Mexiko will dem zurückgetretenen bolivianischen Präsidenten Evo Morales Asyl gewähren. Das erklärte der mexikanische Außenminister Marcelo Ebrard auf Twitter. Sein Land habe in seiner Vertretung im bolivianischen La Paz bereits 20 Angehörige der dortigen Regierung und des Parlaments aufgenommen. Sollte Morales sich so entscheiden, würde Mexiko auch ihm Asyl anbieten, schrieb Ebrard.
Mexiko lehne die in Bolivien laufende "Militäroperation" ab, twitterte der Außenminister. Er sprach von einem Putsch - ebenso wie die Präsidenten der sozialistisch regierten Länder Venezuela und Kuba, Nicolás Maduro und Miguel Díaz-Canel. Auch Alberto Fernández, der gerade gewählte nächste Präsident Argentiniens, schrieb, sein Land müsse jede Art von Putsch kategorisch ablehnen.
Der Sozialist Morales hatte sich nach der Präsidentenwahl am 20. Oktober in Bolivien zum Sieger erklärt, obwohl die Opposition, aber auch die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und die EU erhebliche Zweifel anmeldeten. Seitdem lieferten sich seine Anhänger und Gegner fast täglich heftige Auseinandersetzungen.
Am Sonntag kündigte Morales zunächst eine Neuwahl an, nachdem die OAS in einem vorläufigen Bericht Manipulationen bei der Wahl festgestellt hatte. Der Druck auf ihn wuchs jedoch weiter - auch seitens des Militärs und der Polizei - und schließlich erklärte er in einer Fernsehansprache seinen Rücktritt. Er warf der Opposition vor, sich gegen die Demokratie verschworen zu haben. "Ich will, dass das bolivianische Volk weiß, dass ich keinen Grund habe, zu fliehen", twitterte er. Auch Morales sprach von einem "Putsch". Die Polizei habe einen "illegalen Haftbefehl gegen ihn, "gewalttätige Gruppen" hätten sein Haus angegriffen.
Morales regierte Bolivien seit 2006. Der 60-Jährige frühere Koka-Bauer war der erste indigene Staatschef des Andenlandes und der dienstälteste Präsident Südamerikas. Er hatte sich zum dritten Mal zur Wiederwahl gestellt, obwohl die Verfassung höchstens eine Wiederwahl vorsieht. Morales überwand diese Hürde mit Hilfe der Justiz, die die Begrenzung der Amtszeiten als Verletzung seiner Menschenrechte bezeichnete.
n-tv
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