Großbritanniens zweitgrößter Stahlproduzent ist insolvent

  22 Mai 2019    Gelesen: 659
Großbritanniens zweitgrößter Stahlproduzent ist insolvent

Vorstandschef Reichmann sprach von Unsicherheit über den Brexit: Der Stahlkonzern British Steel ist zahlungsunfähig - will den Geschäftsbetrieb aber weiterführen.

Der Betrieb wird unter Zwangsverwaltung gestellt: Großbritanniens zweitgrößter Stahlkonzern British Steel ist pleite. Ein Gericht habe das Unternehmen unter Zwangsliquidation gestellt, teilte die britische Regierung mit. Insolvenzverwalter von EY sicherten zu, den Geschäftsbetrieb der 5000 Mitarbeiter zählenden Gesellschaft aufrecht zu halten, viele davon in Scunthorpe rund 290 Kilometer nördlich von London.

Der Stahlhandel und die Belieferung der Kunden geht den Verwaltern zufolge weiter. Gleichzeitig würden die vom Gericht eingesetzten Insolvenzverwalter Optionen für die Sanierung prüfen. Die Gehälter der Mitarbeiter seien gesichert. Außer den 5000 Beschäftigten von British Steel müssen rund 20.000 Mitarbeiter bei Zulieferern um ihre Jobs bangen.

Das Unternehmen hatte sich in den vergangenen Tagen vergeblich um Staatsgarantien bemüht. Einem Insider zufolge hätte die ehemalige Tata Steel-Tochter eine kurzfristige staatliche Finanzzusage in Höhe von 30 Millionen Pfund (34,1 Millionen Euro) benötigt, um den Kollaps zu vermeiden. Bemüht hatte sich der Konzern um Staatsgarantien im Umfang von 75 Millionen Pfund (85 Millionen Euro). Das Unternehmen hatte zuletzt bereits ein Darlehen in Höhe von rund 120 Millionen Pfund aufgenommen.

Die Regierung habe alles versucht, um British Steel zu retten, sagte Wirtschaftsminister Greg Clark. Für eine finanzielle Unterstützung gebe es aber strenge Regeln, und es wäre illegal gewesen, den Anträgen der Firma nachzukommen. "Dies wird eine sehr schwierige Zeit für tausende engagierte Stahlarbeiter, Zulieferer und in den Gemeinden", so Clark. Er werde mit dem Konkursverwalter und British Steel zusammenarbeiten, um die Zukunft der Standorte zu sichern.

In einem Brief an die Mitarbeiter machte Vorstandschef Gerald Reichmann in der vergangenen Woche die Unsicherheit über den Brexit sowie die schwache Nachfrage und hohe Rohstoffpreise für die Schwierigkeiten verantwortlich.

Der Name British Steel erinnert an den großen britischen Stahlhersteller, der 1967 durch die Verstaatlichung aus kleineren Privatfirmen entstand. Die Firma wurde aber 1988 privatisiert und fusionierte 1999 mit dem niederländischen Stahlwerk Koninklijke Hoogovens zu Corus. Corus wurde wiederum 2007 von Tata Steel gekauft, das heute der größte britische Stahlproduzent ist und zur indischen Tata-Gruppe gehört. 2016 wurden große Teile der britischen Tata-Steel-Aktivitäten wiederum an den privaten Investor Greybull Capital veräußert und als British Steel weitergeführt.

spiegel


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