Harmlose Erkältungsviren killen Krebszellen

  11 Juli 2019    Gelesen: 853
  Harmlose Erkältungsviren killen Krebszellen

Blasenkrebs wird oftmals erst spät diagnostiziert, da er lange Zeit keine Probleme macht. Auch das Immunsystem erkennt die Gefahr nicht immer. So kann der Tumor ungehindert wachsen, streuen und tödlich werden. Mit bestimmten Erkältungsviren könnte das in Zukunft verhindert werden.

Bösartige Tumoren in der Harnblase werden entweder erst spät oder aber rein zufällig erkannt. Betroffene merken lange Zeit nichts von der tödlichen Erkrankung. Auch das Immunsystem des Körpers übersieht diese Krebsart häufig. So kann der Krebs dann über einen längeren Zeitraum sein Unwesen treiben, Gewebe der Harnblase zerstören und in den gesamten Körper streuen.

Um dem zu entgehen, versuchen Mediziner bereits seit Jahrzehnten auf verschiedene Weise das Immunsystem des Körpers gegen die Krebszellen anzukurbeln. So wurden beispielsweise lebende Tuberkulosebakterien, Bacillus Calmette-Guerin (BCG), in die Blase von Patienten gebracht, die dort eine starke Entzündungsreaktion auslösen sollten. Diese wiederum sollte den Tumor zurückdrängen. Die Therapie, die bei einem Drittel der Behandelten mit erheblichen Nebenwirkungen einhergeht, bleibt jedoch bei einem anderen Drittel der Patienten völlig wirkungslos, was bei Immuntherapien häufig als Problem auftritt.

Forscher der University of Surrey in Guildford haben sich deshalb auf die Suche nach einer anderen Möglichkeit gemacht. Das Team um Professor Hardev Pandha erinnerte sich an eine Therapieform, die bereits vor einem Jahrhundert entdeckt worden war. Bei der sogenannten onkolytischen Therapie werden die Tumorzellen mit Viren oder Bakterien infiziert. Das Immunsystem reagiert darauf und zerstört nicht nur die Viren oder Bakterien, sondern auch die Krebszellen. Das Phänomen, mit dem auch in den 1950er Jahren experimentiert wurde, geriet mit der Entwicklung der Chemotherapie in Vergessenheit. Die Forscher belebten die onkolytische Therapie mit ihrer Untersuchung neu.

Die Forscher testeten die onkolytische Therapie mit dem sogenannten Coxsackie-Virus, kurz als CVA21 bezeichnet, in zwei verschiedenen Variationen. Das natürlich vorkommende, harmlose Erkältungsvirus wurde bei neun Patienten mittels Blasenkatheter an Ort und Stelle gebracht. Bei den anderen sechs Patienten wurden die Viren mit einem Krebsmedikament kombiniert, das die Infektionskraft der Viren verstärken sollte. Die Therapie wurde eine Woche vor dem Eingriff begonnen, um währenddessen die Ergebnisse zu sehen.

Bei der Operation konnte bei der Mehrzahl der Patienten der Tod der Krebszellen festgestellt werden. Bei einem der 15 Patienten waren keine lebenden Krebszellen mehr zu finden. In den untersuchten Urinproben war zu sehen, dass das eingesetzte Erkältungsvirus nur die Krebszellen infiziert hatte und nicht die gesunden Zellen, erklärt der Studienleiter in einem Schreiben, das auf der Seite der University of Surrey veröffentlicht wurde. Im Tumor selbst seien Zeichen einer Entzündung entdeckt worden. Das deute darauf hin, dass das Immunsystem die Krebszellen attackiert. Das sei für diese Art von Tumor nicht zu erwarten gewesen, so der Mediziner weiter.

Die Ergebnisse, die im Fachmagzin "Clinical Cancer Research" veröffentlicht wurden,  sind ein erster Hinweis auf die Wirksamkeit der onkolytischen Behandlung. "Das Coxsackie-Virus könnte dazu beitragen, die Behandlung dieser Krebsart zu revolutionieren", fasst Pandha die Ergebnisse zusammen. Bis sie als Therapieform tatsächlich zum Einsatz kommen kann, sind jedoch noch weitere Studien nötig.

n-tv


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