Fliegende Panzer „Made in USSR“

  22 November 2019    Gelesen: 2044
  Fliegende Panzer „Made in USSR“

Nach den zermürbenden Stellungskriegen in Europa träumten Generäle von Blitzkriegen, geführt und gewonnen von hochmobilen Panzereinheiten. Es entstand das Konzept „Fliegender Panzer“. Die USA, Großbritannien und Japan experimentierten damit, die Sowjetunion zog nach. Das Portal „Popular Mechanics“ berichtet.

Wie bringt man Panzer schnell an die Front, wenn seinerzeit Frachtflugzeuge nur die eigene Besatzung plus zwei oder drei Tonnen tragen konnten? Der Ingenieur John Walter Christie aus den USA hatte eine Idee: Statt fremde Flügel zu nutzen, sollten Kampfpanzer ihre eigenen einsetzen.

1932 zeigt Christie sein Konzept – die Presse ist begeistert: Das sei ja „eine echte fliegende Festung“. Ein 75-mm-Geschütz bei gerademal vier Tonnen Gesamtgewicht. „Der Panzer ist bereit, Amerika vor jedem Angriff zu schützen“, schrieb eine amerikanische Zeitung laut dem Portal. Doch bei all dem Schwung blieb das Projekt in der Realität stecken. Das US-Militär wollte den fliegenden Christie-Panzer nicht, die Sowjetunion griff die Idee indes auf.

Fliegende Festungen

Der sowjetische Maschineningenieur Aram Rafajelanz folgte der Christie-Methode: Ein TB-2-Panzer wurde an einem Tragflächengerüst mit stabilem Fahrwerk angehängt. Die Panzercrew sollte bei Landung und Abkopplung das Fahrzeug nicht verlassen müssen.

Die Schubschraube war im Heck des Tragflächengerüsts angebracht, direkt über dem Panzermotor. Angedacht war, den Propeller über einen Verteiler vom Panzertriebwerk antreiben zu lassen. Doch wurde nach einigen Monaten klar, dass dessen Leistung die erforderlichen Flugleistungen nicht liefern kann. Das Projekt kam über Skizzen und das Reißbrett nicht hinaus.

Vier Jahre später, 1937, kam der Ingenieur Michail Smalko mit einem fliegenden Transformer: Sein Flugpanzer MAS-1 hatte schwenkbare Flügel und einziehbare Propellerblätter! Der Rumpf, mit bis zu 10 mm gepanzert, war im Grunde eine an die aerodynamischen Erfordernisse angepasste Weiterentwicklung des Kampfpanzers BT-7.

Bewaffnet war das Gerät mit zwei 12-mm-Maschinenkanonen und einem 7,62-mm-MG. Dieses war mit der Schraube synchronisiert, um zwischen den Propellerblättern hindurch schießen zu können.

Die Tragflächen und das Leitwerk wurden auf dem Gefechtsfeld eingeklappt, der Propeller eingezogen. Wie der BT-7 auch, konnte der Flugpanzer MAS-1 sich auf Ketten oder Rädern fortbewegen. Im Rad-Modus waren Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h möglich, schreibt das Portal. Die Reisegeschwindigkeit: 200 km/h in 2000 m Höhe auf 800 km Entfernung. Ein Holzmodell im Maßstab 1:1 hatten die Konstrukteure noch angefertigt, dann wurden die Arbeiten eingestellt.

Panzersegler

Dem Konzept „Fliegender Panzer“ am nächsten kam der sowjetische Flugzeugkonstrukteur Oleg Antonow. Die Entwicklungsarbeiten begannen im Dezember 1941. Unter dem Codenamen A-40 sollte ein Frachtsegler mit angehängtem Panzer entstehen. Zu Versuchszwecken wurde zunächst einmal ein T-60-Leichtpanzer genutzt.

Funktionieren sollte das Waffensystem so: Ein Bomber des Typs TB-3 mit forcierten Motoren zieht den Segler samt dem Panzer in die Luft (mit nach hinten gedrehtem Geschützturm, um den Luftwiderstand zu verringern); 20 bis 30 Kilometer vor dem Ziel klinkt sich der Segler aus und gleitet ins Einsatzgebiet; auf dem Boden wurde der Segler als komplette Konstruktion durch Betätigung eines Hebels abgeworfen, der Panzer rollte in die Schlacht. Der Panzerfahrer musste übrigens eine Zusatzausbildung zum Piloten durchlaufen, um das Gefährt steuern zu können.

Die Gesamtkonstruktion wog an die 7,5 Tonnen, zwei Tonnen kamen allein durch den Holzsegler zustande. Nach mehreren Tests wurde klar, dass die Motoren des TB-3-Bombers für den Panzersegler zu schwach waren. Stärkere „Zugmaschinen“ mussten her, die Bomber Pe-8 zum Beispiel. Davon hatte die sowjetische Luftwaffe allerdings nur wenige Dutzend. Fernbomber von der Front abzuziehen, wagte niemand: Das A-40-Projekt nahm sein Ende. 

sputniknews


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