Die frühere Wikileaks-Informantin Chelsea Manning ist nach zwei Monaten Beugehaft in einem Gefängnis in Alexandria im US-Bundesstaat Virginia wieder auf freiem Fuß. Grund für die Freilassung ist, dass die Amtszeit der Grand Jury ablief, teilten Mannings Anwälte mit. Manning hatte sich geweigert, den Geschworenen Fragen zur Enthüllungsplattform des australischen Wikileaks-Gründers Julian Assange zu beantworten, der im vergangenen Monat in London festgenommen worden war. Die USA fordern Assanges Auslieferung. Manning war daraufhin am 8. März in Beugehaft genommen worden.
Die Anwälte der Whistleblowerin erklärten, ihrer Mandantin sei bereits vor ihrer Freilassung eine neue Vorladung vor einer anderen Grand Jury zugestellt worden. Vor diesen Geschworenen soll sie bereits am kommenden Freitag aussagen. Verweigert Manning auch dort die Aussage, könnte sie noch am selben Tag wieder wegen Missachtung des Gerichts in Beugehaft genommen werden. Die Anwälte beharrten darauf, dass Manning das Recht habe, ihre Aussage zu verweigern.
Die USA werfen Assange Verschwörung mit Manning vor, um ein Passwort eines Computernetzwerks der Regierung zu knacken. Manning hatte im Jahr 2010 schwere Verfehlungen von US-Militärangehörigen unter anderem im Irak und in Afghanistan über Wikileaks öffentlich gemacht. Ein Video zeigte unter anderem, wie eine US-Hubschrauberbesatzung im Irak wehrlose Zivilisten tötete. Das Video war der erste große Enthüllungserfolg der Plattform Wikileaks.
Obama ordnete vorzeitige Freilassung an
Manning, die vor ihrer geschlechtsangleichenden Operation als Mann lebte und mit Vornamen Bradley hieß, hatte im Irak-Krieg als Computerexperte für die US-Streitkräfte gearbeitet und große Datenmengen geheimen Materials an Wikileaks weitergeleitet. Sie war 2010 in Untersuchungshaft genommen worden. 2013 wurde sie bei einem Militärgerichtsverfahren zu 35 Jahren Haft verurteilt. 2017 kam sie jedoch frei, nachdem der damalige US-Präsident Barack Obama die vorzeitige Freilassung angeordnet hatte.
Grand Jurys sind Geschworenenjurys, die nicht für Gerichtsverfahren versammelt werden, sondern bereits davor. Ihre einzige Aufgabe ist es, vorliegende Beweise in möglichen Verbrechensfällen zu prüfen und zu entscheiden, ob Anklage erhoben werden soll. Grand Jurys werden daher auch Anklagekammern genannt. Zumeist werden sie eingeschaltet, wenn es sich um größere und kontroverse Fälle handelt, wenn also die Staatsanwaltschaft nicht allein über eine mögliche Anklageerhebung entscheiden will.
Quelle: n-tv.de, lou/dpa
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