Die Saudis und das 680-Millionen-Dollar-Rätsel

  27 Januar 2016    Gelesen: 724
Die Saudis und das 680-Millionen-Dollar-Rätsel
Malaysische Behörden behaupten, ihr Ministerpräsident habe von Saudi-Arabien Hunderte Millionen Dollar auf sein Privatkonto erhalten. Finanziert die Königsfamilie im großen Stil ausländische Regierungschefs?
BangkokIst es in Ordnung, wenn ein Regierungschef fast 700 Millionen Dollar von saudischen Adeligen auf sein Privatkonto überwiesen bekommt? In Malaysia gibt es dagegen offenbar zumindest juristisch nichts auszusetzen. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz erklärte der Generalstaatsanwalt des südostasiatischen Landes am Dienstag die Vorwürfe gegen Ministerpräsident Najib Razak im Zusammenhang mit der dubiosen Zahlung für unbegründet. „Ich bin überzeugt, das keine Straftat begannen wurde“, teilte Mohamed Apandi Ali im Regierungsbezirk Putrajaya mit.

Wenn es nach Malaysias oberstem Strafverfolger geht, den Najibs Regierung vor einem halben Jahr nach dem überraschenden Abgang seines Vorgängers einsetzte, ist die seit Monaten andauernde Affäre rund um den umstrittenen Regierungschef damit beendet. Apandi ordnete den staatlichen Korruptionswächtern an, den Fall zu schließen. Doch die knappen Ausführungen des Behördenleiters lassen den Fall nur noch mysteriöser erscheinen.

Dank seiner riesigen Ölvorkommen ist Saudi-Arabien das reichste Land der arabischen Welt. Das islamisch-konservative Königreich besitzt etwa 16 Prozent aller weltweit nachgewiesenen Erdölvorkommen und ist größter Exporteur des Rohstoffs. Das Geld aus den Einnahmen nutzt Riad, um sich mit Hilfe von Scheckbuchdiplomatie Einfluss zu erkaufen. So stützt Saudi-Arabien etwa mit Milliarden das Regime des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi.

Bei dem Versuch, das wirtschaftliche Desaster aufzuklären, fiel der dubiose Zahlungseingang von 681 Millionen Dollar auf Najibs Konten auf, wie das „Wall Street Journal“ im vergangenen Juli unter Berufung auf Ermittlungsbehörden berichtete. Ursprung der Gelder seien Banken und Unternehmen mit Verbindungen zu 1MDB gewesen, hieß es in dem Bericht.

Die Erklärung, die Generalstaatsanwalt Apandi nun vorlegte, lautet anders: Bei dem Geld, das 2013 in der heißen Phase des malaysischen Wahlkampfs auf Najibs Konto eintraf, habe es sich um eine "persönliche Spende der saudischen Königsfamilie" gehandelt. Von einer Spende war schon früher die Rede gewesen. Dass die Familie, die in Saudi-Arabien eine absolutistische Monarchie anführt, dahinter stecken soll, ist neu. Das Geld sei laut Apandi ohne jede Gegenleistung geflossen. Anhaltspunkte für Korruption könne er daher nicht erkennen.

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