Noch einer für die Abwehr: Wozu braucht Russland den Hochleistungsjet MiG-35?

  08 Auqust 2019    Gelesen: 1295
    Noch einer für die Abwehr:   Wozu braucht Russland den Hochleistungsjet MiG-35?

Für den Luftkrieg, wie man ihn heute kennt, ist die MiG-35 gut gerüstet. Die Maschine ist multifunktional, kann Flugzeuge in der Luft und Ziele am Boden bekämpfen. Aber die Frage steht im Raum: Wozu braucht Russland noch ein Jagdflugzeug der Generation 4++, wenn die 6. Generation von Kampfjets nicht mehr fern ist?

MiG-35 – die evolutionäre Weiterentwicklung eines legendären Kampfjets: Bis heute setzen viele Armeen rund um die Welt den Luftüberlegenheitsjäger MiG-29 ein, schreibt das Portal „Swesda“.

Selbst Polen, wahrlich kein Russland-Freund, setzt auf die erprobte Maschine. Zusätzlich zu den eigenen Jets hat das Land noch seinen Nachbarn die 29er abgekauft: 10 Exemplare erhielt Polen von Tschechien, 18 von der ehemaligen Luftwaffe der NVA – für den symbolischen Preis von einem Euro. Und die polnische Luftwaffe hält zu ihrer MiG, trotz aller Empfehlungen der Nato, doch bitte endlich ein westliches Kampfflugzeug zu beschaffen.

Ein anderes Land der Visegrad-Gruppe – die Slowakei – setzte die MiG-29 bis Ende letzten Jahres ein. Die slowakischen MiG sollten vor längerer Zeit ausgemustert werden. Doch dann gewann der Veteran aus sowjetischer Fertigung bei einer Luftkampfübung gegen die neueste Version der amerikanischen F-16. Mit großem Abstand. Die slowakische Führung war von der MiG abermals überzeugt worden, das Flugzeug blieb im Einsatz.

Auch bei der russischen Luftwaffe dient die MiG-29 in allerhand Versionen noch heute. Rund 200 dieser Maschinen stehen in Russland im aktiven Dienst. Aber früher oder später kommt Zeit für Neues. Die MiG-35 ist ein Kind ihrer Zeit, eine würdige Vertreterin der Generation 4++.

Die MiG-35 ist mehr als nur eine weiterentwickelte MiG-29. Sie ist das erste russische Kampfflugzeug, dessen Flügel bis auf die tragenden Teile aus Verbundwerkstoffen besteht. An acht Außenlaststationen kann die Maschine ein breites Spektrum an Waffen aufnehmen. Das Radar des mehrrollenfähigen Kampfjets erfasst bis zu dreißig Ziele auf Entfernungen zwischen 160 und 200 Kilometern – zehn der Ziele kann er synchron verfolgen.

Und außerdem: Die MiG-35 verfügt über das, was man Binokularsehen nennt. Der Kampfjet hat zwei optronische Sensoren. Einer überwacht den Himmel in Flugrichtung, der andere sondiert die Lage am Boden.

Gegenwärtig fliegen in Russland zwei MiG-35 zu Testzwecken. Um die Zertifizierung abzuschließen, kommen bald vier weitere in den Erprobungsbetrieb. Bis 2020 erhält die russische Luftwaffe insgesamt sechs dieser Kampfjets, bis 2027 sollen die russischen Luft- und Weltraumstreitkräfte über insgesamt 24 Exemplare der MiG-35 verfügen.

Aber die Eingangsfrage war ja: Wozu braucht Russland überhaupt noch einen Kampfjet der Generation 4++? Als Zwischenlösung? Jein.

Der Luftkrieg, wie man ihn heute kennt, setzt den Einsatz von leichteren Jagdflugzeugen voraus, um den Erstschlag des Gegners quasi abzufedern. Es ist gut, wenn die dafür eingesetzten Maschinen einfacher und günstiger sind als die hochkomplexen Waffensysteme wie die Su-35 oder die Su-57.

Aber die MiG-35 schont nicht nur das Verteidigungsbudget. Von der permanenten Weiterentwicklung eines Kampfjets profitieren auch dessen Entwickler. Technische Lösungen können einsatznah an Serienmaschinen (nicht an Prototypen) erprobt werden. All die Lösungen, die in die Kampfjets künftiger (5. und 6.) Generationen eingehen, um Schwachstellen und Risiken zu minimieren.

Das ist als Existenzberechtigung nicht wenig. Aber viel wichtiger ist, dass Russland mit der MiG-35 seine Exportfähigkeiten im Rüstungsgeschäft behauptet. 28 Länder setzen die MiG-29 gegenwärtig ein. Diesen Markt den amerikanischen Rivalen zu überlassen, wäre leichtsinnig.

Wobei man einen Kampfjet wie die MiG-35 auf dem Markt für Wehrtechnik noch finden muss. Sie ist nicht nur eine technisch ausgereifte Mehrzweckmaschine, sie ist auch noch das günstigste Kampfflugzeug ihrer Klasse: 2016 kostete eine MiG-35 rund 45 Millionen Dollar – eine F-16 das Fünffache.

sputniknews


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