Mitten im Wandel zur Elektromobilität kämpft der Stuttgarter Konzern mit schleppenden Verkäufen und sinkenden Renditen. Daimler sei stark genug, um im Umbruch der Autoindustrie eine führende Rolle zu spielen, gibt der scheidende Vorstandschef Dieter Zetsche seinem Nachfolger Ola Källenius mit auf den Weg. Der 49-jährige Schwede übernimmt die Führung des 130-jährigen Konzerns mit Ablauf des Aktionärstreffens am Mittwoch in Berlin. “Dazu haben wir den größten Wandel unserer Geschichte eingeleitet”, sagte Zetsche auf der Hauptversammlung, zu der rund 6000 Aktionäre erwartetet werden. Sie sollen einen kostspieligen Konzernumbau in eine Holding und drei rechtlich selbstständige Aktiengesellschaften absegnen.
“Mit dem aktuellen Profitabilitätsniveau können und wollen wir nicht zufrieden sein”, räumte Zetsche ein. Während sich die Rahmenbedingungen verschlechterten, machten hohe Investitionen und Entwicklungsausgaben dem Unternehmen zu schaffen. Deshalb müssten im gesamten Unternehmen die Kosten gesenkt werden, erklärte der langjährige Konzernlenker. “Alles steht auf dem Prüfstand: fixe und variable Kosten, Sach- und Personalkosten, Investitionsvorhaben, die Wertschöpfungstiefe und die Produktpalette.” Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr schrumpfte das Ergebnis bei Daimler im ersten Quartal weiter. Die schwächere Autokonjunktur weltweit, aber auch interne Probleme in der Produktion ließen den Pkw-Absatz in der Hauptsparte Mercedes-Benz absacken. Die Umsatzrendite bei Pkw fiel gegenüber dem Vorjahreszeitraum um drei Prozentpunkte auf gut sechs Prozent.
GROßE FUßSTAPFEN
Die Details zum Kostensenkungsprogramm werden gerade vom neuen Daimler-Chef Källenius ausgearbeitet. Der Manager, seit über 25 Jahren im Unternehmen, tritt in große Fußstapfen. Zetsche sei ein Ausnahmemanager, erklärte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff. “Er hat Daimler erfolgreich auch durch schwieriges Terrain zurück an die Spitze geführt.” So eroberte Mercedes-Benz 2016 die Krone des weltweit größtes Premiumautobauers vom Rivalen BMW zurück.
Unter Källenius soll Daimler mit dem Sparprogramm den Profit wieder steigern. Nach nur sechs bis acht Prozent Umsatzrendite in diesem Jahr soll bis 2021 im Pkw-Geschäft wieder eine Marge von acht bis zehn Prozent erreicht werden. Ob das gelingt, kann Zetsche in zwei Jahren, wenn er nach einer Abkühlphase als Aufsichtsratschef zurückkehren will, selbst überwachen. Für 2019 geht Daimler nach wie vor davon aus, trotz Handelsstreit und Konjunkturabschwung, Dieselrückrufkosten und Produktionsproblemen Absatz, Umsatz und operatives Ergebnis leicht zu steigern. Dabei setzt der Autobauer auf eine Wende im Pkw-Geschäft im zweiten Halbjahr.
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