Twitter-Wuttirade: Trump greift frühere Ukraine-Botschafterin während Anhörung an

  16 November 2019    Gelesen: 808
    Twitter-Wuttirade:   Trump greift frühere Ukraine-Botschafterin während Anhörung an

Die frühere US-Botschafterin in der Ukraine Marie Yovanovitch hat am Freitag in einer Anhörung zur sogenannten Ukraineaffäre ausgesagt. Sie hat angegeben, sich von US-Präsident Donald Trump bedroht zu fühlen. Noch während sie sprach, griff Trump sie auf Twitter an.

In einem Eintrag auf Twitter äußerte Donald Trump harsche Kritik an der früheren Botschafterin. Wo immer Marie Yovanovitch hingegangen sei, habe sich die Lage verschlechtert, schrieb er am Freitag. Brisant ist, dass Trump den Eintrag just in dem Moment veröffentlichte, als die Ex-Botschafterin bei der Anhörung ihre Aussage.

Der Geheimdienstausschuss sprach Yovanovitch auf den Tweet hin an. Sie gab zu Protokoll, dass es einschüchternd sei. Daraufhin warf der Ausschussvorsitzende Adam Schiff Trump „Einschüchterung von Zeugen in Echtzeit“ vor. Zuvor hatte Yovanovitch unter Eid ausgesagt, sie habe sich von Äußerungen Trumps bedroht gefühlt.

Verlauf der Anhörung

Yovanovitch stellte sich bei der Anhörung am Freitag als Opfer einer „Rufmordkampagne“ infolge ihres Engagements gegen Korruption in der Ukraine dar. Sie machte dafür korrupte ukrainische Beamte, aber auch Trumps persönlichen Anwalt Rudy Giuliani verantwortlich. „Ich verstehe Herrn Giulianis Beweggründe nicht, mich anzugreifen.“ Vorwürfe, dass sie US-Botschaftspersonal oder Vertretern der Ukraine gesagt habe, Trumps Anordnungen könnten ignoriert werden, weil er des Amtes enthoben werde, seien nicht zutreffend.

Yovanovitch sagte, sie habe am Abend des 24. April während eines Empfangs in der US-Botschaft in Kiew einen Anruf des US-Außenministeriums erhalten. Sie sei aufgefordert worden, mit dem nächsten Flugzeug nach Washington zurückzukehren. Dort sei ihr gesagt worden, dass Trump das Vertrauen in sie verloren habe. „Es war furchtbar, das zu hören. Es wurde kein echter Grund genannt, warum ich gehen musste.“

„Sie wird ein paar Sachen durchmachen“

Die frühere Botschafterin wurde auch auf das Gesprächsprotokoll des Telefonats zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenski am 25. Juli angesprochen, das im Zentrum der Ukraine-Affäre steht. Trump regte in dem Gespräch Ermittlungen gegen Bidens Sohn Hunter Biden an. Über die abberufene Botschafterin sagte Trump: „Sie wird ein paar Sachen durchmachen.“ Yovanovitch sagte: „Das klang wie eine Bedrohung.“ Auf die Frage, ob sie sich bedroht gefühlt habe, antwortete sie: „Das habe ich.“

Trump sagte Selenski laut dem Protokolls auch, die frühere Botschafterin bedeute „schlechte Nachrichten“. Yovanovitch sagte am Freitag: „Ich war schockiert. Absolut schockiert und am Boden zerstört.“ Sie habe nicht glauben können, dass der Präsident der USA mit einem anderen Staatschef so über einen Botschafter spreche. Yovanovitch zeichnete auch ein verheerendes Bild des US-Außenministeriums, das „von innen ausgehöhlt“ werde.

Trumps Ablenkungsmanöver

Trump versuchte am Freitag, die Aufmerksamkeit von der Anhörung abzulenken. Pünktlich zu Beginn der Sitzung um 9.00 Uhr (Ortszeit/15.00 Uhr MEZ) veröffentlichte das Weiße Haus das Gesprächsprotokoll eines früheren Telefonats Trumps mit Selenski.

In dem Gespräch am 21. April gratulierte Trump Selenski zu seinem Wahlsieg vom selben Tag, wie aus dem Protokoll hervorgeht. Trump kündigte an, Selenski ins Weiße Haus einzuladen, wenn er sich in dem neuen Amt eingerichtet habe. Sekenski nahm die Einladung an.

mka/gs/dpa


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