Beide Länder vereinbarten bei den fünften Regierungskonsultationen engere Kooperationen etwa im Wirtschafts-, Bildungs- und Verteidigungsbereich. “Es gibt den festen Willen, in Indien als wachsendem Markt mit dabei zu sein”, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einem Treffen mit dem indischen Ministerpräsident Narendra Modi am Freitag in Neu-Delhi. Indien sagte Gespräche über ein Freihandelsabkommen mit der EU sowie einem Investitionsschutz-Abkommen zu. DIHK-Chef Eric Schweitzer hatte betont, diese Abkommen wären wichtig für mehr deutsche Investitionen in Indien.
Ein Schwerpunkt der Kooperation soll auf der Beteiligung beim Ausbau der indischen Infrastruktur etwa im Energie- und Verkehrssektor liegen. Deutschland wolle bei großen Vorhaben gern dabei sein, sagte Merkel, die von einer Wirtschaftsdelegation vor allem aus Mittelständlern begleitet wurde. Beide Seite unterzeichneten unter anderem eine Absichtserklärung für eine Zusammenarbeit im Bahnsektor. Deutsche Firmen wollen hier bei der Planung und Ausrüstung zum Zuge kommen. Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat in Indien gerade erst einen Großauftrag der Budget-Airline IndiGo über 300 Maschinen der A320-Reihe an Land gezogen. Deutschland will zudem bei der Digitalisierung der indischen Landschaft helfen, in der 50 Prozent der Bevölkerung arbeiten. Indien dringt auf vereinfachten Zugang zum EU-Binnenmarkt für Agrarprodukte, sperrt sich aber selbst gegen Einfuhren etwa im Industriebereich. Deshalb blieb der deutsch-indische Handel mit 21,4 Milliarden Euro 2018 deutlich hinter dem Handelsvolumen etwa mit China zurück. Indien sagt nun Hilfe bei der WTO-Reform zu und bekennt sich zu einem Freihandelsabkommen mit der EU.
Modi äußerte sich zufrieden über die weitreichende strategische Zusammenarbeit, vor allem im Bereich der Hochtechnologie. Man wolle Deutschland als Partner im Umweltbereich, aber auch im Verteidigungsbereich. In einer 73 Punkte umfassenden gemeinsamen Erklärung heißt es dazu, die Verteidigungsminister beider Länder sollten sich alle zwei Jahren treffen. Als Bereiche der Zusammenarbeit werden etwa die Marine und Cybersicherheit erwähnt. Auch Frankreich bemüht sich derzeit um eine engere Marinezusammenarbeit mit Indien im Indischen Ozean. Indien hatte sich der deutsch-französischen Allianz für Multilateralismus angeschlossen, die angesichts der wachsenden Spannungen zwischen den USA und China gegründet wurde. Deutschland und Indien bekräftigten zudem ihren Anspruch auf einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat.
Indiens Wachstumsrate lag 2018 noch über der Chinas. Allerdings trübt sich die Konjunktur in dem südasiatischen Schwellenland mit 1,3 Milliarden Menschen ein. So waren allein im September die Autoverkäufe nach Angaben des heimischen Branchenverbandes SIAM um mehr als 20 Prozent eingebrochen. Die indische Notenbank hat bereits fünf Mal in diesem Jahr die Zinsen gesenkt, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Wie breit die Zusammenarbeit beider Länder angelegt sein soll, zeigt die Tatsache, dass diesmal auch eine Zusammenarbeit im Fußballbereich sowie eine Kooperation bei traditionellen Heilverfahren, Ayurveda und Yoga, vereinbart wurden.
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