Action für Männer, Mode für Frauen?

  19 April 2019    Gelesen: 879
Action für Männer, Mode für Frauen?

In Italien gibt es Streit um eine geplante Reform beim öffentlich-rechtlichen Sender RAI.

Das Unternehmen will nach verschiedenen Medienberichten einige seiner Fernsehkanäle umstrukturieren. Dabei sollen zwei neue Angebote die bisherigen Filmprogramme Rai Movie und Rai Premium ersetzen: ein Programm speziell für Männer und eines für Frauen. Der britische „Guardian“ zitiert eine Quelle bei Rai mit den Worten, dass es darum gehe, männliches und weibliches Publikum passgenauer zu erreichen – und nicht um Geschlechtertrennung.

Der Unmut ist dessen ungeachtet aber groß. So schreibt etwa die Gewerkschaft der Rai-Journalisten Usigrai, es sei zwar verständlich, dass man Kanäle auf Zielgruppen zuschneiden wolle. Aber die Unterteilung in Geschlechter sei nicht bloß inakzeptabel. Vielmehr bestehe die Gefahr, dass den „schlimmsten Klischees“ Tür und Tor geöffnet würden – ganz im Widerspruch zum Sendeauftrag. Usigrai appelliert denn auch an Rai-Chef Salini, das Ganze noch einmal zu überdenken. 

Der Corriere della Sera zitiert aus den Beschwerden der Mitarbeiter: „Glauben Sie wirklich, dass eine Frau im Jahr 2019 keinen Actionfilm oder Motoren mag – und dass ein Mann kein Interesse an Mode und Kochen hat?“ 

Auch der italienische Senator Salvatore Margiotta (Demokraten, Mitte-links) nennt die Reformpläne bei RAI „unverständlich“. Margiotta sitzt auch im parlamentarischen Aufsichtsgremium des Senders. Zitat: „Wir versuchen gerade, die Gender-Diskriminierung zu überwinden. Und darum ist es verrückt, einen öffentlichen Kanal für ein weibliches Publikum und einen für Männer zu haben.“

Das Netzwerk „Frauen gegen Gewalt“ bezeichnet die Pläne laut „Guardian“ als „grotesk“ und „sexistisch“. Die Quelle bei Rai, die der Guardian zitiert, nennt die Kontroverse dagegen „lächerlich“ und argumentiert, es sei ja wohl offensichtlich, das ein Film wie „Rambo“ eher Männer anspreche.

Fernsehsender, die ihr Programm vor allem auf Frauen ausrichten, gibt es auch in anderen Ländern. In Deutschland etwa sendet „Sixx“, der zu ProSiebenSat1 gehört. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gibt es die Sendung „Frau TV“ des WDR.


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