Stiftung Warentest: Jedes zweite Olivenöl ist mangelhaft

  29 Januar 2016    Gelesen: 848
Stiftung Warentest: Jedes zweite Olivenöl ist mangelhaft
Schadstoffe, ranziger Geschmack oder falsche Herkunftsbezeichnung: Olivenöle der Güteklasse "nativ extra", die eigentlich als sehr gesund gelten, sind meist schlechter als ihr Ruf. Jedes zweite Olivenöl fiel im Test durch und bekam die Note "mangelhaft", wie die Stiftung Warentest mitteilte. Nur ein Öl wurde mit "gut" bewertet - es kostet 40 Euro pro Liter.
Stiftung Warentest prüfte 26 Olivenöle "nativ extra"; bei der Herstellung sind nur mechanische Verfahren erlaubt. Das Ergebnis: Selbst Bio-Olivenöle halten nicht das, was sie versprechen. Vier der sechs getesteten Bio-Olivenöle bekamen von Stiftung Warentest die Note "Mangelhaft", wie die Zeitschrift "Test" am Donnerstag berichtete. Neun erhielten die Note "Befriedigend" und drei die Note "Ausreichend".

In fünf Olivenölen stellten die Tester Mineralöl in hoher Dosis fest. Vier waren mit dem möglicherweise krebserregenden Mineralöl-Kohlenwasserstoff-Typ MOAH belastet, ein weiteres Öl enthielt Mineralöl-Kohlenwasserstoffe vom Typ MOSH, die sich im Körper anreichern können.

MOAH, MOSH und andere Schadstoffe können während des Press-Prozesses in der Mühle ins Öl gelangen. In dieser Phase kommen die Oliven mit Maschinen in Kontakt, die Schadstoffe abgeben können. Beim Auslaufen aus der Mühle nimmt Olivenöl wie alle Speiseöle fettlösliche Schadstoffe leicht auf, heißt es in "Test".

Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte Hersteller und Händler umgehend zum Rückruf der mit Mineralöl belasteten Olivenöle auf. Sie stellten ein "ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko dar", erklärte Foodwatch am Donnerstag in Berlin. Ihr Verkauf müsse "sofort gestoppt" werden.

Foodwatch forderte gesetzliche Konsequenzen: Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) müsse sichere Grenzwerte für Mineralölverunreinigungen festlegen. "Für die besonders kritischen aromatischen Mineralöle muss Null-Toleranz gelten", verlangte Luise Molling von Foodwatch.

Die Tester fanden auch andere Schadstoffe wie den Weichmacher DEHP, der die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann, Pestizide und Lösemittel in vielen Olivenölen. Eine akute Gesundheitsgefahr gehe bei einer üblichen Verzehrmenge allerdings von keinem der Öle aus.

Herkunfts- und Qualitätsangaben sowie Geschmack waren weitere Kategorien, die Stiftung Warentest unter die Lupe nahm. Bei fünf Ölen war die Herkunftsangabe falsch. Kein einziges der 26 getesteten Öle war so gekennzeichnet, wie es die Olivenölverordnung vorschreibt. Viele Öle schmeckten zudem modrig, ranzig oder "wurmstichig".

Für den schlechten Geschmack vieler Öle aus dem Hauptlieferland Italien ist die sogenannte Olivenfliege (Bactrocera aleae) verantwortlich. Sie breitete sich in Italien stark aus und ließ das Erntejahr 2014/15 zu einem "Horrorjahr" für italienische Olivenölhersteller werden, wie es in "Test" heißt. Nur halb so viele Oliven wie sonst wurden geerntet.

Auch in Spanien, Produktionsland Nummer zwei für den deutschen Markt, waren viele Früchte von der Fliege befallen - mit entsprechenden Folgen für Qualität und Geschmack.

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