Die saudische Regierung steckt angeblich hinter einem Hackerangriff auf Amazon-Chef Jeff Bezos. In einer Gastkolumne für das US-Nachrichtenportal "The Daily Beast" schreibt Bezos' persönlicher Sicherheitschef, Gavin de Becker, die Saudis hätten Zugang zu Bezos' Telefon gehabt und persönliche Informationen entwendet. "Stand heute ist unklar, ob und inwieweit das Medienunternehmen American Media Inc. (AMI) darüber informiert war."
Hintergrund der Vorwürfe ist ein Erpressungsversuch, den Bezos Anfang Februar öffentlich gemacht hatte. In einem offenen Briefwarf der schwerreiche Amazon-Chef dem US-amerikanischen Boulevardblatt "National Enquirer" vor, ihn mit der angedrohten Veröffentlichung intimer Fotos und privater Textnachrichten mundtot machen zu wollen. Der "National Enquirer" ist ein AMI-Blatt.
Ursprünglich war vermutet worden, dass der Bruder von Bezos' Geliebter die privaten Bilder und Textnachrichten an den "National Enquirer" weitergegeben hat. Das aber trifft laut de Becker nur teilweise zu: "Die Wirklichkeit ist kompliziert und kann nicht immer heruntergebrochen werden auf eine einfache Erklärung wie 'Es war der Bruder', auch wenn der Bruder sicherlich einige Informationen weitergereicht hat."
De Becker führt eine eigene Sicherheitsfirma und arbeitet seit 22 Jahren für Bezos. Der 64-Jährige hat in der Vergangenheit bereits in mehreren Fällen das US-Justizministerium und den US-Geheimdienst CIA beraten. Seine Ermittlungen in dem Erpressungsfall sind nach seinen Angaben abgeschlossen. Seine Ergebnisse hat er den US-amerikanischen Sicherheitsbehörden übergeben.
Verbindung zum Kashoggi-Mord?
Demnach könnte der Erpressungsversuch mit dem Mord des saudischen Journalisten Jamal Kashoggizusammenhängen. Die US-amerikanischen Sicherheitsbehörden gehen übereinstimmend davon aus, dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman den Mordauftrag gegeben hat. Kashoggi galt als einer der größten Kritiker des Kronprinzen. Zuletzt hatte er unter anderem als Kolumnist für die "Washington Post" gearbeitet, die den Kronprinzen nach der Ermordung Kashoggis scharf angegriffen hatte.
Gleichzeitig gehört die berühmte US-Tageszeitung zu den größten Kritikern von US-Präsident Donald Trump. Der ist wiederum eng befreundet mit dem Chef von AMI, David Pecker, und gilt ebenfalls als enger Verbündeter des saudischen Königshauses. Amazon-Chef Bezos ist seinerseits Besitzer der "Washington Post".
Das saudische Königshaus hat bisher nicht auf die Vorwürfe reagiert. Als Bezos den AMI-Erpressungsversuch im Februar öffentlich gemacht hatte, hatte der Amazon-Chef bereits eine Verbindung nach Saudi-Arabien angedeutet. Damals hatte Riad behauptet, es habe "absolut nichts" mit dem Vorfall zu tun.
Quelle: n-tv.de
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