Der Konflikt in Libyen wird zunehmend zu einem internationalen Stellvertreterkrieg. Auch Russland und die Türkei verfolgen eigene Interessen in dem Krisenstaat – und unterstützen unterschiedliche Seiten in dem Konflikt. Eine von Ankara und Moskau vorgeschlagene Waffenruhe lehnte der gegen die Regierung kämpfende abtrünnige General Chalifa Haftar nun ab.
Seine Truppen würden weiter gegen die Regierungstruppen und ihre Verbündeten kämpfen, erklärte Haftar am späten Donnerstagabend in Bengasi. Libyen werde erst wieder zu Stabilität finden, wenn die "terroristischen Gruppen" und Milizen besiegt seien, die die Hauptstadt Tripolis kontrollieren.
Tripolis wird von der Armee sowie der Regierung nahestehenden Kämpfern kontrolliert, Haftar kontrolliert den Osten des Landes. Der abtrünnige General führt seit April vergangenen Jahres eine Offensive Richtung Tripolis, wo die international anerkannte Einheitsregierung ihren Sitz hat. Diese ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Haftars Streitkräfte hatten am Montag die strategisch wichtige Küstenstadt Sirte eingenommen.
Am Mittwoch trafen sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Russlands Staatschef Wladimir Putin zu einem Vier-Augen-Gespräch in Istanbul. Anschließend riefen sie zu einer Feuerpause in dem nordafrikanischen Krisenstaat auf, die in der Nacht zum Sonntag in Kraft treten soll. Die Regierung in Tripolis hatte die Initiative begrüßt, allerdings offengelassen, ob sie sich daran halten will. In dem Konflikt wird Haftar von Russland unterstützt, die Türkei steht auf Seiten der Regierung.
Die Lage in Libyen ist Thema eines Sondertreffens der EU-Außenminister. Deutschland versucht, eine Vermittlerrolle einzunehmen, und plant einen Gipfel in Berlin mit ausländischen Mächten, die Konfliktparteien in dem nordafrikanischen Land unterstützen.
spiegel
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