Wer seinerzeit Matthias Sammer etwas genauer betrachtete, dessen wütende Gestik, die blitzenden Augen, wusste schon: Die sportliche Leitung des deutschen Rekordmeisters möchte so etwas nicht wieder erleben. Schließlich reicht dem finanzstarken Klub seine unbestrittene Dominanz in Deutschland schon lange nicht mehr. Sie wollen beim FC Bayern besser sein. Besser als der FC Barcelona oder Real Madrid.
Costa, Coman, Vidal - Neue gegen das Trauma
Also wurden geholt im letzten Sommer: Douglas Costa aus Donezk, Arturo Vidal aus Turin, am Schluss noch Kingsley Coman ebenfalls von Juventus. Um gewappnet zu sein für die Wochen der Wahrheit der Saison: Nach der Winterpause, wenn die Bundesliga entschieden wird und man sich in den K.o.-Duellen der Champions League keinen schwachen Tag erlauben darf.
Ein erster Blick auf den aktuell spielfähigen Kader der Münchener vermittelt den Eindruck: Könnte klappen. Arjen Robben ist nach längerer Verletzungspause wieder fit, auch der universell einsetzbare David Alaba ist zurück, Ribery braucht nach überstandener Blessur noch ein paar Wochen. Sollte es passieren, dass die anfälligen Ribery und Robben später nochmals ausfallen, können die Bayern diesmal aber gut reagieren.
Genug gleichwertiger Ersatz für verletzte Stars
Douglas Costa hat sich in der Hinrunde mit seiner Explosivität als gleichwertiger Ersatz präsentiert, kann sogar auf beiden Außenpositionen agieren. Der junge Kingsley Coman, den zu Saisonbeginn kaum jemand auf der Rechnung hatte, hat sich als regelrechter Sensations-Zugang erwiesen. Schnell, trickreich, torgefährlich und schon enorm abgezockt im Zweikampf hat sich die Leihgabe von Juventus innerhalb kürzester Zeit in die Weltspitze katapultiert. Er könnte nicht nur außen Löcher stopfen, sondern stünde auch bereit, sollten Thomas Müller oder Robert Lewandowski einmal ausfallen.
Im defensiven Mittelfeld, in dem vor einem Jahr Xabi Alonso gegen Barcelona allein auf weiter Flur stand, können die Bayern neben Alaba mit Arturo Vidal auf den "Krieger" zurückgreifen, der von vielen Experten als weltbester defensiver Mittelfeldmann für die entscheidenden Saisonwochen gehandelt wird. Vidal hat schon mehrfach bewiesen: In unbedeutenden Spielen nimmt er sich gern mal eine kleine Pause, haut nicht alles raus. Geht es aber in die Endspiele, läuft er zur Hochform auf. Er ist ein Baustein, die für die Bayern am Ende entscheidend sein könnte.
Sieben der nächsten zehn Pflichtspiele auswärts
Zunächst aber steht für die Bayern noch der Re-Start in alle Wettbewerbe an und der hat`s in sich: Gleich sieben der nächsten zehn Pflichtspiele bestreiten die Münchener auswärts, als erstes geht`s am Freitag (22.01.16) zum Hamburger SV. Ihr Trainingslager in Doha nutzten Pep Guardiola und seine Leute, um intensiv zu trainieren. Denn dazu kommen die Bayern erfahrungsgemäß während der bevorstehenden englischen Wochen kaum noch. Testspiele wurden im Trainingslager keine absolviert, erst nach der Rückkehr spielte man gegen den Karlsruher SC. Bei der erstaunlichen 1:2-Niederlage wurden alte Schwächen deutlich: Nach Ballverlusten ergaben sich für den Gegner große Räume zum Kontern.
Daran werden sie arbeiten müssen, ebenso an der Abstimmung in der Innenverteidigung. Nach endloser Verletzungsgeschichte konnte Holger Badstuber die komplette Vorbereitung absolvieren, agierte aber noch nicht wieder in Topform. Sollte er in den nächsten Wochen zu alter Stärke zurückfinden, könnte auch er zu einem jener Faktoren werden, die den FC Bayern erfolgreich durch die Wochen der Wahrheit im Frühjahr tragen. Anders als im letzten Jahr.
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