Top-Kampfjet Su-35: Noch ein Rüstungsdeal von Moskau und Ankara?

  13 Auqust 2019    Gelesen: 1038
  Top-Kampfjet Su-35: Noch ein Rüstungsdeal von Moskau und Ankara?

Donald Trump hat es verboten, den Joint-Strike-Fighter F-35 an die Türkei auszuliefern. Die türkischen Kampfpiloten, die in den USA eine Ausbildung an dieser Maschine durchliefen, werden nach Hause geschickt – und müssen bald womöglich das Steuern der russischen Su-35 erlernen.

Die Führung in Ankara hat das türkische Militär und die Industrie aufgefordert, die russische Suchoi Su-35 als möglichen Kampfjet für die türkische Luftwaffe zu prüfen. Das berichtet die Zeitung „Yeni Safak“ mit Verweis auf Beteiligte.

Wenn Ankara den russischen Kampfjet kauft, dann würde das „die strategische Partnerschaft zwischen Russland und der Türkei nach der Umsetzung des S-400-Deals weiter festigen“, sagt der Sicherheitsforscher und Politologe, Mehmet Seyfettin Erol, vom Forschungszentrum Ankasam. „Das Thema kam früher schon auf, aber damals ging es um die Su-57, weil die Türkei vor allem an diesem Flugzeug interessiert ist. Die Su-57 kommt der amerikanischen F-35 von den technischen Eigenschaften her am nächsten. Aber man kann auch den Vorschlag mit der Su-35 umsetzen, damit die türkische Luftwaffe den Bedarf nach neuen Kampfjets decken kann.“

Vorher erklärte das Management des russischen Tech-Konzerns Rostec, das Kampfflugzeug zu liefern, sei bei Interesse aus der Türkei möglich. Der russische Abgeordnete Franz Klinzewitsch, Mitglied im Verteidigungsausschuss des russischen Föderationsrates, wertete die Aussichten der Su-35 auf dem türkischen Rüstungsmarkt als gut: Die russische Maschine sei um Vielfaches günstiger als die amerikanische F-35, ohne qualitative Abstriche.

US-Präsident Donald Trump hatte verboten, Kampfjets F-35 an die Türkei zu liefern, weil Ankara russische Flugabwehrsysteme gekauft hat. Das türkische Außenministerium bezeichnete Trumps Entscheidung als „einseitigen und illegalen Schritt“, der die Beziehungen der beiden Länder unwiderruflich schädige. Jetzt sucht Washington Zulieferer für die F-35-Produktion, weil türkische Firmen einige Komponenten des amerikanischen Kampfjets herstellten.

Es wiederholt sich, was man schon beim Patriot-Deal zwischen Washington und Ankara gesehen hat: Die USA haben die Flugabwehrraketen nicht geliefert. „Die Türkei fand einen Ausweg, indem sie die russischen S-400-Systeme kaufte“, sagt Sicherheitsexperte Erol. „Genauso wird Ankara Lösungen finden, wie die F-35 zu ersetzen ist. Es wird einen Deal geben – wenn nicht bei der Su-35, dann bei der Su-57.“

Dabei wird es nach Ansicht des Experten um mehr gehen als nur um den Kauf der Kampfjets: „Die gleichen Bedingungen wie bei den S-400. Also Technologietransfer, Gemeinschaftsfertigung.“

Die Kampfjets Su-35 und F-35 folgen zwei unterschiedlichen Technologiestandards: Die russische Maschine zählt zur Kampfjetgeneration 4++, das amerikanische Flugzeug wird der 5. Generation zugeordnet.

Was für die Türkei aber kaum von Nachteil wäre, würde sie sich für den russischen Fighter entscheiden. Der Militärexperte Alexej Leonkow erläutert: „Die Su-35 kann bei nahezu allen technischen Merkmalen mit der F-35 konkurrieren – außer bei der Sichtbarkeit und bei einigen Besonderheiten der Bordelektronik. Wer glaubt, dass die amerikanischen Tarnkappenjets die russische Su-35 im Luftkampf schnell erledigen würden, der irrt.“

Das habe man bei einem Einsatz in Syrien beobachten können: „Eine F-22 hatte russische Su-25-Jagdbomber ins Visier genommen. Nur wenige Minuten später hing eine Su-35 an den Amerikanern dran. Das hatten sie nicht erwartet“, sagt Militärexperte Leonkow.

Das Wichtigste im modernen Luftkampf sei die Agilität, betont der Fachmann. „In dieser Kategorie hat die Su-35 einen Vorsprung gegenüber den F-22 und F-35. Denn bei deren Entwicklung machten die Ingenieure Abstriche bei der Manövrierbarkeit zugunsten der Tarnkappenfähigkeit.“ Die Schubvektorsteuerung der Su-35 ermöglicht extreme Flugmanöver – eine Kompetenz, die bei den amerikanischen Kampfjets der 5. Generation weniger ausgeprägt ist.

Gute Argumente für den Kauf der Su-35, findet der Experte. „Selbst im Vergleich mit der F-22 sieht das russische Jagdflugzeug längst nicht alt aus. Es ist aber deutlich günstiger.“

Der einzige ausländische Betreiber der Su-35 ist bisher China: im November 2015 kaufte Peking 24 dieser Maschinen im Wert von 2,5 Mrd. Dollar. 2018 hat Indonesien 11 Flugzeuge für 1,1 Mrd. Dollar bestellt. Der russische Kampfjet hat bei einer Ausschreibung die amerikanische F-16 ausgestochen: Bessere Einsatzwerte und niedrigerer Preis haben die Entscheider überzeugt.

Es wird berichtet, dass auch Ägypten an der Su-35 interessiert ist. Ein Vertrag sei unterzeichnet, die Auslieferung beginne 2020-2021. Im Februar dieses Jahres teilte der russische Rüstungsexporteur Rosoboronexport mit, die Vereinigten Arabischen Emirate hätten wegen der Su-35 angefragt. Es werde verhandelt.

Ein Fragezeichen steht gegenwärtig an ganz anderer Stelle: bei der Su-57. Ankara hat Interesse an dieser Maschine angemeldet. „Es ist viel zu früh, darüber zu reden“, sagt Militärexperte Leonkow. „Das Flugzeug ist für den Export noch gar nicht freigegeben.“

sputniknews


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