EU würde Verzicht auf Nord Stream 2 teuer zu stehen kommen – Österreichs Ex-Botschafter

  26 Oktober 2019    Gelesen: 794
EU würde Verzicht auf Nord Stream 2 teuer zu stehen kommen – Österreichs Ex-Botschafter

Die EU-Länder würden Nachteile erleiden, wenn sie zum heutigen Zeitpunkt die Gasleitung Nord Stream 2 aufgeben und stattdessen Gas aus den USA beziehen. Friedrich Bauer, der ehemalige österreichische Botschafter in Russland, hat diese Meinung im Gespräch mit der Agentur RIA Novosti am Freitag zum Ausdruck gebracht.

Gaslieferungen aus Russland seien für die Europäische Union (EU) weitaus rentabler als die Belieferung vonseiten der USA, zumal dafür eine komplette Infrastruktur gebaut werden müsste, sagte Friedrich Bauer, der zwischen 1990 und 1995 als Botschafter Österreichs in Russland tätig war. Russisches Gas sei billiger, dazu auch ziemlich sauber, hieß es weiter.

Bauer merkte an, dass ohnehin viel in die erste und auch in die zweite Nord Stream-Pipeline investiert worden sei. Es wäre für die EU einfach zu teuer, jetzt auf all dies zu verzichten und Gas in den USA zu kaufen. Dabei gehe es nicht um seine Liebe zu Russland, sondern um hohe Kosten, die womöglich anfallen könnten.

Der Ex-Botschafter wies außerdem darauf hin, dass das strategische Ziel des Projekts Nord Stream 2 darin bestehe, die Ukraine als Transitland zu umgehen. Unter Berücksichtigung des Punktes, dass der Kurs auf einen Nato-Beitritt in der ukrainischen Verfassung verankert worden ist, sei es logisch, dass Russland darüber nachdenken müsse, ob es sich lohne, ein mögliches Nato-Land mit Gas zu versorgen, so die Ansicht von Bauer.

Zudem sollte auch eine andere Angelegenheit nicht vergessen weiter: Als er in Moskau arbeitete, so der Ex-Botschafter, habe er ständig gehört – und dies habe sehr wahrheitsgetreu geklungen –, dass die Ukraine das russische Gas angezapft hätte. Auch habe die Ukraine immer Schulden gegenüber Russland und dem Gaskonzern Gazprom gehabt, die nie beglichen worden seien.

Nord Stream 2

Das Projekt Nord Stream 2 sieht die Verlegung von zwei Strängen mit einer Jahresgesamtkapazität von 55 Milliarden Kubikmetern Gas vor. Die Stränge sollen parallel zur bereits bestehenden Pipeline Nord Stream von der russischen Ostseeküste bis nach Deutschland verlaufen. Die Gasleitung soll durch die Territorialgewässer und die ausschließlichen Wirtschaftszonen der Ostseeanrainer — Russland, Finnland, Schweden, Dänemark und Deutschland – führen. Fast alle Länder, durch deren Hoheitsgewässer die Leitung gebaut wird (Russland, Deutschland, Finnland und Schweden), haben bereits zugestimmt.

Bau von Nord Stream 2 stockt wegen Dänemark

Zurzeit stellt nur noch Dänemark ernste bürokratische Hindernisse dem Projekt in den Weg. Das Land verweigert die Baugenehmigung für die eigenen Gewässer. Dadurch droht der Pipeline, deren Inbetriebnahme für 2019 geplant war, eine Verzögerung von bis zu acht Monaten. Es werden Zusatzkosten von Hunderten Millionen Euro befürchtet.

Kopenhagen agiert dabei auch im Interesse der USA, die das Projekt mit allen Mitteln zumindest zu verlangsamen versuchen.

Projekt von mehreren Ländern abgelehnt

Eine Reihe von Ländern, vor allem die Ukraine, lehnt das Projekt ab. Kiew befürchtet, dass es nach der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 zum Stopp des russischen Gastransits kommen werde. Zudem sind die USA negativ gegenüber dem Projekt eingestellt, weil sie ambitionierte Pläne zum Export ihres Flüssiggases nach Europa entwickeln. Als politisch stufen das Projekt auch Litauen, Lettland und Polen ein. 

Russland hatte indes wiederholt dazu aufgefordert, die neue Gaspipeline nicht als Einflussinstrument wahrzunehmen. Laut dem russischen Präsidenten Wladimir Putin betrachtet Moskau das Projekt ausschließlich als kommerzielles Vorhaben. Die Regierung Russlands hatte mehrfach betont, dass der Bau von Nord Stream 2 auf den Anstieg des Verbrauchs von Erdgas in Europa zurückzuführen sei.

sputniknews


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