Im Gedenken an den 30. September 1989, als Tausenden DDR-Flüchtlingen in Prag die Ausreise in den Westen genehmigt wurde, rief Maas (SPD) in seiner Rede in der deutschen Botschaft in Prag außerdem dazu auf, „wachsendem Nationalismus und neuen Spaltungstendenzen in Europa“ entgegenzutreten. Der Mut der DDR-Flüchtlinge vor 30 Jahren soll dazu inspirieren.
„Es lohnt sich, etwas zu riskieren für Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie. Denn: Nichts davon ist selbstverständlich“, so Maas. „Diese Erkenntnis ist heute, in Zeiten populistischer Verführer und nationalistischer Ideologen, noch genauso wertvoll wie damals.“
Die deutsche Einheit sei auch ein „Geschenk Europas an Deutschland“ gewesen, betonte Maas - und das am Ende eines Jahrhunderts, in dem Deutsche „unendliches Leid und Schrecken“ über Europa gebracht hätten. Deutsche und Tschechen müssten nun zum Zusammenhalten Europas eben beitragen. „Gerade wir dürfen es nicht zulassen, dass sich neue Gräben auftun in Europa – egal ob zwischen Ost und West oder Süd und Nord.“
Dazu würdigte Maas noch die die berühmte Prager Balkonrede seines Vorgängers Hans-Dietrich Genscher (FDP) vor 30 Jahren als „magischsten Moment der deutschen Wiedervereinigung“ neben dem Mauerfall gewürdigt. Wenn es einen Schrei nach Freiheit gebe, dann habe man ihn da gehört, sagte Maas.
Der Außenminister traf dazu noch etwa 70 der damaligen Flüchtlinge bei dem Empfang in der Botschaft. „Das waren mutige Menschen. Und wir alle, die wir heute im geeinten Deutschland leben, verdanken ihnen viel“, sagte er vor seiner Abreise. Er würdigte unter anderem den Beitrag der damaligen Tschechoslowakei zur Ausreise der DDR-Bürger. Das sei nicht nur eine deutsch-deutsche, sondern auch eine deutsch-tschechoslowakische und europäische Sternstunde gewesen. Mit dabei waren auch Rudolf Seiters, der damals als Kanzleramtsminister mit Genscher auf dem Balkon stand, Ministerpräsident Tschechiens Andrej Babis und Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer. Nebenbei unterschrieben Maas und sein tschechischer Amtskollege Tomáš Petříček dazu noch eine Erklärung zum tschechisch-deutschen strategischen Dialog für die nächsten zwei Jahre.
Im August und September 1989 hatten Tausende DDR-Bürger auf dem Gelände der bundesdeutschen Botschaft in Prag Zuflucht gefunden. Am 30. September 1989 sagte der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher dort in seiner Balkonrede: „Wir sind gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise...“ Der Rest des Satzes ging im Jubel der Menschen auf dem Botschaftsgelände unter.
dpa/lk/tm
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