droht den Raffinerien im Golf von Mexiko und an der US-Ostküste, die ursprünglich zur Verarbeitung des schwefelhaltigen Öls gebaut wurden, das Aus. Betroffen sind die wichtigsten Akteure in der US-Branche der Ölraffinerien – Citgo Petroleum, Valero Energy und Chevron.

„Es haben sich große Lücken bei der Produktion für die nächsten Monate gebildet, weil wir aus Venezuela nichts bekommen“, sagte der Chef von Valery Energy Group, Gary Simons, Ende Januar.

In der Not schmeckt jedes Brot

Eine Alternative für die venezolanischen Lieferungen könnte ähnliches Öl aus Saudi-Arabien sein. Dennoch verkündete Saudi-Arabien bereits im Januar, dass es nicht vorhat, die Ölförderung wegen der US-Sanktionen gegen Venezuela auszubauen. Zudem plant Riad die Drosselung der Produktion und Exporte, um einen Rückgang der Ölpreise zu verhindern.

Nach Angaben der österreichischen Firma JBC Energy, der es ebenfalls an hoch schwefelhaltigem Öl fehlt, haben die Ölraffinerien begonnen, aktiv russisches Öl der Marke Urals zu kaufen. Die Lieferungen belaufen sich bereits auf 100.000 Barrel pro Tag, was seit Beginn der Schiefer-Revolution 2011-2012 (Fracking-Boom) nicht mehr zu beobachten war. Im Vergleich zu den Liefermengen Venezuelas handelt es sich hier um bescheidene Werte. Doch Experten zufolge wird der Wachstumstrend bestehen bleiben.

„Unter den Bedingungen des Rohstoffmangels treten die politischen Probleme in den Hintergrund, der wichtigste Faktor sind die notwendigen Eigenschaften der Ölsorte – Dichte und Schwefelgehalt“, sagte der Direktor der Stiftung für Energieentwicklung, Sergej Pikin. Ihm zufolge sollten die Lieferungen von Urals-Öl an die USA ab Mai stark zunehmen.

Zu diesem Zeitpunkt endet die 180-Tage-Frist, die mehreren Ländern ausnahmsweise gestattet, iranisches Öl zu kaufen. Deswegen wird die Nachfrage nach russischem Öl stark ansteigen.

Nach Informationen des „Forbes”-Magazins geben die USA jedes Jahr Milliarden Dollar für russisches Öl aus. Allein 2017 belief sich der Anteil Russlands am Gesamtimport der USA (10,075 Millionen Barrel pro Tag) auf fast vier Prozent.

„Bei einem Durchschnittspreis von 50 Dollar gaben die USA 2017 etwa sieben Milliarden Dollar für russisches Öl aus“, so der Experte.

Verteuerung durch US-Sanktionen

Der Mangel an schwefelhaltigem Öl, zu dem auch Öl der Marke Urals gehört, hat bereits zum Preisanstieg geführt. Der Hauptgrund sind allerdings wieder einmal die US-Sanktionen – diesmal gegen den Iran. „Der Effekt der Sanktionen gegen Venezuela und den Iran sind für US-Ölraffinerien ziemlich spürbar – sie müssen nun russisches Öl mit einem bedeutenden Preisaufschlag kaufen, weil auf dem Markt ein kurzfristiger Mangel zu erkennen ist“, sagte Alexej Gromow vom Institut für Energie und Finanzen.

Doch sobald sich der Markt umgestellt und die weggefallenen Mengen kompensiert habe, würden die Preise zum früheren Niveau zurückkehren. Das könnte einige Monate in Anspruch nehmen. Wenn es zu einem Militärkonflikt in Venezuela kommen und der Ölexport auf null sinken würde, würde sich die Situation auf dem Markt noch mehr zuspitzen. „Im Ergebnis ist ein starker kumulativer Effekt möglich – wenn zum iranischen Problem noch das venezolanische hinzukommt, wird das Risiko eines starken Preisanstiegs entstehen“, so der Experte.

sputniknews


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