Briten-Wahl und Handelsdeal-Signale versetzen Anleger in Feierlaune

  13 Dezember 2019    Gelesen: 2078
Briten-Wahl und Handelsdeal-Signale versetzen Anleger in Feierlaune

Frankfurt (Reuters) - Die Aussichten auf einen Ausweg aus der Brexit-Sackgasse und ein Handelsabkommen zwischen den USA und China lösten am Freitag ein Kursfeuerwerk an den Finanzmärkten aus.

“Anleger haben zwei der größten Geschenke auf ihrem Wunschzettel bekommen”, sagte Analyst Sean Callow von der Westpac Bank. “Daran sollten sie zumindest eine Weile Freude haben.” Der Dax stieg zur Eröffnung um bis zu 1,4 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 13.404,54 Punkten und lag damit nur noch knapp 200 Zähler unter seinem Rekordhoch. Der EuroStoxx50 markierte mit 3756,17 Stellen sogar den höchsten Stand seit gut viereinhalb Jahren.

Das Pfund Sterling kletterte dank des klaren Wahlsiegs des britischen Premierministers Boris Johnson auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 1,3514 Dollar. Zur Gemeinschaftswährung markierte es mit 1,2079 sogar den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Mit einem Plus von 2,1 Prozent steuerte das Pfund zudem auf den größten Tagesgewinn seit elf Jahren zu. Der britische Nebenwerte-Index, in dem meist vom Heimatmarkt abhängige Firmen notiert sind, gewann fünf Prozent. Der japanische Nikkei-Index schloss 2,6 Prozent im Plus bei 24.023 Punkten und damit auf dem höchsten Stand sei mehr als einem Jahr.

Johnsons Tories errangen nach Auszählung des Großteils der Wahlkreise die absolute Mehrheit im Unterhaus, und damit nach monatelanger Hängepartie ein starkes Mandat für den Ende Januar geplanten Brexit. “Für die Märkte und die Wirtschaft ist dies das perfekte Ergebnis”, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Zum einen sei nun klar, dass Großbritannien die EU zum 31. Januar 2020 geordnet verlassen werde. Zum anderen könne mit einem raschen Konjunkturprogramm der Regierung gerechnet werden.

Vor diesem Hintergrund stieg der Index für die europäische Baubranche auf ein Rekordhoch von 517,12 Punkten. Die größten Kursgewinne verbuchten aber die Banken und die Reisebranche. Ihre Indizes gewann jeweils etwa vier Prozent.

USA UND CHINA STEHEN OFFENBAR KURZ VOR HANDELSABKOMMEN

Die zweite frohe Botschaft für die Anleger kam von den Handelsgesprächen zwischen den USA und China. Insidern zufolge einigten sich die Parteien im Grundsatz auf ein Abkommen. In dessen Rahmen solle die für Sonntag geplante Verschärfung der US-Strafzölle aufgeschoben und bestehende Abgaben zurückgeschraubt werden. “Uns wurde dieses Geschäft schon oft versprochen und jedes Mal war der Geschenkkarton leer”, schrieben die Analysten der Rabobank. Daher heiße es auch jetzt Abwarten, bis der Deal in trockenen Tüchern sei. “Aber von außen betrachtet scheint ein Deal näher zu sein als bisher.”

Der dadurch geschürte Konjunkturoptimismus spiegelte sich am Rohstoffmarkt wider. Das wichtige Industriemetall Kupfer verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 6181 Dollar je Tonne. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee gewann 0,7 Prozent auf 64,68 Dollar je Barrel (159 Liter). Am Devisenmarkt stieg die chinesische Währung zeitweise auf ein Viereinhalb-Monats-Hoch. Im Gegenzug verbilligte sich der Dollar um ein Prozent auf 6,9570 Yuan.

Aus der “Krisen-Währung” Gold zogen sich Investoren dagegen zurück. Das Edelmetall verbilligte sich um bis zu 0,4 Prozent auf 1462,80 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die als sicher geltenden Bundesanleihen flogen ebenfalls aus den Depots. Dies drückte den Bund-Future, der auf diesen Papieren basiert, 0,3 Prozent ins Minus.


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