Turkmenistan verstärkt Militärpräsenz an der afghanischen Grenze – Russland verspricht Unterstützung

  04 Februar 2016    Gelesen: 1100
Turkmenistan verstärkt Militärpräsenz an der afghanischen Grenze – Russland verspricht Unterstützung
Im Zeichen gemeinsamer Sicherheitsbedenken hat der russische Außenminister Turkmenistan besucht. Der Turkstaat liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum bürgerkriegsgeschüttelten Afghanistan, in dem die streng islamischen Taliban nach Jahren westlicher Militärpräsenz wieder auf dem Vormarsch sind. Dennoch, Turkmenistan bleibt hinsichtlich russischer Hilfsangebote skeptisch.
Turkmenistan kündigte an, die Grenze zu Afghanistan stärker zu bewachen. Reservisten aus dem ganzen Land sollen in die Provinz Mary stationiert werden. Diese Grenzregion gibt vor allem in den letzten Jahren vermehrt Grund zu Besorgnis. Russlands Außenminister Lawrow besuchte Turkmenistan letzte Woche um Sicherheitsprobleme in Zentralasien, beruhend auch gerade aufgrund des Grenzverlaufes, zu klären.

Lawrow bot zur Sicherung der afghanisch-turkmenischen Grenze Russlands Hilfe an. Jedoch hat Turkmenistan diese abgelehnt. Grund hierfür ist der Primat der immerwährenden Neutralität, welchem sich das Land seit 1995 verschrieben hat. Somit sollen alle politischen und wirtschaftlichen Optionen in der konfliktträchtigen Region aufrechterhalten werden. Gerade unter Präsident Berdimuhamedow hat sich das politische Verhältnis zu allen zentralasiatischen Nachbarn verbessert doch bleibt die wirtschaftliche Isolation – eine Folge der Neutralität – bestehen.

Auch wenn Turkmenistan und Russland über gute Beziehungen verfügen, lässt sich in den letzten Jahren der Versuch beobachten wirtschaftlich-politische Distanz zu schaffen und den „soft power“-Einfluss Russlands zu minimieren.

Nachdem sich Russland 2008 in den georgischen Konflikt mit der Begründung eigene Staatsbürger zu schützen eingemischt hatte, wurde das russisch-turkmenische Abkommen zur doppelten Staatsbürgerschaft 2014 nicht verlängert.

Auch bei der wirtschaftlichen Zusammenarbeit gibt es seit 2015 Probleme. So hat Gazprom Export im Januar 2016 den turkmenischen Gaskonzern Turkmengaz davon unterrichtet, dass es kein Gas mehr von ihm beziehen wird. Grund sind die sinkenden Gaspreise und Nachfragerückgang. Auf niedrigere Preise hat sich Turkmengaz nicht eingelassen. Im Juli 2015 hat Gazprom sogar vor dem Stockholmer Schiedsgericht eine Revision des Vertragspreises gefordert. Nun hat Gazprom-Chef Alexej Miller verlauten lassen, dass Russland Erdgas verstärkt aus Usbekistan importieren werde.

Da die Türkei eine besondere historische Rolle für Turkmenistan spielt, ist auch der momentane russisch-türkische Konflikt ein Problem für das Land. Russische Experten sehen eine Zunahme der proamerikanischen und protürkischen Stimmung und damit einhergehend eine antirussische Lobby. Als deren größten Vertreter wird der turkmenische Außenminister Raşit Meredow betrachtet.

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