Von April bis Juni schrumpfte das Bruttonlandsprodukt in der chinesischen Sonderverwaltungszone um 0,4 Prozent zum Vorquartal, wie aus den am Freitag veröffentlichten Daten der Regierung hervorgeht. Zu Jahresbeginn hatte es noch zu einem Wachstum von 1,3 Prozent gereicht, doch haben der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die abkühlende Konjunktur in der Volksrepublik im Frühjahr durchgeschlagen. Hongkong beheimatet einen der größten Container-Umschlagplätze der Welt.
Im laufenden Sommerquartal könnten die seit zehn Wochen anhaltenden Proteste der Demokratiebewegung die Wirtschaft erneut schrumpfen lassen. Viele Touristen meiden das beliebte Shopping-Ziel wegen der Unruhen, während Einzelhändler bereits empfindliche Umatzeinbußen beklagen. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen Ökonomen von einer Rezession. “Die jüngsten Vorfälle werden, wenn sie andauern, zu erheblichen Störungen bei Tourismus und konsumbezogenen Wirtschaftsaktivitäten führen, die wirtschaftliche Stimmung weiter dämpfen und sogar den Ruf Hongkongs als internationales Finanz- und Geschäftszentrum schädigen”, sagte Regierungsökonom Andrew Au.
Die Beratungsfirma Capital Economis rechnen im laufenden Quartal mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um ein Prozent. “Im Extremfall einer militärischen Intervention durch das Festland würde die Wirtschaft Hongkongs vor einem tiefen Einbruch stehen”, heißt es in einer Analyse für Kunden mit Blick auf eine mögliche Niederschlagung der Proteste durch China. “Aber selbst wenn dies nicht eintritt, könnte die wachsende Bedrohung durch solche Maßnahmen ausreichen, um eine Kapitalflucht auszulösen.”
KONJUNKTURPAKET GESCHNÜRT
Die Regierung von Hongkong stemmt sich mit einem Konjunkturpaket gegen die wirtschaftlichen Folgen der Proteste. Mit den Hilfen über umgerechnet 2,2 Milliarden Euro sollen auch die Folgen des Handelsstreits zwischen den USA und China abgefedert werden. Finanzminister Paul Chan kappte am Donnerstag die Prognose für das Wirtschaftwachstum in diesem Jahr. Das Bruttoinlandsprodukt könnte demnach im schlechtesten Fall stagnieren. Bislang war ein Plus von zwei bis drei Prozent angepeilt worden.
Die Demonstranten werfen der Hongkonger Regierung eine zu große Nähe zur kommunistischen Führung in Peking vor. Hongkong ist seit 1997 eine chinesische Sonderverwaltungszone, in der die Einwohner der ehemaligen britische Kronkolonie größere persönliche Freiheiten genießen als in der Volksrepublik.
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