Im vorliegenden Fall des britischen Tankers gebe es bislang keine belastbaren Beweise, dass die bewaffneten Boote der iranischen Seite zugeordnet werden könnten – „außer ‚nicht näher genannten Quellen aus der amerikanischen Regierung‘“, kommentiert Bundeswehr-Offizier a.D. Jochen Scholz die Lage an der Straße von Hormus. „Die Briten und Amerikaner wollten die Sache so aussehen lassen für die Öffentlichkeit, als habe Iran Rache genommen für den Staats-Piraterieakt in der Straße von Gibraltar, um dann die Eskalation weiter zu steigen“, erklärt der Verteidigungsexperte und verweist dabei auf die „Geschichte allein der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts“. Diese halte eine „ganze Reihe derartiger Aktionen als Beispiele für Handlungsmuster“ bereit.
„False-Flag-Operationen im Persischen Golf“
Als Beispiel nennt Scholz den Vorfall im Golf von Tonkin 1964, der das direkte Eingreifen der USA in den Vietnamkrieg begründete. „Wir haben in den vergangenen Wochen eindeutige False-Flag-Operationen im Persischen Golf erlebt, die man dem Iran in die Schuhe schieben wollte. Zuletzt auch eine Provokation mit einem US-Aufklärungsflugzeug im iranischen Luftraum. Hier war offensichtlich beabsichtigt, Iran zu einer Racheaktion zu verleiten, ohne Erfolg. Da muss man sich schon fragen, für wie dumm die Yankees eine Jahrtausend alte Kulturnation halten“, moniert der langjährige Bundeswehr-Offizier.
Kein Landkrieg mit Iran möglich?
Trotzdem sieht Scholz nur „am Rande“ die Gefahr eines Krieges mit dem Iran. Dieser stehe momentan nicht zur Debatte: „Das geht schon rein geographisch nicht. Wenn sie ein Land wie den Iran mit Landstreitkräften angreifen wollen, dann brauchen sie eine Truppe von 300.000 bis 500.000 Soldaten. Und wo sollen die denn aufmarschieren?“, fragt der Oberstleutnant a.D. der Bundeswehr. Die Möglichkeit gebe es nicht. Der Irak werde das nicht zulassen, „weil er mittlerweile enge Beziehungen zum Iran hat wegen seiner schiitischen Mehrheitsbevölkerung. Dann gibt es kein Land mehr, von dem man eine solche Armada aufmarschieren lassen könnte“, meint der Militär-Experte.
Irans Flugabwehr
Auch ein Luftangriff wäre heikel, bestätigt der ehemalige Luftwaffen-Offizier und verweist auf das iranische Flugabwehrsystem S-300, das im Iran präsent sei. Iran besitze die mordernste Variante des Systems, das in der Lage sei, bis zu 50 Flugziele auf einmal zu bekämpfen. „Das wird auch der Grund dafür gewesen sein, warum Präsident Trump den geplanten Angriff abgeblasen hat. Wenn sie mit 100 Maschinen angreifen und 50 gehen verloren – ist das nicht ohne“, so Scholz.
Um einen solchen Luftangriff zu unterstützen, stünden Aufklärungstornados der Bundeswehr in Jordanien bereit. „Insofern könnten europäische und deutsche Truppen in einen solchen Konflikt mithineingezogen werden.“ Das ließe sich jedoch nicht mehr mit dem bisherigen Bundestagsmandat in Einklang bringen, erklärt der Nato-Experte. Auch das bisherige Mandat in der „Anti-IS-Koalition“ stehe bisher auf „tönernen Füßen“. „Man hat ja fünf verschiedene völkerrechtliche Begründungen eingebracht, um das zu begründen. Das ist alles an den Haaren herbeigezogen“, kritisiert Scholz.
sputniknews
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