Laut Schäuble nimmt der Egoismus in der deutschen Gesellschaft zu. Man schaue selten auf diejenigen, die weniger haben als man selbst. Die Orientierung nach immer mehr Wohlstand führe zu einer Starre, Saturiertheit und Erwartungshaltung, die stark vom eigenen Ich geprägt sei. „Wir müssen aufpassen, sonst verliert unsere Gesellschaft die Gemeinwohlorientierung und zerfällt weiter“, so die Warnung des Bundestagspräsidenten.
Unter anderem äußerte der Politiker Kritik an dem Ton in manchen aktuellen Debatten, dieser mache teilweise Angst. Dabei bezog er sich auf die Migrations- und Asylpolitik.
Zudem sprach Schäuble von einer „fiebrigen und grassierenden Wut“. Dagegen müsse die auch christlich geprägte Überzeugung „Keine Gewalt“ gesetzt werden. Schäuble sagte zudem mit Blick auf den hohen jüdischen Feiertag Jom Kippur, ein Versöhnungstag würde auch der deutschen Gesellschaft guttun.
Er bedauert die Abschaffung des Buß- und Bettages als staatlichen Feiertag. Dieser wurde bis zu seiner Streichung im Jahr 1995 deutschlandweit begangen. Sachsen ist das einzige Bundesland, wo der Feiertag auch heute noch staatlich anerkannt ist.
Schäuble predigte im Rahmen des „Politischen Buß- und Bettages“ im Berliner Dom über den Bibelvers „Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben“. Diese Veranstaltung wurde von der Domgemeinde und dem Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Dutzmann, ausgerichtet und fand zum zweiten Mal statt.
mka/gs
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