Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wirft dem Autokonzern Daimler im Abgasskandal eine weitere Manipulation seiner Abgassteuerung vor, die er heimlich im Zuge eines anderen Software-Updates habe beseitigen wollen. Angesichts dieses Verdachts haben die Grünen einen härteren Umgang mit den Autoherstellern verlangt.
"Das Kraftfahrt-Bundesamt wird wegen der laschen politischen Führung im Verkehrsministerium nicht von den Herstellern ernst genommen", sagte der stellvertretende Grünen-Fraktionschef Oliver Krischer. "In den Wagen ist eine so billige Abgasreinigung eingebaut, dass Software-Updates niemals ausreichen werden, damit die Grenzwerte eingehalten werden."
Der Grünen-Politiker befürchtet, dass es auch dieses Mal "wie in der Vergangenheit keine Bußgelder geben" werde. "Das ist der Freifahrtschein für die Hersteller." Die Bundesregierung müsse endlich Hardware-Nachrüstungen auf Kosten der Autoindustrie durchsetzen.
Zuvor war bekanntgeworden, dass bei etwa 60.000 Sportgeländewagen (SUV) von Daimler die Stickoxid-Werte mit Hilfe eines Computerprogramms gesenkt worden sein sollen - aber nur auf dem Prüfstand und nicht im täglichen Straßenverkehr. Das KBA leitete der "Bild am Sonntag" zufolge ein formelles Anhörungsverfahren gegen Daimler wegen Verdachts auf eine weitere "unzulässige Abschaltvorrichtung" ein. Es geht um Fahrzeuge des Modells Mercedes-Benz GLK 220 CDI mit der Abgasnorm 5, die zwischen 2012 und 2015 produziert wurden. Ein Daimler-Sprecher bestätigte eine Anhörung in dieser Sache.
Die beanstandete Software-Funktion soll eine spezielle Temperaturregelung aktivieren. Diese hält nach SPIEGEL-Informationen den Kühlmittelkreislauf künstlich kälter und verzögert die Aufwärmung des Motoröls. Die Folge: Die Stickoxid-Werte blieben auf dem Prüfstand auf einem niedrigeren Niveau, unterhalb des gesetzlichen Grenzwert. Im Straßenbetrieb werde die Funktion dagegen deaktiviert und der Schadstoffausstoß pro Kilometer deutlich überschritten.
spiegel
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