Staatliche Stellen in der Volksrepublik China haben Ermittlungen gegen den Logistikspezialisten Fedex angekündigt. Untersucht werde, ob der US-Konzern die Rechte und Interessen seiner Kunden verletzt habe, berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.
Auslöser der Untersuchung seien Beschwerden des Telekommunikationsausrüsters Huawei, hieß es. Das chinesische Unternehmen habe erklärt, für Huawei bestimmte Pakete seien abgefangen und in die USA umgeleitet worden. Zum Inhalt der fraglichen Warensendungen liegen keine Angaben vor.
Der chinesische Hightech-Konzern steht im Mittelpunkt der chinesisch-amerikanischen Auseinandersetzung über die künftige technologische Vorherrschaft an den Weltmärkten. Der Zulieferer für Daten- und Mobilfunktechnik Huawei wurde von der US-Regierung auf eine Schwarze Liste gesetzt und wird dadurch von Software-Updates und Komponenten-Lieferungen abgeschnitten. Wichtige Geschäftspartner von Huawei wie etwa Google legten die Zusammenarbeit bereits notgedrungen auf Eis.
"Schwarze Liste" aus Peking?
Die Untersuchungen gegen Fedex lassen sich nach Einschätzung von Beobachtern als Teil von Revanche-Maßnahmen gegen Zölle und andere Auflagen der US-Regierung gegen chinesische Unternehmen sein. Am Freitag hatte das chinesische Handelsministerium angekündigt, es werde in Kürze eine Liste "unzuverlässiger" Firmen und Personen, die die Interessen chinesischer Firmen verletzten, veröffentlichen.
Der chinesische Staatsrat teilte mit, noch an diesem Sonntag solle das Grundsatzpapier "Chinas Stellung in den chinesisch-amerikanischen Wirtschafts- und Handelskonsultationen" veröffentlich werden. Ob es sich dabei um das vom Wirtschaftsministerium angekündigte Papier handelt, blieb zunächst offen.
Huawei-Vertreter hatten kurz vor dem Wochenende im Gespräch mit Reportern der Nachrichtenagentur Reuters erklärt, der Konzern überprüfe seine Beziehungen zu Fedex. Das Unternehmen wirft dem US-Logistiker vor, zwei an Huawei in Asien adressierte Pakete in die USA umgeleitet und dies bei zwei weiteren Sendungen versucht zu haben. Fedex erklärte dazu, es habe sich um Irrtümer gehandelt. Im Raum steht auf chinesischer Seite der Verdacht, Fedex habe die Warensendung auf Anweisung der US-Behörden abgefangen.
Fedex: Gibt keinen "äußeren Druck"
Fedex könnte dadurch mitten hinein in einen der größten handelspolitischen Konflikt der Gegenwart geraten. Perspektivisch geht es für den UPS-Konkurrenten dabei auch um den freien Zugang zum chinesischen Milliardenmarkt. Entsprechend vorsichtig äußert sich das börsennotierte Unternehmen. Es gebe keinen "äußeren" Druck, Pakete umzuleiten, betonte ein Fedex-Sprecher auf Anfrage.
Beobachter sehen in den Ankündigungen aus Peking einen Versuch, den Druck auf die US-Regierung schrittweise zu erhöhen. Die amerikanisch-chinesischen Beziehungen trübten sich zuletzt auch in Bereichen jenseits der Handelspolitik deutlich ein. Der kommissarische US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan etwa kündigte bei einer Sicherheitskonferenz in Singapur mit Blick auf China einen härteres Vorgehen an.
Die vermutlich größte Gefahr für die Staaten in der Region käme von Akteuren, die die regelgebundene internationale Zusammenarbeit unterlaufen wollten, sagte Shanahan. "Wir werden das chinesische Benehmen nicht ignorieren und in der Vergangenheit hat man auf Zehenspitzen einen Bogen darum gemacht." Die USA stören sich unter anderem an chinesischen Gebietsansprüchen im Südchinesischen Meer und an Drohungen gegen Taiwan, das die Regierung in Peking als Teil Chinas betrachtet. Damit verknüpfte Shanahan das Vorgehen der USA auf dem Gebiet der Zoll- und Handelspolitik mit zwei der brisantesten geopolitischen Brennpunkte der Gegenwart.
Quelle: n-tv.de, mmo/rts
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